Abschiedskiste
Der Artikel Abschiedskiste beschreibt eine Möglichkeit der Sterbe- und Trauerbegleitung im schwierigen Umfeld der Intensivstation, da das Sterben auf der Intensivstation immer problematisch ist und ein würdevolles sterben nur realisierbar ist bei infauster Prognose. Die Abschiedskiste ist daher nur ein Kompromiss in dieser Situation und sollte vorwiegend als Angebot für die Angehörigen gesehen werden. Zu beachten ist, dass ein solcher Abschied ein jedes Mal individuell auf den verstorbenen zugeschnitten werden muss und gegebenenfalls bei falscher Auswahl der Utensilien von den Angehörigen falsch Verstanden werden kann. Ein eigener Abschiedsraum in unmittelbarer Nähe zur Intensivstation wäre dazu ideal, ist aber leider nicht in jeder Einrichtung vorhanden. Mit einer Sammlung verschiedener Gegenstände aus der Abschiedskiste (andere Bezeichnung auch Engelskiste oder Ritualienkoffer) kann auch das Patientenzimmer in eine würdevolle von der Intensivmedizin ablenkenden und den Focus auf den verstorbenen gerichteten Abschiedsraum umgestaltet werden. So soll für die Angehörigen die Möglichkeit geschaffen werden in einem würdevollen Rahmen Abschied zu nehmen.
Die Betreuung von intensivpflichtigen Patienten darf nicht beim Tod aufhören, sondern sollte durch eine angemessene Trauerbegleitung abgeschlossen werden und wurde von den Angehörigen sowie dem Pflegepersonal durchweg als positiv und zugleich hilfreich empfunden, um selbst mit der auftretenden schwierigen Situation umzugehen.
Trauerbegleitung auf der Intensivstation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Sterbebegleitung ist ein wichtiger Bestandteil der Pflegeausbildung und der pflegerischen Tätigkeit an jedem Pflegeort. Ziel ist es, ein Sterben in Würde zu ermöglichen. Das geht bei Notfällen, unter Reanimationsbedingungen, hoher technischer Ausrüstung und hohem Arbeitsdruck leider nicht immer, da in der Regel das so, manchmal unverhofft frei werdende Bett, schon für den nächsten Notfall dringend gebraucht wird genau so wie die betreuende Pflegekraft. In der Regel ist nach dem Ableben der Patienten unter intensivmedizinischen Bedingungen die anschließende Begleitung und Führung der trauernden Angehörigen zu bewältigen. Nur sind die räumliche Situation und die zeitlichen Faktoren begrenzt. Die Abschiedskiste soll jeder Pflegekraft die Möglichkeit geben nach ihrer Vorstellung von angemessener Atmosphäre die Sterbe- und Trauerbegleitung durchzuführen. Das Angebot aus der Abschiedskiste soll nur eine Hilfestellung sein und wird nach Anamnese und jeweiliger betreuender Pflegekraft ausgewählt. Die Anamnese sollte in jedem Fall Berücksichtigung finden, um zum Beispiel Religiöse Zugehörigkeiten im Vorfeld zu klären. Durch den minimalen Zeitlichen Aufwand kann die Sterbe- und Trauerbegleitung auch unter zeitlich schwierigen Bedingungen durchgeführt werden. Die Angehörigen empfinden die Situation keineswegs als künstlich, sondern vielmehr als eine angebrachte und würdevolle Umgebung, um von ihrem Angehörigen, der vor wenigen Minuten verstorben ist, noch Abschied nehmen zu können.
Falsche Ängste und Vorstellungen über den Anblick des verstorbenen werden durch die neu geschaffene Atmosphäre nun positiv verändert.
Zu berücksichtigende Faktoren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
…sind die räumliche Situation, der zeitliche Rahmen der Vorbereitung, die Kenntnis der Neigungen und Erwartungen des Verstorbenen und seiner Angehörigen, die Übertragbarkeit auf möglichst viele Bereiche eines Krankenhauses und die Umsetzbarkeit am speziellen Arbeitsort Intensivstation.
Die räumliche Situation ist mit den Patientenzimmern gegeben. Hier versuchen wir, eine Einzelzimmersituation zu schaffen um den Focus auf den verstorbenen zu richten und damit den Trauernden Sitzplätze zur Verfügung gestellt werden können und eine ruhige Atmosphäre vermittelt wird.
Die technischen Einrichtungen werden mit weißen Laken abgehängt, um das Augenmerk einzig auf den Verstorbenen zu richten. Nicht benötigte Utensilien aus dem Zimmer entfernen. Das Licht sollte reduziert werden. Patient sollte in Rückenlage mit den Händen über der Bettdecke gelagert werden und je nach religiöser Anamnese die religions bezogenen Gegenstände aufgestellt oder dem Patienten in die Hände gelegt werden.
Auf Wunsch der Angehörigen kann der Krankenhausseelsorger dazukommen.
So könnte der Inhalt der "Abschiedskiste aussehen:[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- gewaschene, glatte Steine
- künstliche Rosenblätter
- ein großes Tonherz
- ein Büchlein mit tröstenden Worten (religionsspezifisch), z. B. "Herzliche Anteilnahme"
- Karten mit ansprechenden Motiven/Fotografien (Landschaft/Blumen/Sonnenuntergang)
- gewaschene Muscheln
- Religions bezogene Gegenstände wie zum Beispiel der Rosenkranz oder ein Kreuz
- Holzteller mit Potpourri Blüten
- ein Holzkreuz bzw. Handschmeichler für die Hand des Verstorbenen
- einen gewebten Tischläufer in einem dunklen Farbton (z.B. schwarz oder weinrot) und
- elektrische Kerzen mit Flackerlicht.
Das Team einer Intensivstation sollte den Inhalt der Abschiedskiste gemeinsam auswählen um eine hohe Akzeptanz zu schaffen.
Procedere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Abschiedskiste kann schon in der Sterbephase aufgebaut werden, um den Focus von der Intensivmedizin zu nehmen und einzig und allein auf den im sterben liegenden Menschen zu richten. Wichtig ist in diesem Fall, dass noch keine Bücher oder Karten mit dem Text ``Herzlicher Anteilnahme`` sich auf dem Nachtschrank befinden.
Eine durch die Anamnese individuelle und auf den Verstorbenen abgestimmte Auswahl der Utensilien wird auf dem Nachtschrank des Patienten aufgebaut.
Die aufgebauten Utensilien dienen einzig und alleine der Schaffung einer angemessenen Atmosphäre.
Nach dem der Patient verstorben ist kann eine Karte oder ein Büchlein mit der Aufschrift ``Herzlicher Anteilnahme`` zusätzlich auf den Nachtschrank gestellt werden. Buch mit der Aufschrift Herzliche Anteilnahme: ISBN 978-3-8431-0222-3
Nach dem sich die Angehörigen vom verstorbenen verabschiedet haben, werden die Utensilien in der Abschiedskiste verstaut und können beim nächsten Trauerfall wieder verwendet werden.
Die Abschiedskiste sollte nicht auf dem Patientennachtschrank in der Zeit der Trauerfeier aufbewahrt werden.
Interne Links[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Abschied und Trauer
- Pflege eines sterbenden Menschen
- Sterbebegleitung
- Tod
- Umgang mit Verstorbenen
- Versorgung eines Verstorbenen
Externe Links[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Drei pflegewissenschaftliche Studien: Angehörige im Intensivbereich, von Peter Nydahl[1]
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