Inkontinenz bei Apoplex
Der Apoplex selbst ist aus pathophysiologischer Sicht nicht für eine Inkontinenz verantwortlich, da die entsprechende Muskulatur normalerweise nicht betroffen ist. Trotzdem kommt es bei einigen Apoplex-Patienten zu einer Urininkontinenz, selten auch zu einer Stuhlinkontinenz.
Ursachen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Treten beim Patienten nach einem Apoplex Symptome einer Harninkontinenz auf, kann das verschiedene Ursachen haben. Einige davon sind folgende:
- die grundsätzlich veränderte Situation verhindert, dass der Patient seine gewohnten und bewährten Strategien zur Bewältigung von Kontinenzproblemen einsetzen kann
- regressives Verhalten lässt den Patienten den Katheter oder ähnliches akzeptieren, um den Pflegenden nicht zu viel Arbeit zu machen, oder weil ihm keine Alternativen geboten werden
- die Urinmenge steigt durch diuretische Mediamente
- der Patient möchte aus Scham keine Hilfe bei der Ausscheidung in Anspruch nehmen
- schon vor dem Apoplex bestanden anatomische Veränderungen wie Gebärmuttersenkung oder Prostatahypertrophie
- bei Aphasie: der Patient kann sich nicht ausdrücken, wenn er zur Toilette muss
- der Patient hat eingeschränkte kognitive Fähigkeiten
- der Patient hat eine eingeschränkte Orientierung
Massnahmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Ziel der Massnahmen ist einerseits, dass der Patient wieder "trocken", also kontinent wird, und im speziellen, dass die Wahrnehmung der Blasenfüllung und des Harndrangs gefördert wird.
Kann der Patient nicht willkürlich miktieren, kann folgendes Vorgehen helfen:
- den Patienten täglich zur gleichen Zeit 400-500ml Flüssigkeit trinken lassen
- nach ca. 40-60 min zur Toilette begleiten
- der Patient soll mit der Hand suprapubisch auf die Blase drücken, oder die Blase oberhalb der Symphyse abklopfen
- dies ist der Input für den physiologischen Miktionsprozess, da die Blasenmuskulatur reflektorissch kontrahiert wird
Neben den bekannten Massnahmen bei Harninkontinenz gibt es spezielle Tipps für Apoplex-Patienten:
- die Toilettentür wird auffällig markiert, damit sie der Patient findet
- der Weg zur Toilette wird v.a. mit Neglect-Patienten geübt
- gestörte Handlungsabläufe (wie Deckel hochklappen, ausziehen, hinsetzen, ..) müssen in einzelnen Teilschritten geübt werden
- Die Klingel muss sich zu jeder Zeit im Aufmerksamkeitsbereich des Patienten befinden
- zwischendurch wird immer wieder der Toilettengang angeboten, auch wenn sich der Patient nicht meldet. Andere Möglichkeit: fester Zeitplan erstellen (Toilettentraining)
- Merke: bei aphasischen Patienten kann plötzliche Unruhe auch auf Harndrang oder Stuhldrang hindeuten => Achten auf Mimik und Gestik des Pat (ev. Einsatz von Bildtafeln um Vermutung zu bestätigen)
- die Flüssigkeitszufuhr wird dem Tagesablauf angepasst: nach 17Uhr nur noch minimale Flüssigkeitszufuhr, um die Miktion in der Nacht zu reduzieren
- Durch das Bobath-Handling (z.B. Heben des Gesässes) wird die Beckenbodenmuskulatur gestärkt und bewusst gemacht. Diese ist für die willkürliche Miktion unverzichtbar.