Vertigo
Als Schwindel, lateinisch Vertigo, wird das wiederholte Auftreten eines Schwindelgefühls (Gleichgewichtsstörung) bezeichnet, bei dem eine Person nicht mehr sicher weiß, wo Boden und Horizont sind und wie sie sich in Beziehung dazu bewegen kann, ohne zu stürzen. Es folgt daraus ein starkes Gefühl der persönlichen Unsicherheit. Es kann dafür unterschiedliche Ursachen geben. Insbesondere kann das Gleichgewichtsorgan im Innenohr betroffen sein. Schwindel kann außerdem als Symptom verschiedener Krankheiten, insbesondere von Kreislaufschwäche, oder Störungen auftreten. Aus Patientensicht erfolgt eine Ursachenzuschreibung mit diesem Begriff, die aber nicht mit der tatsächlichen Ursache zusammenhängen muß. Zur Häufigkeit: die Wahrscheinlichkeit, eine Drehschwindelattacke im Leben zu erleiden, liegt bei 30 Prozent. Mit zunehmendem Alter steigt die potentielle Betroffenheit. Das Gehirn erhält dabei falsche Signale über die Körperlage. Betroffene fallen wie betrunken zu Boden oder fühlen sich hilflos wie ein Baby, übergeben sich minutenlang immer wieder. Durch eine gezielte Therapie verschwinden diese Symptome in 95 Prozent der Fälle langfristig.
Man kann Dreh-, Schwank-, Lift-, Bewegungs- oder "unsystematischen" Schwindel unterscheiden. Zur Abklärung der Ursachen des Schwindeligwerdens und seiner Folgen (häufig: Sturz) kann neben dem Hausarzt (Allgemeinmedizin, Innere Medizin) die Untersuchung von mehreren Fachärzten für HNO, Orthopädie und Neurologie erforderlich werden. Unter Umständen sind auch Kardiologie und Psychiatrie als Disziplin einzubeziehen. Starker Schwindel kann die Einweisung in ein Krankenhaus erforderlich machen.
Ursache[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Erkrankungen des Innenohrs führen zu Drehschwindel
- Blutarmut und Kreislaufstörungen (zu hoher oder zu niedriger Blutdruck)
- Krankheiten des Zentralnervensystems, insbesondere des Kleinhirns (Geschwülste, Epilepsie, Arteriosklerose, Migräne u.s.w.)
- Sehstörungen.
Symptome[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Gefühl des gestörten Gleichgewichts: Nichtwissen, wo Boden und Horizont sind
- oft mit Schweißausbrüchen, Übelkeit und Erbrechen
- Gefühl sich trotz ruhiger Haltung zu bewegen (z. B. auf eine Wand zu, den Boden zu)
Therapie und Differnetialdiagnose[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Schwindel ist ein häufiges, sehr unspezifisches Symptom, das auf verschiedene Erkrankungen hinweisen kann.
Als Differnetialdiagnosen treten auf:
- Benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel, ein gutartiger Lagerungsschwindel
- Erkrankungen des Innenohres (Vestibulopathie)
- Menière'sche Erkrankung
- Entzündung des Gleichgewichtsnerven (Neuritis vestibularis)
- seltener auch Durchblutungsstörungen (Kleinhirninfarkt (als Ischämie-Folge)), Tumoren ( Akustikusneurinom), mechanische Schädigungen (traumatischer Labyrinthausfall bei Felsenbeinfraktur) usw. mit Beteiligung des Gleichgewichtssystems
- Basilaris-Migräne - ein Migräne-assoziierter Schwindel, auch als Bickerstaff-Syndrom oder basilare Migräne bezeichnet
- Basilariskompressionen durch rotatorische oder translative Subluxationen im Kopfgelenk bei Kopfgelenksinstabilitäten, beispielsweise als Folge eines Schleudertraumas mit Weichteilverletzung
- Bogengangsdehiszenz, ein Knochendefekt im Innenohr
- Synkope (Ohnmacht)
- Beim Drehschwindel ist über die eventuell vorhandene Begleitsymptomatik eine unmittelbare Einteilung in peripher- oder zentral-vestibulären Schwindel möglich.
- zentral-vestibulärer (Dreh-)schwindel sowie Schwankschwindel sollten primär durch einen FachärztIn für Neurologie weiter untersucht werden,
- peripher-vestibulärer Schwindel dagegen durch eine/einen FacharztIn für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde.
Spezialeinrichtungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
2009 wird an der Münchner Uniklinik in München-Großhadern an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) ein Therapiezentrum für Patienten mit Schwindelattacken eingerichtet. In dem neuartigen Zentrum sollen ca 60 ÄrztInnen mit Ingenieuren, Informatikern und Physikern zusammenarbeiten. Der Bund fördert das Therapiezentrum in den nächsten fünf Jahren mit 25 Millionen Euro. Thomas Brandt vom Institut für Klinische Neurowissenschaften München ist Gründungspräsident.
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Thomas Lempert: Wirksame Hilfe bei Schwindel. Stuttgart, Trias-Verlag, 2003. ISBN 3-8304-3105-8
- Thomas Brandt, Michael Strupp, Marianne Dieterich: Vertigo. Darmstadt, Steinkopff, 2003. ISBN 3-7985-1416-X
- Hannelore Neuhauser u.a. (Robert Koch-Institut und Charité, Berlin): bundesweit repräsentative Befragung zur Häufigkeit mittlerer und starker Schwindelbeschwerden und ihrer Behandlung (in "Nervenarzt", Bd. 80, S. 887).
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Was ist Schwindel? - Schwindelambulanz der Neurologischen Klinik München
- Vertigo-Artikel bei Wikipedia
- Gleichgewichts-Artikel bei Wikipedia
- Hildegard Kaulen: Schwindeltherapie – Wenn sich plötzlich alles zu drehen beginnt. Zeitungsartikel in der FAZ vom 12. März 2010 (zur Versorgungslage in der BRD)