Krankheit
Für den Begriff Krankheit gibt es keine allgemeingültige Definition. Verschiedene Modelle erklären den Begriff aus einer bestimmten Perspektive oder als das Fehlen von Gesundheit. Im Gegensatz zur Behinderung ist eine akute Krankheit in der Regel zeitlich begrenzt. Es gibt aber auch chronische Krankheiten, die nicht geheilt werden können und deren Behandlung in der Linderung der Symptome, der Erhöhung der Lebenserwartung oder -qualität besteht.
Verschiedene Aussagen zu dem Begriff 'Krankheit'[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Krankheit kann die subjektiv empfundene Lebensqualität des Betroffenen in einem individuellen Maß beeinträchtigen oder auch objektiv lebensbedrohlich sein.
- Krankheit ist nicht lokal begrenzt, es ist immer der ganze Mensch krank. Daher soll nicht nur die Krankheit, sondern der ganze Mensch behandelt werden.
- Krankheit betrifft nicht nur den Körper, die Psyche oder den Geist, sondern stets Körper, Psyche und Geist.
- Gesundheit und Krankheit sind Zustände menschlichen Befindens und Verhaltens, die durch die Gesellschaft beeinflusst werden und die selbst gesellschaftlich interpretiert werden.
- Krankheit ist nicht (allein) das, was sie objektiv zu sein scheint, sondern wie sie subjektiv erlebt wird, was unter anderem durch das Verständnis in der Gesellschaft für diese oder jene Krankheit beeinflusst wird.
Verschiedene Modelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nach dem biomedizinischen Modell ist Krankheit eine Störung des Organismus, verursacht durch anatomische, physiologische oder biochemische Abweichungen. Daraus resultierende Veränderungen im körperlichen, geistigen und/oder seelischen Bereich sind objektiv durch Beobachtung und Messung feststellbar, können aber auch subjektiv als solche empfunden werden. Im gegenwärtigen Gesundheitssystem wird vor allem der Medizin die Definitionsgewalt von Krankheit und “krank sein” zugeschrieben, die sich überwiegend auf naturwissenschaftlich gesichertes Wissen stützt. Bezugspunkt dabei ist der normale Bau des Körpers und sein normales Funktionieren.
Dagegen ist für das soziologische Modell die normal funktionierende Gesellschaft der Bezugspunkt. Krankheit ist demnach die „Unfähigkeit der gesellschaftlichen Rollenerfüllung.“[1] Aus soziologischer Sicht spielen dabei sozio-kulturelle Einflüsse (mythische, religiöse Vorstellungen, Traditionen, Wertsysteme) eine entscheidende Rolle.
Im psychologischen Modell, das auf den Theorien Sigmund Freuds basiert, entscheidet die Verarbeitungsfähigkeit von Konflikten und Spannungen über Gesundheit und Krankheit imsbesondere im psychischen Bereich. Die Fähigkeit ist nach diesem Modell angeboren oder entwickelt sich in der frühen Kindheit.
Weitere Modelle sind unter anderen das psychosomatische, das Stress-Coping-, das Risiko-Faktoren-, das Devianz-und das multifaktorielle Modell. Überschneidungen der Modelle ergeben sich aus der Sicht auf Lebens- und Arbeitsbedingungen als krankheitsverursachende Faktoren.
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Seit undenklichen Zeiten versucht der Mensch, Krankheiten zu erklären, und seine Überzeugungen bestimmten sowohl die Rolle des kranken Menschen und des Heilkundigen, als auch das zu schaffende System der Pflege. Der primitive Mensch schrieb Krankheiten bösen Geistern zu und versuchte diese durch Zauberei auszutreiben oder ihren Zorn durch eine Opfergabe zu besänftigen.
Jahrhunderte später hielten die alten Kulturvölker - Ägypter, Babyloner, Inder, Chinesen, Griechen, Römer - die Krankheit noch für ein übernatürliches Phänomen. Der Heilkundige war gleichzeitig Magier oder Priester. Die Pflege wurde bei den Griechen in einem Tempel der Heilkunde ausgeübt, bei den Römern in Militärlazaretten.
Mit dem Aufkommen des Christentums wurden Kranke häufig von Angehörigen religiöser Orden und Gemeinschaften versorgt, so zur Zeit der Kreuzzüge von Mitgliedern des hochgeachteten Malteser- und Johanniterordens. Die Pflege wurde aus christlichem Erbarmen gegeben, und da man die Krankheit manchmal als gerechte Strafe für sündige Reue oder Tat ansah, schloß sie die Sorge um die Seele ebenso ein, wie das Bemühen um die Erleichterung körperlicher Qual. Es ging jedoch sogar soweit, daß die Heilung oder Schmerzreduzierung als Gotteslästerung ausgelegt und zur Verbrennung als Hexe führte. So wurden viele der "weisen Frauen" durch die "männliche" Kirche und "männliche" Ärztewelt vernichtet (geschichtwissenschaftlich wird diese Interpetation nicht allgemein akzeptiert).
Neue Ideen, neue Entdeckungen und neue Erfindungen sorgten um das Jahr 1500 herum in Europa für einen deutlichen sozialen Wandel. In der späteren Renaissanceperiode und der folgenden Zeit wurden große Fortschritte in der Kenntnis der menschlichen Krankheiten und ihrer Behandlung gemacht. Der menschliche Körper wurde anatomisch und physiologisch bis in viele Einzelheiten studiert, was zu einem Teil erst durch die Erfindung des Mikroskops möglich wurde.
Im neunzehnten Jahrhundert gelang der Medizin der entscheidende Schritt über Magie, religiöse Heilung und Volksmedizin hinaus. Es wurde begonnen, systematische, objektive und verifizierbare Beobachtungen des Krankheitsverlaufs und des Behandlungserfolgs bzw. -mißerfolges durchzuführen. Das angesammelte Wissen wurde nicht mehr als etwas Endgültiges betrachtet. Es wurde erwartet, daß Beobachtungen und gezogene Schlüsse stets aufs Neue überprüft würden, um wirksamere Praktiken zu entwickeln. Bis zum Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts waren viele Erreger der häufigsten Infektionskrankheiten isoliert, womit der Ausgangspunkt gegeben war für die Entwicklung von spezifisch wirksamen Stoffen (Antibiotika, Impfstoffe), welche im menschlichen Körper bestimmte pathologische Mikroorganismen im Wachstum hemmen oder töten können.
Mit dem Aufkommen neuer, auf Tatsachen beruhender Erkenntnisse wurde es notwendig, die Theorie von einer einzelnen jeweiligen Ursache für eine bestimmte Krankheit fallenzulassen, ebenso die Vorstellung von Gesundheit und Krankheit als körperunabhängigen Zuständen, die nichts mit der individuellen Person zu tun hätten. Es ist jetzt allgemein anerkannt,dass der Gesundheits- oder Krankheitszustand nicht durch einen einzelnen Faktor, sondern durch viele Faktoren bestimmt wird, und zwar in verschiedenen Kombinationen für jedes Individuum.
Krankheit in der Arbeitswelt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Krankenstand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Krankenstand, krankheitsbedingte Fehlzeiten oder Krankheitausfälle sind (betriebswirtschaftliche) Kennzahlen für den Umfang der Erkrankungszeiten bei Berufstätigen in Tagen pro Jahr; genauer, für die Nichtanwesenheit am Arbeitsplatz oder im genehmigten Urlaub aufgrund von Arbeitsunfähigkeit oder Krankmeldung.
Durch das Meldeverfahren bedingt sind Statistiken über den Krankenstand zum Teil wenig aussagefähig. Eine Differenzierung zwischen regulären Arbeitstagen und arbeitsfreien Tagen wird bei den Berechnungen der gesetzl. Krankenversicherungen nämlich grundsätzlich nicht vorgenommen. Dieser fiktive Krankenstand entspricht also eher dem Anteil der gemeldeten AU-Tage an allen Versicherungstagen (inklusive Sams-, Sonn- und Feiertagen) in der jeweils betrachteten Mitgliedergruppe der jeweiligen Krankenversicherung.
Krankheitausfälle bei einem einzelnen Arbeitgeber, z. B. in einer Krankenhausstation unter dem Pflegepersonal bezieht sich in der Regel auf die ausgefallenen Arbeitstage aller dort Beschäftigten, die zur Arbeit eingeteilt (Dienstplan) waren. Freie Tage werden dabei als Bezugsgröße nicht berücksichtigt.
- Beispiel: Fehlen krankheitsbedingt an einem Tag 20 von 200 Beschäftigten, lässt sich für diesen Tag ein Krankenstand von 20 / 200 = 10 Prozent angeben. Die Berechnung für das gesamte Jahr müsste den jeweiligen Arbeitsumfang der ausgefallenen Beschäftigten und tatsächliche Arbeitstage berücksichtigen.
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- www.orpha.net Portal für seltene Krankheiten und Orphan Drugs (Arzneimittel für seltene Krankheiten)
- Krankenstand, Artikel bei Wikipedia
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ K. Hurrelmann: Gesundheitssoziologie. Eine Einführung in sozialwissenschaftliche Theorienvon Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung. Juventa Verlag, Weinheim und München 2006, S. 115