Desinfektion

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Definition[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Desinfektion ist eine Maßnahme, bei der die Zahl der Infektionserreger so weit reduziert werden muß, daß eine Infektion bzw. Übertragung ausgeschlossen werden kann. Eine 100%ige Keimreduzierung findet nicht statt. (Reduktion um den Faktor log 5 bzw. 99,999% -> d.h. von 100.000 Keimen bleibt 1 übrig)

Einteilung nach Verwendungszweck[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grundsätzliche Unterscheidung:

  • für die Anwendung am Menschen geeignet oder nicht
    • Desinfektionsmittel für Haut, Schleimhaut, Hände und Wunden dürfen nur eine geringe Toxizität aufweisen, müssen aber antimikrobiell wirksam sein
    • Desinfektionsmittel für Flächen- u. Instrumentendesinfektion enthalten Substanzen, die für den Menschen toxisch wirken
  • Flächen- u. Instrumentendesinfektion (z.B. Aldehyde, Phenole, Sauerstoffabspalter, Peressigsäuren, Quaternäre Ammoniumverbindungen)
  • Hautdesinfektion = Alkohole, jodabspaltende Verbindungen wie Polyvidonjod, Octenidin (insbes. Schleimhaut)

VAH (Verbund für angewandte Hygiene e.V.); DGHM (deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Desinfektionsmittel, die am Menschen zum Einsatz kommen, müssen als Arzneimittel zugelassen sein. Flächendesinfektionsmittel fallen in der Regel unter die Biozidrichtlinie und Instrumentendesinfektionsmittel sind dagegen Medizinprodukte. Die VAH legt Kriterien für die Prüfung und Anerkennung von Desinfektionsmitteln für die prophylaktische Desinfektion im humanmedizinischen Bereich und dem Bereich des öffentlichen Gesundheitsschutzes fest (ersetzt die DGHM-Liste).

Das Robert Koch-Institut (RKI) legt in einer eigenen Liste die Mittel fest, die im Seuchenfall zu Anwendung kommen müssen.

Die Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft (DVG) benennt Mittel, die in Lebenmittelverarbeitenen Betrieben zu Einsatz kommen.

Die Hersteller müssen für die Qualität unter klinischen Bedingungen garantieren.

Verfahren der Desinfektion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Physikalische Desinfektion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch Einwirkung von:

Strahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

UV-Strahlen zur Desinfektion von Raumluft, z.B. in OP-Schleusen. Das Verfahren ist umstritten, da UV-Strahlen auch den Menschen schädigen können. Neueren Untersuchungen zufolge spielt die Luft bei den meisten Erkrankungen eine eher untergeordnete Rolle.

Trockene Hitze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Desinfektion durch Abflammen, d.h. hitzebeständige Materialien werden kurz in die Flamme eines Bunsenbrenners gehalten (hauptsächlich in Labor)

  • Desinfektion durch Verbrennung von infektiösem Material

Feuchte Hitze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Desinfektion durch strömenden Dampf (bei z. B. : Matratzen, Decken, Kissen, nicht kochbare Kleidung, Pflegegeschirr)

  • Wird vom RKI empfohlen, wann immer es Art und Beschaffenheit der zu desinfizierenden Gegenstände zulassen.
  • erfolgt im sog. Dampfströmverfahren mit gesättigtem Wasserdampf von 100 °C und einer Einwirkzeit von 15 min. oder nach dem sog. A0-Wert-Verfahren (Temperatur-Zeit-Äquivalent)
  • Desinfektion durch Auskochen (hitzebeständige Materialien); Dampfkochtopf = bei "Notfällen"
    • durch Zusatz von 0,5% Soda kann die Wirkung verstärkt werden

Kombination[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kombination Hitze und chem. Desinfektionsmittel spricht man von thermisch-chemischer Instrumentendesinfektion (in spez.: Geschirr-Spülmaschine)

Chemische Desinfektion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

spielt im Pflegebereich die größte Rolle, durch Einsatz von Substanzen, die eine mikrobizide Wirkung haben

Wirkungsweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • es kommt zu Veränderungen von Eiweißen der Mikroorganismen (Denaturierung)
  • Lipidmembranen können geschädigt werden
  • einige Mittel verursachen eine Schädigung der Nukleinsäuren von Mikroorganismen
  • nicht nur die Art entscheidet über die Wirksamkeit sondern auch die enthaltenen Hilfsstoffe (oberflächenaktive Stoffe = Tenside)
    • diese Stoffe ermöglichen erst, daß das Desinfektionsmittel an seinen Wirkort Mikroorganismus gelangt

Methoden der chemischen Desinfektion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einlegen / Tauchbad[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • alle Gegenstände müssen vollständig bedeckt sein
  • Schläuche und andere Hohlräume sind sorgfältig mit Lösung zu füllen
  • müssen mit kaltem Wasser hergestellt und abgedeckt werden
  • i.d.R. werden die Lösungen täglich. erneuert
  • Achtung: Materialien müssen von Grobverschmutzung (vor allem organische Stoffe wie z.B. Blut, Kot, Sekrete) befreit sein, um einen sogenannten Eiweißfehler zu vermeiden !!

Sprühen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Diese Methode ist vollkommen ineffizient und damit obsolet, da beim alleinigen Sprühen Luftinseln verbleiben und dort natürlich keine Desinfektion stattfindet. Durch das Versprühen (alkohobasierter) Wirkstoffe entstehen Sprühnebel, die eingeatmet werden.

  • Fläche muss vollständig benetzt sein (Widerspruch siehe oben)
  • Gewisser Abstand muss eingehalten werden, Sprühkopf darf die Fläche nicht berühren
  • ein zu großen Abstand belastet Raum- u. Atemluft mit Aerosolen
  • nur für kleine Flächen geeignet

Kommentar: Einsatz von alkoholischen Flächen-Desinfektionsmittel zum Sprühen ist für die Desinfektion kleiner Flächen weder ineffizient, verboten oder eingeschränkt. Daraus ergibt sich, dass diese auch weiterhin in der Desinfektionsmittelliste der VAH eingetragen bleiben.

Zu der in jüngster Zeit ins Gespräch gekommenen, vermeintlich gefährlichen Aerosolbildung bei der Durchführung einer Sprühdesinfektion, möchte ich einige physikalische Fakten zur Ausbringung des Präparates über einen Sprühkopf verdeutlichen:

Bei den sogenannten Aerosolen handelt es sich um kleinste Teilchen (Tröpfchen oder Feststoffe in Nanometer-Bereich), die von der Raumluft praktisch "getragen" also im Schwebezustand gehalten werden und nicht zu Boden fallen. Sichtbar werden diese Aerosole durch das Wahrnehmen von Nebel (Flüssigkeiten) bzw. Rauch (Feststoffe). Aerosole von Flüssigkeiten entstehen, indem das Medium unter extrem hohem Druck durch ein spezielles System feinster Düsen gepreßt wird. Für diesen Zweck werden in der Regel elektrisch betriebene Turbo-Sprayer eingesetzt, die Flüssigkeiten im Raum auch tatsächlich vernebeln.

Ganz anders liegen die Sachverhalte bei einer auf Flaschen aufgeschraubten Sprühpistole. Hier wird die Flüssigkeit durch den manuellen Pumpvorgang mit geringem Druck durch eine vergleichsweise große Düsenöffnung kegelförmig streuend bzw. sprühend ausgebracht. Die so entstandenen Tröpfchen sind im Vergleich zum Aerosol um mehrere Zehnerpotenzen größer und können daher nicht von der Luft in der Schwebe gehalten werden.

Besonders im Gegenlicht ist das Zubodenfallen der kleinen Tropfen gut zu beobachten. Dies bedeutet, daß bei der Sprühdesinfektion unter Zuhilfenahme einer Sprühpistole eine nennenswerte Aerosolbildung praktisch nicht stattfindet.

Desinfektions-Sprays sind besonders für schwer zugängliche Stellen wie zB.: im Küchenbereich einsetzbar und daher ist dieses Verfahren weder obsolet noch veraltet. Nach dem Abtrocknen können Sie die Flächen wieder benutzen.

Wischen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Vorteil, dass gleichzeitig auch eine mechanische Reinigung erfolgt
    • dadurch werden Verschmutzungen gelöst u. entfernt
  • Fläche muss vollständig benetzt werden u. anschließend trocknen
  • Wischlappen mit hoher Saugfähigkeit regelmäßig wechseln

Laufende Desinfektion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Laufende Desinfektionen werden regelmäßig vorgenommen und sollen eine Ausbreitung von Infektionserregern vermeiden:

ALLE DESINFEKTIONEN, DIE MAN JEDEN TAG DURCHFÜHRT!

Schlussdesinfektion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Schlussdesinfektion dient der gründlichen Desinfektion der Räume (Patientenzimmer) nach Entlassung/Verlegung der Patienten/Bewohner. Die Art und Intensität der Schlussdesinfektion ist auch von der Erkrankung des Patienten abhängig (z.B. bei meldepflichtigen Infektionskrankheiten)

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]