Händehygiene

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Das Händewaschen ist die Reinigung der Haut im Bereich der Hände, dem Greifwerkzeug des Menschen. Das Waschen der Hände gehört in der Pflege neben der Hygienischen Händedesinfektion und der Hautpflege danach zur effektiven Händehygiene.
Einschränkend muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass das Waschen nur zu einer Keimreduzierung führt, aber keine keimabtötende Wirkung besitzt. Es ist daher keine Alternative zur Hygienischen Händedesinfektion.[1]

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In erster Linie werden Hände im Alltag von grobem Schmutz gereinigt, der sicht- und fühlbar ist und durch das wiederholte Anfassen verschiedenster Dinge auf die Haut gerät. Aber auch auf "reglosen" Händen lagern sich mit der Zeit Rückstände von Hautschuppen, Hauttalg und Schweiß ab, die einen Nährboden für die unterschiedlichsten Erreger bilden.

Auf der Handfläche eines Menschen können über 200 verschiedene Keimarten (Bakterien, Pilzsporen und Viren) gefunden werden. Diese können unter bestimmten Umständen Krankheiten hervorrufen. Keime befinden sich überall: z. B. an Treppengeländern, Türklinken und Geldscheinen. Bis fünf Minuten übersteht ein einzelnes Virus in der Handfläche eines Menschen. Noch länger können Keime aber auf glatten, trockenen Flächen oder z. B. auf Geldscheinen überdauern. Regelmäßiges Händewaschen mit Flüssigseife kann das Infektionsrisiko reduzieren. Durch das Waschen wird die Keimmenge um bis zu 99% vermindert.[2] Bei einem Versuch mit Influenza-A-Viren wurde nachgewiesen, dass 20 Sekunden Händewaschen mit Seife ausreichten, dass bei allen Probanden kein infektiöses Influenzavirus mehr nachgewiesen werden konnte.[3]

Da durch das alleinige Waschen der Hände Bakterien, Pilze und Viren aber nicht ausreichend sicher entfernt bzw. inaktiviert werden, genügt das Waschen den Anforderungen eines Klinikbetriebes nicht. Geringer Zeitaufwand und dermatologische Gründe machen als verträglichere, schnellere und sicherere Methode die hygienische Händedesinfektion notwendig.

Zu häufiges Händewaschen, insbesondere mit heißem Wasser, kann außerdem die Haut schädigen und auf die Dauer ein Handekzem verursachen. Beginnende [Ekzem]e können viele Pflegekräfte auf Grund von Rötungen und Schuppungen (vor allem im Winter zwischen den Fingern) bei sich selber feststellen. Hierbei gilt es das gesunde Mittelmaß zu finden: Im Zweifel lieber mit einem alkoholischen Händedeinfektionsmittel die Hände einreiben, dies reduziert die Keimlast erhelblich stärker als die Waschung, gleichzeitig wird die Haut weniger geschädigt.

Bei möglicher Kontamination mit bestimmten sporenbildenden Erregern (z.B. Clostridium difficile) wird das Händewaschen vor der Desinfektion empfohlen, da die üblichen Hautdesinfektionsmittel auf Alkoholbasis keine abtötende Wirkung auf diese Sporen haben, die Sporenmenge aber durch das Waschen deutlich reduziert werden kann.

Situationen in der Pflege, die das Händewaschen erfordern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Vor Arbeitsbeginn und nach Arbeitsende sollten die Hände gewaschen werden.
  • Nach Kontakt mit einem Patienten, der an einer Clostridien-Infektion (Clostridium difficile) erkrankt ist. Das Gleiche gilt nach Kontakt mit kontaminiertem Material (insbesondere Ausscheidungen) und Gegenständen aus der Patientenumgebung.[4]

Risikoabhängig sollte zwischen Händewaschen und Händedesinfektion entschieden werden vor und nach dem Essen, vor und nach der Pause, vor der Zubereitung von Speisen bzw. dem Anreichen von Mahlzeiten, nach dem Toilettengang, nach dem Naseputzen.

Vorgehen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Einzelschritte beim Waschen der Hände sind das Befeuchten, Einseifen, Reiben, Abspülen und Abtrocknen. Daran kann sich ggf. die Hautpflege der Hände anschließen.

Beim Waschen sollte folgendes beachtet werden:

  1. Die Hände werden unter fließendem, maximal handwarmem Wasser nass gemacht.
  2. Einseifen der Hände mit hautschonender Flüssigseife aus einem Spender, damit es zu keinem Kontakt mit der kontaminierten Haut kommt. Die Verwendung von Stückseife ist nicht zulässig.
  3. Die Hände reiben, bis die Seife schäumt, dazu sind die beiden Handrücken, die Finger einzeln (insbesondere der Daumen), die Nagelbetten und unter den Fingernägeln (Fingerkuppen) und die Handgelenke zu reiben. Eine genaue Zeitvorgabe dafür existiert nicht. Es werden ca. 10 bis 30 Sek. erforderlich sein, insgesamt sollte die Nasszeit nicht länger als eine Minute dauern.[5]
  4. Abspülen der Hände unter fließendem, lauwarmen Wasser.
  5. Die Hände werden mit einem sauberen Handtuch oder Einmal-Papiertüchern getrocknet. Völlig trockene Hände erschweren eine neue Keimbesiedelung bzw. die Vermehrung noch vorhandener Keime.
  6. Mit diesem Tuch vor dem Abwurf evtl. berührte Handgriffe sauber reiben und das Tuch abwerfen (ohne erneuten Hautkontakt)
  7. Hautpflegemittel auftragen

Benötigt eine andere Person Hilfe beim Händewaschen, werden die Hände der anderen Person nacheinander jeweils mit beiden eigenen Händen wie beschrieben gewaschen.

Unterschätzte Wirkung des Händewaschens[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zitat auf einer Internetseite (März 2009):

"… ein Glück, dass es das Internet gibt, jetzt erklären wir sogar Händewaschen… - wie bin ich ohne Netz nur so groß und so alt geworden…"

Nicht nur dieser Kommentator verkennt die Situation, wie sie auch in einem "hochentwickelten" Land wie Deutschland immer wieder zu beobachten ist (z.B. im Waschraum öffentlicher Toiletten), nämlich die Vernachlässigung oder falsche Anwendung persönlicher Hygienemaßnahmen, so dass vom Robert-Koch-Institut eine Aktion gestartet wurde, die das Händewaschen thematisiert und damit einen Beitrag zur Pandemie-Prävention leistet.[6]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • M. Dülligen, A. Kirov, H. Unverricht: Hygiene und medizinische Mikrobiologie. 6. Auflage, Schattauer, Stuttgart 2013; S. 209-211
  • G. Beckmann, A. Mielke: Händehygiene. In: Geprüfte Schulungsmaterialien für die Pflege. Raabe Verlag, Berlin 2012.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes (RKI) zur Händehygiene, Stand 2000; auf www.rki.de, abgerufen am 22. August 2013
  2. Ch. Jassoy, A. Schwarzkopf (Hrsg.):Hygiene, Mikrobiologie und Ernährungslehre für Pflegeberufe. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2005, S.236
  3. M. Eggers et al.: Wie wirksam ist Händewaschen gegen Influenzaviren?, Hyg Med 2009; 34 (12): 492–498, abgerufen am 22. August 2013
  4. Empfehlungen des Robert Koch- Institutes zu Hygienemaßnahmen bei Patienten mit Durchfällen aufgrund von toxinbildendem Clostridium difficile, Stand: Dezember 2008; auf www.rki.de
  5. H. Unverricht: Desinfektion. In: Hygiene und medizinische Mikrobiologie. 2013, S. 211
  6. Kampagne "Wir gegen Viren" des RKI, abgerufen am 6. Januar 2011