Mundhygiene

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Schulungsprogramme zur Verbesserung der Mundhygiene von Alten- und Pflegeheimbewohnern

1. Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Lebensabschnitt Alter wird im Zuge des demographischen Wandels die größte Gruppe der Gesellschaft in den Industrienationen betreffen. Ein langfristiges Anliegen ist es, die Lebensqualität älterer Menschen aufrecht zu erhalten. Hierzu gehört eine allumfassende Gesundheit. Zu einem guten Gesundheitszustand zählt auch der Erhalt eigener natürlicher Zähne. Ein guter oraler Gesundheitszustand trägt zur Verhinderung von Infektionen, schmerzhaften Läsionen der Mundschleimhaut und Zahnverlust bei und gewährleistet ein gutes Aussehen des Patienten und gleichzeitig eine aktive Teilnahme am sozialen Leben. Die Zahl der älteren, teilweise bezahnten Patienten ist heutzutage größer als früher. 50% der 75-Jährigen besitzen immer noch einige natürliche Zähne (6). Bewohner von Altenheimen oder Pflegeeinrichtungen weisen aber häufig einen schlechten oralen Pflegezustand auf (1)-(6). Oftmals erhalten Patienten in Pflegeeinrichtungen lediglich auf einer Notfallbasis notwendige zahnmedizinische Behandlung (5) oder erst dann, wenn sie Schmerzen oder Probleme mit ihrer Prothese haben (6). Bereits seit 1975 wurde in Studien von einem schlechten Mundhygienezustand unter Personen, die in Langzeit-Pflegeeinrichtungen leben, berichtet. Es folgten Studien, die die Aufmerksamkeit auf die Mund- und Zahnpflege lenken sollten. Pflegekräfte wurden angewiesen, Patienten bei der Mundpflege zu assistieren bzw. Patienten dazu zu befähigen, ihre Mundhygiene aufrecht zu erhalten. Dennoch verbleibt der Zustand der Mundgesundheit betreuter Menschen auch heute allgemein schlecht (1). Der Mangel an Training von Pflegepersonal vor und nach dem Examen zum Thema Mundgesundheit und Mundkrankheiten wird als hauptsächlicher Grund dafür beschrieben, dass in der Pflege keine adäquate Mundpflege erbracht wird (6). Die Tatsache, dass immer mehr Menschen bis in ein höheres Alter natürliche Zähne erhalten werden (1) (3) (5) (6) und somit in einem höheren Alter als bisher zahnlos werden, stellt eine Herausforderung für die Zahnmedizin dar (3) und erfordert einen Anstieg von Zahn- und Mundpflegeservice in der Pflege (4), insbesondere in Langzeitpflege-Einrichtungen. Der orale Status innerhalb der Personengruppe der über Siebzigjährigen ist überwiegend durch Zahnrestaurationen, verankerten und /oder herausnehmbaren Prothesen charakterisiert. Es existieren Risikofaktoren wie z. B. kariöse Ernährungsweise, schlechte Oralhygiene und die Einnahme von Medikamenten, die zu einer Verschlechterung der Mundgesundheit und als Folge zu Zahnverlust führen können. Es ist notwendig, das Pflegepersonal in Pflegeeinrichtungen auf die eben genannten Umstände und Risiken durch zahnmedizinische Schulungen aufmerksam zu machen.

2. Untersuchte Parameter des Mundgesundheitszustandes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Beobachtung des Mundgesundheitszustandes wurde in der Literatur bezüglich folgender zahnmedizinischer Gesichtspunkte festgestellt: festsitzende Belege (Plaque) an noch vorhandenen natürlichen Zähnen und /oder Zahnersatz (1), weiche Beläge an noch vorhandenen natürlichen Zähnen und /oder Zahnersatz (1), Pilz- oder Bakterienbefall von Mundschleimhaut und Zunge (2), Pilzbefall von Teil- oder Totalprothesen (2), Zungenentzündung (Glossitis) (2), Entzündung der Mundschleimhaut (Stomatitis) (1), Zahnfleischentzündung (Gingivitis) (1), prothesenindizierte Stomatitis (1) (2), Lippenentzündung in den Mundwinkeln (2), Druckstellen auf der Mundschleimhaut, teilweise bzw. komplette Zahnlosigkeit (3). Weitere Parameter, die beobachtet wurden, waren das Vorhanden- oder Nichtvorhandensein von partiellen oder Totalprothesen und Karies, außerdem der Zustand des Zahnhalteapparates (Periodontium) (4). Auch der allgemeine Hygienezustand der Prothese und der Zähne, bezüglich der der Mundschleimhaut aufliegenden Fläche der Prothese und des sichtbaren Zustandes des Zahnes wurde untersucht (5). Mundtrockenheit, wunde Mundschleimhaut, schlechter Geschmack, Schwierigkeiten beim Sprechen, Essen, Schlucken und mit Totalprothesen, sowie Tragegewohnheiten von Prothesen waren ebenfalls untersuchte Parameter(6).

3. Fragestellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wirken sich Schulungsprogramme von Pflegepersonal verbessernd auf die Mundgesundheit von Altenheimbewohnern aus?

4. Inhalte von Schulungsprogrammen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Personal aus Pflegeheimen wurde in einstündigen Sitzungen über die Rolle von Plaque im Bezug auf Mundkrankheiten unterrichtet. Außerdem wurde vermittelt, mit welchen Putztechniken Zähne und Prothesen richtig gereinigt werden (1) (2) (5) (6). Anschließend hatten die Teilnehmer die Gelegenheit, die gelernten Techniken an Modellköpfen und weiteren Lehrmitteln praktisch zu üben (1) (2). In einer der Studien (2) lag der Focus auf der Prävention des Auftretens von oralen Hefepilzinfektionen. Die Schulung des Pflegepersonals beinhaltete Informationen über präventive Maßnahmen der Mundpflege. In einer interaktiven Vorlesung wurden die teilnehmenden Pflegekräfte über die Ätiologie von Karies, Erkrankungen des Zahnhalteapparates und totalprothesen-indizierte Verletzungen der Mundschleimhaut unterrichtet. Ferner wurden präventive Basismaßnahmen der Zahngesundheit, einschließlich Tragegewohnheiten von Totalprothesen, und Ernährungsregeln vermittelt. Die Pflegekräfte wurden darüber informiert, dass Prothesen über Nacht wenn möglich nicht getragen sondern trocken aufbewahrt werden sollten, um den Befall mit Pilzen (Candida) zu reduzieren. Für die Durchführung einer anderen Studie bekam das Pflegepersonal sehr detaillierte Zahnputztechniken vermittelt. Dazu gehörten neben den oben genannten herkömmlichen Putztechniken für Zähne und Prothesen der sichere Umgang mit elektrischen Zahnbürsten, Zahnzwischenraumbürstchen und Zahnstochern (5). Zu den schon genannten Schulungsinhalten kam in einer weiteren Studie folgender Programmpunkt hinzu. Es wurden Patienten aus dem Umfeld der Einrichtung zu jeder Schulungssitzung eingeladen, um mit den Kursteilnehmern über ihre Mundgesundheitsprobleme zu diskutieren. Diese Maßnahme wurde gewählt, um den Kursteilnehmern die soziale Relevanz von Mundpflege zu verdeutlichen (6). In der Durchführung der Studien wurde meistens so vorgegangen, dass die eingeschlossenen Studienteilnehmer, die Langzeitpatienten, einer Basisuntersuchung hinsichtlich ihres Mundgesundheitszustandes unterzogen wurden. Die unter 2.) genannten Parameter wurden untersucht und elektronisch festgehalten. Zeitgleich oder kurz nach der Basisuntersuchung wurde das Pflegepersonal den Schulungsprogrammen unterzogen. Nach Ablauf eines festgelegten Zeitraumes wurden die Patienten erneut bzw. abschließend hinsichtlich Veränderungen der Ausprägung der Parameter untersucht.

5. Erkenntnisse aus Studien hinsichtlich der Wirksamkeit von oralen Schulungsprogrammen auf die Mundhygiene[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus den Studien wird ersichtlich, dass orale Schulungsprogramme für Pflegekräfte meist eine deutliche Verbesserung der Mundgesundheit von Pflegepatienten zur Folge haben. Besonders die Parameter Plaque an Prothesen und Zähnen, Zahnfleischentzündung und prothesenindizierte Stomatitis konnten im Vergleich von Interventions- und Kontrollgruppen sichtbar verringert werden (1) (2) (6). Im Bezug auf den Parameter Pilzbefall von Mundschleimhaut, Zunge und Prothesen wurde herausgefunden, dass das kontinuierliche Tragen von herausnehmbarem Zahnersatz die Ansiedelung von Candida und die Entstehung von prothesenindizierter Stomatitis begünstigt. Daher wird empfohlen, herausnehmbaren Zahnersatz nachts nicht zu tragen und nach einer Reinigung über die Nacht trocken aufzubewahren (2) (6). Die meisten der einbezogenen Studien haben einen Aufbau, der mehrere Untersuchungszeitpunkte nach bestimmten Zeitspannen für die einzelnen Teilnehmergruppen vorsieht. Bezüglich einiger Parameter, wie z. B. Zahnfleischentzündung, konnte eine deutliche Verbesserung erst während der späteren Untersuchungszeitpunkte festgestellt werden (1). Die Ergebnisse aus einer weiteren Studie haben ergeben, dass die signifikantesten Verbesserungen der Mundhygiene nur aus regelmäßigen, täglichen Zahn- und Mundpflegemaßnahmen resultieren. Da nach Abschluss der Studie die gemessenen Verbesserungen der Mundhygiene wieder zurückgegangen seien, wird empfohlen, zahnmedizinische Schulungsprogramme für längere Zeitspannen anzusetzen bzw. regelmäßig aufzufrischen (5) (6).

6. Schlussfolgerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch wenn die Güte der verwendeten Studien weniger hoch ist, führt die Auswertung dennoch zu dem Ergebnis, dass die Mundgesundheit von Altenheimbewohnern aufgrund der Einführung von oralen Schulungsprogrammen des Pflegepersonals verbessert werden kann (1) (2) (6). Aus der randomisiert-kontrollierten Studie geht sogar eine signifikante Verbesserung der untersuchten Aspekte hervor (1) Außerdem wurden die Kosten zur Durchführung des Schulungsprogramms errechnet, mit dem Ergebnis, dass ein Programm zur Verbesserung der Mundhygiene in Altenheimen zu einem wirtschaftlich tragbarem Preis durchgeführt werden kann. Eine pflichtgemäße Einführung von oralen Schulungsprogrammen für Pflegekräfte als Standard in Pflegeinstitutionen sollte ernsthaft in Erwägung gezogen werden. Da sich in der Durchführung einiger Studien keine andauernde Verbesserung des Mundgesundheitszustandes gezeigt hat (5) (6), sollte eine regelmäßige Wiederholung solcher Programme angestrebt werden.

7. Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

(1) Heather Frenkel et al: Improving oral health in institutionalised elderly people by educating caregivers: a randomised controlled trial. Community Dent Oral Epidemiol 2001; 29: 289-97.

(2) Ejvind Budtz-JØrgensen et al: Effects of an oral health program on the occurrence of oral candidosis in a long-term care facility. Community Dent Oral Epidemiol 2000; 28:141-9.

(3) Patrick Finbarr Allen et al: A review of the functional and psychosocial outcomes of edentulousness treated with complete replacement dentures. J Can Dent Assoc 2003; 69(10): 662.

(4) Chris C. L Wyatt et al: The development, implementation, utilization and outcomes of a comprehensive dental program for older adults residing in long-term care facilities. J Can Dent Assoc 2006; 72(5):419.

(5) Petteri Peltola et al: Effects of 11-month interventions on oral cleanliness among the long-term hospitalised elderly. Gerodontology 2007; 24: 14-21.

(6) Nicol R et al: Effectiveness of health care worker training on the oral health of elderly residents of nursing homes. Community Dent Oral Epidemiol 2005; 33: 115-24.