Verweildauer in Pflegeberufen
Zur durchschnittlichen Verweildauer in Pflegeberufen gibt es bisher (bis 2009) fast keine empirischen Arbeiten. Eine Ausnahme stellt die Arbeit von Güntert, Orendi u.a. von 1989 aus der Schweiz dar und die Studie Samsons über die Verweildauer von deutschen Altenpflegeschülerinnen aus den 90er Jahren. Es geistert immer wieder eine nicht bewiesene Behauptung durch die Fachpresse oder auch durch die Öffentlichkeit, dass Pflegekräfte im Schnitt nach fünf Berufsjahren das Berufsfeld verlassen würden.
Da es methodisch sehr schwer ist, über Jahre potentielle und tatsächliche Pflegende zu befragen und zur Dauer und Motivation der Berufsausübung nachprüfbare Zahlen aus verschiedenen Qualifikationsebenen zu erhalten, sind solche Aussagen oft nur auf einzelne Arbeitgeber bezogen. Dann fehlt ihnen aber die Aussagekraft, weil ein Wechsel des Arbeitgebers oder Arbeitsplatzes nicht bedeutet, dass jemand auf Dauer die Pflege verläßt. Altenpflegeschülerinnen und Pflegehelferinnen haben ebenso verschiedene Berufsperspektiven wie AP-Kräfte, die nach der Familienphase in den Beruf eintreten oder wieder andere als kurzfristige Aushilfen.
Eine erste deutsche Studie aus den Jahren 1990 und 2005 weist auf eine Verweildauer nach zehn Jahren von über 70 Prozent der Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger in ihrem Beruf hin.
Forschungsstudie in Rheinland-Pfalz von 2005[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Land Rheinland-Pfalz hatte im Juni 2005 eine „Forschungsstudie zur Verweildauer in Pflegeberufen in Rheinland-Pfalz“ als auch für Deutschland beim Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft der Martin-Luther-Universität in Halle in Auftrag gegeben. Die Wissenschaftler werteten anonym die Krankenkassendaten von mehr als 42.000 Pflegekräften zwischen 1990 und 2005 aus, um repräsentative Assagen treffen zu können. Danach arbeiten Krankenpflegekräfte länger in ihrem Beruf als angenommen (so die Ministerin Malu Dreyer in Mainz; Mai 2009). Von diesen Versicherten waren zehn Jahre später noch über 70 Prozent der Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger in ihrem Beruf, die im Alter von 20 bis 24 Jahren erstmals voll- oder teilzeitbeschäftigt begonnen hatten zu arbeiten. Die Untersuchung der Verweildauer von Menschen, die erst im mittleren Lebensalter in einen Pflegeberuf eintreten, wie zum Beispiel Umschülerinnen und Umschüler, zeigte sogar noch bessere Ergebnisse: „Von Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteigern im Alter zwischen 35 und 44 Jahren sind in der Krankenpflege nach 10 Jahren noch um die 80 Prozent beschäftigt“, hob Dreyer hervor. Auch ein Vergleich mit anderen Berufen zeige eine gute Position der Krankenpflegekräfte in der Frage der Stetigkeit / Verweildauer der Berufsausübung.
Mit dieser Langzeitstudie liegen erstmals sehr valide Zahlen zu diesem Thema in Deutschland vor.
Eine weitere Aussage:
- „Wechsel finden sowohl in Rheinland-Pfalz als auch im gesamten Bundesgebiet in der Regel von Gesundheitsberuf zu Gesundheitsberuf und von Gesundheitssektor zu Gesundheitssektor statt.“
Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Berufstätige in den Pflegeberufen (Zahlen)
- Personalmangement, -führung (Personalsuche, -gewinnung)
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Johann Behrens, Annegret Horbach, Rolf Müller: Forschungsstudie zur Verweildauer in Pflegeberufen in Rheinland-Pfalz (ViPb). Abschlussbericht Verweildauer. Mainz, 2009. Zugleich als Publikation im Journal Hallesche Beiträge zu den Gesundheits- und Pflegewissenschaften – ISSN 1610-7268. 75 Seiten + Anhang.
- Forschungsgesellschaft für Gerontologie (FFG) (2004): Personalstrukturen, Arbeitsbedingungen und Arbeitszufriedenheit in der stationären Altenpflege. Abschlussbericht (MGSFF)
- Güntert B, Orendi B, Weyermann U (1989): Die Arbeitssituation des Pflegepersonals - Strategien zur Verbesserung. Huber, Bern. (Eine der wenigen Untersuchungen zum Thema; im Kanton Bern über den Zusammenang von Verweildauer und Belastung bei Krankenhauspersonal.)
- Barbara Meifort, Wolfgang Becker (1996): Altenpflege - eine Arbeit wie jede andere? Ein Beruf fürs Leben?. Dokumentation einer Längsschnittuntersuchung zu Berufseinmündung und Berufsverbleib von Altenpflegekräften
- Barbara Meifort, Wolfgang Becker (1998): Altenpflege - Abschied vom Lebensberuf. Dokumentation der Längsschnittuntersuchung zu Berufseinmündung und Berufsverbleib von Altenpflegekräften (Teil 2).
- Elisabeth Samson (1997): Bundesinstitut für Berufsbildung zieht Bilanz: Altenpflege - nur ein Beruf auf Zeit. In: Pflegezeitschrift 9/97, Beilage S. 512-514.
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Achenbachh G. (2005): Die Europäische NEXT-Studie zum vorzeitigen Ausstieg aus dem Pflegeberuf. In: PrInterNet 7/2005
- Die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Malu Dreyer heute in Mainz: Lange Verweildauer in den Krankenpflegeberufen. PM vom 25. Mai 2009
- Die Forschungsstudie steht unter dieser URL Abschlussbericht Verweildauer.pdf (1.0 Mb, als PDF-Datei zur Verfügung oder könne beim bestellservice(at)MASGFF.rlp.de bestellt werden.
- "Berufsausstieg bei Pflegepersonal", Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Wirtschaftsverlag NW Verlag für neue Wissenschaft GmbH, 2005, Bremerhaven. ISBN 3-86509-247-0 , 168 Seiten, Link zum Volltext
- Alarmierende Berufsflucht von Altenpflegekräften. Nach einer Meldung des KDA arbeiteten 1997 82 Prozent fünf Jahre nach Ausbildungs-Abschluß nicht mehr in der (Alten-)Pflege. KDA-Magazin Pro ALTER vom 19. Dezember 1997