Virginia Henderson

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Virginia Avernal Henderson (* 30. November 1897 in Kansas City, Missouri, USA); † 19. März 1996) war eine US-amerikanische Krankenschwester und bekannte Verfasserin von Pflegelehrbüchern. Sie entwickelte Anfang der 1950er Jahre das Modell der 14 Grundbedürfnisse.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1918 begann Henderson eine Ausbildung in der Pflege an der Army School of Nursing in Washington, D.C. (Militär-Krankenpflegeschule des Heeres), und schloss diese 1921 mit dem Diplom in Krankenpflege ab. Danach arbeitete sie zwei Jahre lang als eine Art Gemeindeschwester; zunächst in der Henry Street Visiting Nurse Service Association in New York, anschließend bis 1924 wieder in Washington, D.C., ebenfalls in einer Visiting Nurse Service Association. Von 1924 bis 1929 unterrichtete Henderson Krankenpflege am Norfolk Protestant Hospital in Virginia und wurde dort Educational Director (pädagogische Leiterin).

Während ihres Studiums (ab 1929) am Teachers College an der Columbia University in New York erwarb Henderson 1931 den "Bachelor of Science" und 1934 den "Master of Arts" in Pflegepädagogik. 1934 wurde sie Mitglied des Lehrkörpers der Pflegefakultät des Teachers College der Columbia University. 1953 wechselte sie an die School of Nursing der Yale University für ein Forschungsprojekt, das den Stand der Pflegeforschung in den USA analysieren sollte. Nach Abschluss dieser Arbeit erhielt Henderson den Autrag zur Leitung des Nursing Studies Index Project (1959 bis 1971). Dessen Ergebnis war die Publikation des vierbändigen Index. 1963 erschienen die Basic Principles of Nursing, in deutscher Übersetzung die Grundregeln der Krankenpflege. Ab 1971 war Henderson Emerita der Yale Universität, begann aber mit 75 Jahren nochmals mit einer neuen Berufs-Karriere als international tätige Lehrerin und Vortragsrednerin.

1979 begründete die Connecticut Nurses Association einen nach ihr benannten Preis für herausragende Pflegewissenschaft. Henderson erhielt diesen Preis als Erste. Darüberhinaus wurde Henderson u.a. 1988 der Virginia Historical Nurse Leadership Award verliehen, außerdem insgesamt zwölf Ehrendoktorate und vom International Council of Nursing (ICN) den Christiane Reimann Preis.[1]

Nach ihr benannt wurde die Virginia Henderson International Nursing Library der Sigma Theta Tau International Foundation for Nursing.[2]

Modell der 15 Grundbedürfnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Henderson entwickelte auf der Grundlage eines bestimmten Bildes vom Menschen das Modell der 15 Grundbedürfnisse. Sie orientierte sich dabei an den psychoanalytischen Theorien von Sigmund Freud und Erik Erikson und der humanistischen Psychologie, vertreten durch Abraham Maslow und Carl Rogers. Nach Henderson haben alle Menschen die gleichen Bedürfnisse, die in bestimmter Gewichtung vorherrschen. Sind die wichtigsten erfüllt, gewinnen die rangnächsten Bedürfnisse an Bedeutung:

  1. normale Atmung
  2. angemessene Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme
  3. Ausscheidung mittels aller Ausscheidungsorgane
  4. Bewegung und Einhaltung der gewünschten Lage
  5. Ruhe und Schlaf
  6. Auswahl passender Kleidung, An- und Ausziehen
  7. Aufrechterhaltung normaler Körpertemperatur
  8. Sauberkeit und Körperpflege, Schutz des Äußeren
  9. Vermeidung von Gefahren in seiner Umgebung und einer Gefährdung anderer
  10. zum Ausdruck bringen von Empfindungen, Nöten, Furcht oder Gefühlen im Umgang mit anderen
  11. Gott zu dienen entsprechend seinem persönlichen Glauben
  12. befriedigende Beschäftigung
  13. Spiel oder Teilnahme an verschiedenen Unterhaltungsformen
  14. lernen, entdecken oder befriedigen der Wissbegier, die zu einer normalen Entwicklung und Gesundheit führen
  15. Nutzung der vorhandenen Gesundheitsversorgungseinrichtungen

Nachfolgende Autoren, die sich mit Hendersons Theorie auseinandersetzten, kürzten diese auf 14 Grundbedürfnisse; der 15. Punkt entfiel, da er kein eigentliches Bedürfnis beschreibt.

Krankenpflege hat nach Henderson den Auftrag, die Erfüllung dieser Grundbedürfnisse sicherzustellen. Das kann durch kompensatorisches Eingreifen erfolgen oder durch Unterstützung der vorhandenen Fähigkeiten des Kranken. Dabei richtet Henderson den Blick nicht nur auf die Gesundheit oder deren Wiederherstellung, sondern auch auf „ein friedliches Sterben“. Henderson betont, das in diesen Bereichen allein die Pflege zuständig ist; „darüberhinaus hilft sie dem Patienten bei der Durchführung des vom Arzt entworfenen Therapieplans.“ [3]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werke von Henderson im englischen Original[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Mit Bertha Harmer: Textbook of the principles and practice of nursing.1922, 1939, 1943; 5th. ed. New York: Macmillan, 1955.
  • Nursing Studies Index, 1900-1959: An annotated guide to reported studies, research in progress, research methods and historical materials, in periodicals, books, and pamphlets published in English. Edited by Virginia Henderson associates and associates at Yale. Philadelphia: Lippincott. 1963, 1966, 1970, 1972. Reprinted 1984, Garland.
  • Basic Principles of Nursing Care. For the International Council of Nurses (ICN). Deutsche Ausgabe: Grundregeln der Krankenpflege. Weltbund der Krankenschwestern (ICN), 1970. 3. Ausgabe 1977, DBfK, ICN. Verlage Dt. Schwesternschaft, Frankfurt bzw. Karger, Basel (Schweiz)
  • The Nature of Nursing. Macmillan. New York 1966
  • The nursing process - is the title right? In: Journ. of Adv. Nurs. 7, 1982, 103-109
  • The nature of nursing. A definition and its implications for practice, research, and education. Reflections after 25 years. National League for Nursing Press, New York 1991 (NLN Pub. No. 15-2346) Deutsch: Das Wesen der Pflege. In: Schaeffer/ Steppe: Pflegetheorien - Beispiele aus den USA. Huber, Bern 1997. S.39-54.
  • Mit L. W. Simmons: Nursing research: a survey and assessment. Appleton, New York 1964.

Literatur über Henderson und ihre Theorie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • P. Chinn, M. Kramer: Pflegetheorie. Konzepte - Kontext - Kritik. Ullstein Mosby, Berlin 1996.
  • V. J. Halamandaris : A tribute to Virginia Henderson, the first lady of nursing. Caring 1988 (Oct) 7(10): 56-63, 65
  • E. Halloran (Hrsg.): Henderson, Virginia A. A Virginia Henderson Reader. Springer, New York 1995.
  • C. Hudgings: The Virginia Henderson International Nursing Library: Improving access to nursing research databases. in: Arnold JM, Pearson GA eds. Computer applications in nursing education and practice. New York: National League for Nursing Press, 1992. xv, 383 p. (NLN Pub. No. 14-2406), pp. 3-8.
  • M. Kirkevold: Pflegetheorien. Urban und Schwarzenberg, München 1997.
  • A. I. Meleis: Pflegetheorie. Gegenstand, Entwicklung und Perspektiven des theoretischen Denkens in der Pflege. Huber, Bern 1999
  • H. Steppe: Pflegemodelle in der Praxis. 2.Folge: Virginia Henderson. In: Die Schwester, Der Pfleger 1990, S. 584-588.
  • Robert M. Thomas Jr.: Virginia Henderson, 98, Teacher of Nurses, Dies.. In: New York Times Obituaries, Friday, March 22, 1996, p D20.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Dorothee Kiefer: Professionelle Pflege zwischen Bedürfnisorientierung und Sinnfindung - die Pflegetheorien von Virginia Henderson und Joyce Travelbee im Vergleich. Hausarbeit von 2002 an der Katholischen Fachhochschule Mainz. Die Arbeit ist online bei hausarbeiten.de.
  • The International Council of Nurses Foundation (ICNF) awards the First Virginia Henderson Fellowship

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Frühere Träger des Christiane-Reimann-Preises, auf: www.icn.ch, englisch; abgerufen am 13. Februar 2012
  2. www.nursinglibrary.org
  3. Eva Elisabeth Herold: Ambulante Pflege: Die Pflege Gesunder und Kranker in der Gemeinde. Schlütersche, Hannover 2001, Band 3, S. 69-71

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

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