W:Gesang

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Gesang (auch: Singen) ist der musikalische Gebrauch der menschlichen Stimme und wahrscheinlich die älteste und ursprünglichste musikalische Ausdrucksform des Menschen.

Gesang existiert in sehr unterschiedlichen Formen und umfasst ein weites Spektrum an klanglichen und musikalischen Möglichkeiten von völlig frei aneinander gereihten Vokalen in unterschiedlicher Tonhöhe, Lautstärke, unterschiedlichem Rhythmus und Klanggepräge über liedhaften, volkstümlichen Gesang bis hin zum virtuos verzierten Kunst-Gesang (Belcanto). Dabei orientiert sich Gesang häufig entweder an einer für eine entsprechende Zeit, eine entsprechende Kultur oder für einen bestimmten Musikstil üblichen Klangästhetik.

Obwohl dabei dieselben Organe beteiligt sind (Zwerchfell, Lunge, Stimmlippen, Vokaltrakt) unterscheidet sich Gesang vom Sprechen grundlegend durch ein größeres Klangspektrum, größere dynamische Unterschiede, größere Tonhöhenunterschiede, eine mehr oder weniger genau definierte rhythmische Struktur und oft durch den Einsatz präzise definierter Tonhöhen im Rahmen einer Skala oder Reihe.

Für die Musik hat der Gesang eine hervorragende Bedeutung, weil er es ermöglicht, einerseits Worte in eine musikalische Linie einzubinden und andererseits durch die individuelle Eigenart der menschlichen Stimme seelische und emotionale Inhalte auch nonverbal unmittelbar zum Ausdruck zu bringen.

Für Berufssänger spielen ausreichende Stimmbildung und gekonnte Koordination der Gesangsregister eine große Rolle.

Erzeugung der Singstimme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

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Stimmritze und Stimmbänder

Wie beim Sprechen wird Gesang durch das Zusammenwirken der beiden Stimmbänder im Kehlkopf und den Ansatzräumen erzeugt. Zahlreiche Muskeln bewirken eine wechselnde Spannung der Stimmlippen.

Für die Höhe der Stimme (Stimmlage) sind in erster Linie die Länge der Stimmbänder und deren Schwingungsverhalten verantwortlich. So haben Kinder zunächst eine sehr hohe Stimme, die mit dem Wachstum der Stimmbänder sinkt. Bei Jungen ist dieses Wachstum deutlich ausgeprägter als bei Mädchen und ein Stimmbruch markiert die stärkste Wachstumsphase.

Noch bis ins 18. Jahrhundert, vereinzelt sogar bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts, gab es Kastraten, die durch eine Operation oder Verstümmelung ihre kindlich hohe Stimme behielten, dies jedoch mit dem Verlust ihrer Zeugungsfähigkeit bezahlen mussten. Heute singen Männer mit speziell ausgebildetem Falsett in vergleichbarer Stimmlage als Countertenor, Altus oder Sopran. Die originalgetreue Alternative, Knabenstimmen einzusetzen, wird ebenfalls praktiziert.

Das Singen mit geschlossenen Lippen bezeichnet man als „Summen“. Die Luft wird dabei vollständig durch die Nase abgeleitet, wodurch nur eine sehr kleine Luftmenge in Schwingung versetzt wird.

Die Funktionsweise der menschlichen Singstimme lässt sich stark vereinfacht mit den Polsterpfeifen vergleichen (vgl. Blasinstrumente und Schall); die „Polster“ sind die zwei Stimmlippen, welche zwischen dem Schildknorpel und jeweils zwei beweglichen Stellknorpeln (die zusammen mit dem Ringknorpel und dem Kehldeckel das Kehlkopfskelett bilden) einander gegenüberstehen und leicht nach oben gegeneinander geneigt ausgespannt sind.

Vorlage:Siehe auch

Stimmbildung und Gesangsunterricht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gesangspädagogik beschäftigt sich mit dem Aufbau einer für den musikalischen Gebrauch geeigneten Stimme. Die professionelle Ausbildung zum Berufssänger im Bereich klassische Musik, Jazz oder Pop findet in Deutschland an Musikhochschulen oder in privaten Studios statt. Die akademische Ausbildung dauert mindestens acht Semester. Teilbereiche des Gesangsunterrichtes sind:

Die Ausbildungen für Opernbühne, Popmusik, Jazz und Musical unterscheiden sich grundsätzlich in den Stilistiken, aber teilweise auch in der angewandten Gesangstechnik. Eine klassische Gesangsausbildung orientiert sich häufig an der Praxis des Belcanto. Bei einigen modernen Werken wird allerdings der gesamte klangliche Spielraum der menschlichen Stimme eingesetzt. An einigen Hochschulen gibt es dafür einen weiterführenden Studiengang.

Bei der Ausbildung für Pop oder Musicalgesang wird häufig die „Belting-Technik“ eingesetzt. Im Musicalbereich ist auch in höherem Maße die Fähigkeit zu sprechen und nach einer vorgegebenen Choreographie zu tanzen gefordert.

Rock- und Metalsänger sind oft Autodidakten ohne klassische Stimmbildung. Im professionellen Bereich wird dennoch auch in diesem Genre Gesangsunterricht genommen, um Stimmschäden vorzubeugen. Eine extreme Form des Gesangs ist der gutturale Gesang.

Kulturelle Aspekte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

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Chon Wolson

Gesang gehört zur Kultur sämtlicher Zeiten und Völker und kann alle Lebenssituationen begleiten. Rituelle Gesänge, Kinderlied, Arbeitslied und Gesang als Vortragskunst sind nur wenige Beispiele.

Einzelne Sänger/-innen sind zu allen Zeiten besonders beachtete Personen des öffentlichen Lebens gewesen, um die sich bis heute große Gruppen von Verehrern sammeln können. Von den klassischen Bühnensängern wie Adelina Patti und Maria Callas über Chansonsänger wie Édith Piaf bis hin zu Popgrößen wie Madonna, Michael Jackson oder Robbie Williams sind erfolgreiche Sänger immer Anziehungspunkt und Idol für Menschen gewesen. Im Falle von Carlos Gardel scheint sich sogar die gesamte Stadt Buenos Aires auf den verstorbenen Tangosänger zu beziehen.

Andere Kulturen kennen zahlreiche weitere Formen und Techniken des Gesangs. Beispiele hierfür sind der mongolische Kehlgesang und der Obertongesang. In mehreren Religionen wird Chanting praktiziert, eine meditative Art des Singens.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jens Malte Fischer: Große Stimmen. Von Enrico Caruso bis Jessye Norman. Metzler, Stuttgart 1993, ISBN 3-476-00893-2.
  • Jürgen Kesting: Die großen Sänger. 4 Bände. Hoffmann und Campe, Hamburg 2008, ISBN 978-3-455-50070-7.
  • Franz Brandl: Die Kunst der Stimmbildung auf physiologischer Grundlage. Eigenverlag, München 2002, ISBN 3-00-008593-9.
  • Hans-Josef Kasper: Singen und Flugzeuge. Stimmhygiene und Stimmregeneration mit dem Bernoulli-Effekt. Burr, Otzenhausen 2008, ISBN 978-3-9806866-9-3.
  • Carl Ludwig Merkel: Anatomie und Physiologie des menschlichen Stimm- und Sprach-Organs (Anthropophonik) nach eigenen Beobachtungen und Versuchen wissenschaftlich begründet. Ambr. Abel, Leipzig 1857.
  • Bernhard Richter: Die Stimme. Grundlagen, künstlerische Praxis, Gesunderhaltung. Henschel Verlag, Leipzig 2013, ISBN 978-3-89487-727-9
  • Ferdinand Sieber: Katechismus der Gesangskunst. 2. Auflage. Weber, Leipzig 1871, (Digitalisat).
  • Vorlage:OeML

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

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