Dekubitusprophylaxe

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Als Dekubitusprophylaxe werden alle Maßnahmen zur Vorbeugung eines Druckgeschwüres (Dekubitus) bezeichnet.

Zur ausführlicheren Information sollte von professionellen Pflegekräften der Nationale Expertenstandard Dekubitusprophylaxe von 200x herangezogen werden.

Grundsätzliches Herangehen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Definition:

Ein Dekubitus ist eine Hautläsion (in der Regel durch mehrere Hautschichten hindurch) aufgrund eines unphysiologischen Druckes.

  • Definition:

Dekubitus ist eine durch langes, festes, unbewegliches liegen entstandener Gewebsdefekt. Dieser gewebsdefekt entsteht durch ein mangeln Durchblutung und dadurch resultierender Mangelernährung des Gewebes welches dadurch abstirbt.


  1. Feststellen des Gefährdungsgrades
  2. Maßnahmen planen und vorbereiten
  • Langfristige Pflegeplanung (ergänzen)
  • Ernährung optimieren (ergänzen)

Feststellen des Gefährdungsgrades[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Feststellung des Gefährdungsgrades erfolgt anhand einer Skala (z.B. der Nortonskala oder der etwas moderneren Bradenskala). Dekubitus -skalen sind Risiko-Einschätzungsskalen, um danach (d. h. je nach Ergebnis) in der Pflegeplanung notwendige Prophylaxen vorzusehen. Vgl. auch Maßnahmen in der Pflegeplanung bezüglich ihrer Bestimmtheit. Damit ist die Beratung über Vorbeugungsmöglichkeit zwanglos zu verbinden. Auch die Vorgeschichte von Hautschädigungen wird hierbei erhoben. Vgl. hierzu auch Pflegeanamnese, ärztl. Anamnese.

Der Gefährdungsgrad (auch, wenn kein Risiko mehr vorliegt) sollte in der Pflegedokumentation bzw. der Patientenakte vermerkt werden, damit alle mit dem Patienten befassten Pflegekräfte auf dem gleichen Informationsstand sind und die Intensität ihrer Bemühungen daran orientieren können.

Mobilisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bewegungsübung: passiv oder aktiv (Mindestzeitdauer pro Körperteil beachten) - Verordnung an physiotherapeutische Fachkraft oder unter deren Anleitung durch Pflegeperson
  • Anhalten zum eigenständigen Verlassen des Betts und zur Bewegung. Evtl. Begleitperson zur Sicherung.

Lagerung und Hilfsmitteleinsatz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

im Prinzip gibt es dafür 3 Arten:

  1. Freilagern
  2. Weichlagern
  3. Umlagern

In der professionellen Pflege sollte man sich dazu einen Lagerungsplan erstellen. Er ist Teil als Teil der individuellen Pflegeplanung Teil der Pflegedokumentation (Konsequenzen: Aufbewahrungspflicht, Lesbarkeit, evtl. Aktualisierungen, Namenskürzel).

Als Anfangsrhythmus haben sich zunächst Lagewechsel nach 2 Stunden bewährt. Allerdings kann die Krankenbeobachtung einen häufigeren oder einen selteneren Wechsel begründen.

Freilagern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kissenlagerung, ober- und unterhalb der gefährdeten Stellen, z.B. Fersen oder Steißbein mit Spezialkissen, die an der gefährdeten Stellen, eine Öffnung haben/erhalten. Z. B. Waffelkissen, Antidekubitusmatratze mit Luftkammern


Weichlagern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Weichlagerung oder Superweichlagerung auf Antidekubitusmatratze
  • Lagerung auf Wechseldruckmatratze
  • Kissenlagerung, ganzer Körperteile - dabei Vorsicht: Gefahr , dass das Körperschema verloren geht. Das Bewußtsein der Lage aller Körperteile ist ohne sensorische Reizung relativ schnell verloren. Damit fehlt der Person eine wichtige Motivation zur Eigenbewegung

Umlagern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • häufige Veränderung der Lage des Patienten nach Lagerungsplan (z.B. alle 2h im Wechsel: li. Seite, re. Seite, Rückenlage, Heraussetzen und zurück, li. Seite, re. Seite, Rückenla... u.s.w. )
  • bewegungsunfähige Patienten müssen spätestens alle zwei Stunden schonend umgelagert werden (intermittierende Lagerung). Zeigen sich Hautrötungen, müssen die Intervalle verkürzt werden.

Für die intermittierende Lagerung hat sich folgender Turnus bewährt:

  • Rückenlage
  • rechte Seitenlage 30%
  • Rückenlage
  • linke Seitenlage 30%
  • Bauchlage (wenn möglich und akzeptiert; auf Bewegl. des Kopfes achten)
  • Sitzen (wenn möglich)
Datei:Schaumdruck.gif
Druckverteilung ohne und mit Schaumstoffmatratze

Hautpflege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • für eine gute Durchblutung des Gewebes sorgen
  • Hautpflege mit ph-neutralen Seifen, Salben oder Ölen, bzw. verordneten Präparaten
    • sorgfältige Körperpflege
    • Einreibung mit pflegenden (rückfettenden) oder schützenden Hautcremes
    • Hautpflege nur mit W/Ö Präparaten, keine Salben, Pasten, Puder, Seife etc.
    • die Haut sollte mindestens einmal täglich inspiziert werden
  • eiweißreiche, vitaminreiche, ausreichende Ernährung, Reduktionskost, genügend Flüssigkeit
  • Mikrobewegungen, dokumentiert im Lagerungs- und Bewegungsplan (Kinästhetik)
  • Ausreichende(mind.2l)Flüssigkeitszufuhr
  • Hautbeobachtung/Dokumentation
  • keine Druckmassagen bei schon roten Hautstellen anwenden,da sich die Druckstelle verstärken kann.
Datei:Wechseldruck.gif
Wechseldruckmatratze

Tipps zur Durchführung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Patient über die Hilfsmittel informieren
  • alle Hilfsmittel mit Bezügen versehen (Felle nicht)
  • immer zu zweit arbeiten
  • bei Bewußtlosen und Gelähmten beginnt jede Umlagerung mit der Kopflagerung
  • Schmerzen verhindern
  • auf Sonden, Katheter und Infusionssysteme achten
  • Wasserkissen mit 37-39 Grad Celsius warmes Wasser füllen
  • Gelenke frei in physiologische Stellung lagern
  • Seitengitter bei Seitenlage anbringen (Nur mit rechtlicher Verfügung einzusetzen, ansonst besteht eine Freiheitsberaubung, falls Patient nicht zustimmen kann bzw. will)
  • Klingel in erreichbarer Nähe

Häufige Fehler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • zu lange Lagerungsintervalle
  • ungünstige Druckverteilung durch fehlerhafte Lagerungstechnik
  • nicht straff gezogene Bettücher (wenn keine Spezialmatratze darunter liegt)
  • nicht atmungsaktives, aufsaugendes Lagerungsmaterial
  • die umgebende Haut druckbelastende Lagerungshilfsmittel wie Luftringe, zu feste Fußstütze
  • die Haut austrocknender Alkohol (z.B. Frantzbranntwein ohne Öl)
  • hautbelastende Puder
  • kapillarverengende Kältepackungen
  • mazerierte Haut (regelmässige Nässekontrolle erforderlich)
Datei:Fersenschoner.gif
Fersenschoner

Lagerungshilfen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Antidekubitus-Matratze (Wechseldruckkissen)
  • Felle (Natur / synthetisch) ->umstritten
  • Fellkappen für Ellenbogen und Fersen ->umstritten
  • Schaumstoffunterlagen oder Matratzen
  • Lochmatratzen gefährlich
  • Wasserkissen (37-39 Grad Celsius)Umstritten
  • Emulsions- oder Gelkissen
  • Ulmer Lagerungsset (Polystyrol-Schaumstoffkugeln)
  • Lagerungskissen
    • Hirsekissen
    • Spreukissen
    • Roßhaarkissen
    • Schaumstoff-auflage-keil
  • Sandsack
  • Knierolle
  • Lagerungsschlange

Inanspruchnahme von Hilfsmitteln[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gibt zahlreiche Hilfsmittel, die zur Prävention und Behandlung von Dekubiti angewendet werden. Offene Druckgeschwüre sind für Patienten sehr belastend und die Therapie sehr langwierig und aufwendig. Daher hat die frühzeitige Behandlung eines Dekubitus in Stadium I und II hohe Priorität. Die notwendige Prophylaxe und frühzeitige Therapie in der Risikosituation umfasst folgende Handlungsfelder:

· Dekubitusrisikoeinschätzung

· Hautbeobachtung und -pflege

· Inkontinenzpflege

· Bewegungsförderung

· Lagerung/ Umlagerung

· Hilfsmitteleinsatz zur Druckreduzierung bzw. Verteilung beim liegenden Patienten

· Hilfsmitteleinsatz zur Druckreduzierung bzw. Verteilung beim sitzenden Patienten

· Beurteilung der Ernährungssituation

· Usw. [1]

Bisher liegt jedoch für Deutschland wenig systematisches Wissen über die Inanspruchnahme dieser Hilfsmittel und deren Nutzen vor. Wie bereits erwähnt, gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten einem Druckgeschwür entgegen zu wirken bzw. es frühzeitig zu therapieren. Eine Studie aus dem Jahr 2001 untersuchte wie häufig bestimmte Präventionsmaßnahmen bei Patienten ohne Dekubitus und bei Patienten mit Dekubiti verschiedener Stadien zur Anwendung kamen. Auffällig war, dass Maßnahmen zur Dekubitusprävention häufiger genannt wurden, als der Einsatz von Hilfsmitteln erfolgte. [2] Als ein weiteres Ergebnis konnte festgestellt werden, dass fast alle in der Studie aufgeführten Lagerungshilfsmittel auf ihre Wirksamkeit hin getestet wurden, die pflegerischen Maßnahmen jedoch weniger gut evidenzbasiert waren. Die Schlussfolgerung, die in dieser Studie gezogen wurde, stimmt sehr nachdenklich. Der gezogene Vergleich zwischen Studienergebnissen und Evidenz machte deutlich, dass einige der angewandten Maßnahmen und Hilfsmittel den Patienten eher schadeten. [2] Bei einer Analyse von Krankenkassendaten zur Inanspruchnahme von Hilfsmitteln gegen Dekubitus aus dem Jahre 2004 [3] konnte Aufschluss darüber gegeben werden welche Hilfsmittel bevorzugt eingesetzt werden. Gleichzeitig ergab aber eine Personalbefragung in 18 Einrichtungen, dass etwa 44 % der Pflegekräfte Fortbildungsbedarf bei der Wahl geeigneter Hilfsmittel sehen.

Definition Hilfsmittel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Unter dem Begriff Hilfsmittel werden Medizinprodukte subsummiert, die als sächliche Leistungen oder technische Produkte – individuell oder serienmäßig hergestellt – abgegeben werden.“ [3]

Wirkungsweise der Hilfsmittel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Solche Hilfsmittel können verschiedene statische Matratzenarten, Wechseldruckmatratzen und Spezialbetten sein. Sie sollen gegenüber einer Standardmatratze eine Risikoreduktion durch Druckverteilung bewirken. Des weiteren sollen Reibungs- und Scherkräfte minimiert werden. „Bei der Druckentlastung durch Hilfsmittel geht es um die Reduzierung des ‚Interface’-Drucks (senkrecht zwischen Körperoberfläche und Auflage wirksame Kraft pro Fläche) in einem definierten Areal pro Zeiteinheit. Es gibt zwei Grundprinzipien bei der Druckentlastung durch Hilfsmittel:

1. Das Eintauchen des Patienten mit Umschließen der Auflage um die aufliegende Körperpartie herum, so dass sich der Druck auf eine größere Fläche verteilt;

2. Die mechanische Variation des Drucks in der unter dem Patienten liegenden Auflage, so dass sich die Zeitdauer der Einwirkung des Drucks auf ein bestimmtes Areal verringert. [1]

Hilfsmittel mit konstantem Niedrigdruck wirken gemäß Prinzip 1. Dazu gehören Schaumstoff, Schaumstoff-Luft-Kombinationen, Schaumstoff-Gel-Kombinationen, profilierter/konturierter Schaumstoff, statische Luftfüllung, Wasserfüllung, statische Luft-Partikel-Füllung, Mikroglaskugel. Dem 2. Prinzip folgend generieren Hilfsmittel wechselnd hohe und niedrige Drücke zwischen Körper und Unterlage. Das geschieht durch wechselnde Befüllung von Luftkammern. Hierzu gehören die Wechseldruckmatratzen, in denen mittels Pumpe Luftkammern in einem bestimmten Zeitzyklus aufgeblasen und entlastet werden. Neben der Bewegungsförderung und der Umlagerung macht der Hilfsmitteleinsatz einen beträchtlichen Teil der Prophylaxe und Therapie aus. [1] Im Folgenden werden zwei Übersichtsarbeiten näher beschrieben, die systematisch nach Studien gesucht haben, die sich mit der Vermeidung von Dekubitus befasst haben.

Forschungsliteratur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Review: Preventing Pressure Ulcers: A systematic Review. Reddy et al. JAMA 2006; 296: 974-984.

In dieser Übersichtsarbeit wurde systematisch nach Studien gesucht, die Interventionen zur Vermeidung von Dekubitus untersuchen. Es wurden 59 randomisiert, kontrollierte Studien identifiziert. Die gefundenen Interventionen wurden in drei Gruppen eingeteilt: Beeinträchtigung der Mobilität, des Ernährungszustandes und der Hautgesundheit. Maßnahmen im Rahmen der Mobilitätseinschränkung beinhalteten Auflageflächen, Matratzenauflagen, spezialisierten Schaumstoff und spezialisierte Schafwollauflagen. Die methodische Qualität der gefundenen Studien variiert und ist generell suboptimal. Die Bewertung der gefundenen Studien wurde nach der Checkliste von Burton et al. vorgenommen. Die Checkliste ist speziell auf nichtpharmakologische Studien ausgerichtet. Achtundvierzig von 59 Studien untersuchten die Rolle von Auflageflächen zur Vermeidung von Druckgeschwüren. Diese Auflageflächen können entweder statisch (Matratzen und -auflagen) oder dynamisch (Wechseldruckmatratzen, luftgefüllte Matratzen) sein. Die Studie von Nixon et al. kommt zu dem Schluss, dass spezielle Schaumstoffauflagen auf Operationstischen in der Lage sind, die Häufigkeit von postoperativen Dekubiti zu senken. Vierzehn Studien verglichen direkt dynamische und statische Auflageflächen miteinander. Die qualitativ beste der Studien fand keinen Unterschied zwischen den o.g. Interventionen. Drei Studien fanden heraus, dass dynamische Auflageflächen den statischen überlegen sind. In einer Studie wurden dynamische gegen statische Auflagen und gegen Standardmatratzen getestet mit dem Ergebnis, dass es keinen Unterschied zwischen statisch und dynamisch gibt, die beiden Interventionen aber der Standardmatratze überlegen sind. In einer weiteren Studie von Nixon fand man keinen Unterschied zwischen dynamischen Matratzenauflagen und dynamischen Matratzen. Vier Studien untersuchten unterschiedliche Sitzpolster, konnten aber keinen Unterschied zwischen den Interventionen feststellen. Wie schon erwähnt, ist die Qualität der gefundenen Studien nicht sehr gut. Nur drei von 48 Studien, die sich mit Auflageflächen befassen, erfüllen fünf der Bewertungskriterien nach Burton. Von diesen drei Studien hatten zwei eine kleine Stichprobe, einmal 32 Patienten und einmal 46 Patienten.[4]

Review: Support surfaces for pressure ulcer prevention. Cullum et al. The Cochrane Collaboration 2007.

Diese Übersichtsarbeit beschäftigte sich mit zwei Fragen: In welchem Maße sind druckreduzierende Kissen, Betten, Matratzenauflagen und das Auswechseln von Matratzen in der Lage die Inzidenz von Dekubitus zu senken, verglichen mit Standardmaßnahmen? Wie effektiv sind die einzelnen druckreduzierenden Maßnahmen im Vergleich miteinander? Es wurden 41 randomisiert, kontrollierte Studien in dieser Arbeit berücksichtigt. Die Interventionen der Studien wurden eingeteilt in niedrig technisierte Auflagen, hochtechnisierte und andere. Zu niedrigtechnisierten Auflagen gehören: Standardschaumstoffmatratze, alternative Schaumstoffauflagen, gelgefüllte Matratzen und Auflagen, fasergefüllte Matratzen und Auflagen sowie luft-, wasser- und kügelchengefüllte Matratzen und Auflagen. Hochtechnisierte Interventionen sind Wechseldruckmatratzen, luftzirkulierende Betten. Zu den anderen Auflagen gehören Rollstuhlkissen, drehende Betten, OP-Tischauflagen und Extremitätenschützer. Sieben Studien verglichen Krankenhausstandardmatratzen mit niedrigtechnisierten Auflagen. Die Inzidenz der Druckgeschwüre konnte gesenkt werden. Fünf Studien verglichen Schaumstoffalternativen mit Krankenhausstandardmatratzen. Die Qualität dieser Studien war aber sehr unterschiedlich. Die Ergebnisse zeigten, dass Schaumstoffalternativen Dekubitus verhindern können. Weitere fünf Studien verglichen unterschiedliche Schaumstoffalternativen miteinander. Die Ergebnisse variieren je nach Matratze und die Qualität der Studien ist abermals sehr heterogen. Des weiteren wurden unterschiedlich niedrigtechnisierte permanent druckreduzierende Auflagen untersucht (Schaumstoff, statisch luft-, wasser-, gelgefüllt, Fersenschoner und Schafwolle). Die meisten der acht Studien hatten zu wenig Power oder andere methodische Mängel. In den meisten Studien konnte kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den Oberflächen festgestellt werden. Eine Studie berichtete, dass Wechseldruckauflagen im Vergleich zur Krankenhausstandardmatratze in der Lage sind die Häufigkeit von Dekubitus zu reduzieren. Ein Vergleich von Wechseldruckhilfsmitteln mit permanent druckreduzierenden Hilfsmitteln zeigte widersprüchliche Evidenz und somit auch Widersprüche hinsichtlich der Effektivität. Die meisten Studien hatten zu wenig Power, um einen statistisch signifikanten Unterschied festzustellen. Nach Betrachtung aller Studien kamen die Autoren der Übersichtsarbeit zu folgendem Schluss:

· Schaumstoffalternativen im Vergleich zu Standardkrankenhausmatratzen können bei Risikopatienten Dekubitus verhindern;

· Der relative Nutzen von Wechseldruck- und permanent druckreduzierenden Hilfsmitteln ist unklar;

· Druckreduzierende Auflagen auf OP-Tischen und in der postoperativen Phase sind in der Lage die Inzidenz von postoperativen Druckgeschwüren zu senken;

· Es besteht ungenügende Evidenz, um auf den Nutzen von Sitzkissen o.ä. zu schließen;

· Es gibt vielversprechende Ergebnisse einer Schafwollstudie, wobei auch hier die Stichprobe zu klein war.[5]

Zusammenfassung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie die Auswertung der systematischen Übersichtsarbeiten und der Studien gezeigt hat, sind die Behandlungsvorschläge und Präventionsmaßnahmen zur Vermeidung eines Dekubitus sehr widersprüchlich. Es stellt sich nun die Frage ob es für den Einsatz von Hilfsmitteln Richtlinien für das Pflegepersonal gibt, um zum einen den Pflegealltag zu erleichtern und zum anderen den Patienten bestmöglich zu behandeln. Es gibt Leitlinien zur Dekubitusprävention, bei deren Entwicklung sich sehr eng an der vorhandenen Forschungslage orientiert wurde. Diese Leitlinien dienen dem Pflegepersonal als Anleitung. Die Leitlinie von Whitney et al. empfiehlt bei Risikopatienten druckreduzierende Auflagen zu verwenden anstelle der Krankenhausmatratze. Statische Auflageflächen solle man bei Patienten verwenden, die in der Lage sind sich nicht auf dem Druckgeschwür zu lagern/ liegen. Dagegen solle man bei Patienten, die nicht mehr in der Lage sind sich zu drehen, dynamische Auflageflächen einsetzen. Bei Patienten mit starkem Dekubitus (Grad 3,4) sind luftzirkulierende Betten indiziert. Risikopatienten sollten längeres Sitzen vermeiden.[7] Die Leitlinie der Universität Witten/Herdecke empfiehlt zum Einsatz von Hilfsmitteln mit wassergefüllte Hilfsmittel, synthetische Schaffelle, echte Schaffelle und Ringkissen nicht einzusetzen. [8] Auch die Leitlinie des National Guideline Clearinghouse kommt zu dem Schluss, dass Risikopatienten nicht auf Standardkrankenhausmatratzen gelagert werden sollen. Hochrisikopatienten sollen entweder auf Wechseldruckmatratzen oder hochtechnisierten druckreduzierenden Systemen gelagert werden. Vorbeugend sollten druckreduzierende Auflagen auf OP-Tischen verwendet werden. Der Nutzen der anzuwendenden Hilfsmittel sollte nicht durch zu langes Sitzen verringert werden.[6]

zur besonderen Beachtung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dekubital-Ulcera lassen sich durch entsprechende pflegerische Maßnahmen nicht immer verhindern. Allein aus der Entstehung eines Dekubitus kann auch noch nicht der Schluss auf eine fehlerhaft durchgeführte Pflege oder gar eine strafrechtlich relevante Körperverletzung bzw. Vernachlässigung Pflegebedürftiger gezogen werden. Fehlt es jedoch an der erforderlichen Dokumentation der Einstufung des Gefährdungsgrades, der angeordneten und der durchgeführten Maßnahmen, bewirkt dies in einem Zivilprozess auf Schadensersatz eine Beweislastumkehr.

Die beste Prophylaxe ist die aktive Mobilisation der kranken Person. Ist dies nicht möglich, müssen die Risikofaktoren rechtzeitig erkannt werden.

Für vorbeugende Maßnahmen müssen pro Tag im Durchschnitt etwa 30 Minuten angesetzt werden. Die Behandlung eines Dekubitus nimmt mehr als die doppelte Zeit (ca. 70 min.) und kostet fast das Zwanzigfache.

Außer den erheblichen Schmerzen für den Patienten und der Mehrbelastung des Pflegepersonals, zieht ein Dekubitus meist auch eine verlängerte Krankenhausverweildauer nach sich.

Nicht zuletzt können auch rechtliche Konsequenzen entstehen, wenn nachweislich fehlerhaftes oder nachlässiges Verhalten an der Entstehung eines Dekubitusses beteiligt waren. Strafe, Schadensersatz, Schmerzensgeld. Außerdem moralische Verantwortlichkeit und schlechte Werbung für die Einrichtung (als Negativ-Image).


Kälte-Wärme-Reiz (Fön/Eiswürfel) ist nach dem heutigen Wissensstand absolut kontraindiziert, da die Hautkapillaren eher verengt als erweitert werden und die Infektionsgefahr bei vorhandenem Dekubitus steigt.

Vorsorge in USA[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In USA werden in sogenannten Resident Surveys von allen Heimen Zahlen über das Auftreten von Druckgeschwüren regelmäßig veröffentlicht. Das Risiko solch einer Erkrankung spielt bei der Entscheidung über die Heimwahl dort bereits eine nicht zu unterschätzende Rolle. Die Äusserungen unserer Aufsichtsstellen dazu sind noch viel zu zahm (vgl. MDK, Heimaufsicht-Prüfberichte).

siehe [1]


Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • C. Bienstein (Hrsg.), G. Schröder (Hrsg.), M. Braun (Hrsg.), K.-D. Neander (Hrsg.): "Dekubitus – Die Herausforderung für Pflegende." Thieme-Verlag, 1997 ISBN 3-13-101951-4

1 Dekubitusprophylaxe und -therapie. Eberhardt et al. Informationssystem Health Technology Assessment in der Bundesrepublik Deutschland. 1. Auflage 2005.

2 Dekubitusprävention: Theorie und Praxis. Bräutigam et al. Pflege 2003; 16: 75-82.

3 Analyse von Krankenkassendaten zur Inanspruchnahme von Hilfsmitteln gegen Dekubitus. Hoffmann et al. Pflege 2006; 19: 308-313.

4 Preventing Pressure Ulcers: A Systematic Review. Reddy etal. JAMA 2006; 296: 974-984.

5 Support surfaces for pressure ulcer prevention. Cullum et al. The Cochrane Collaboration. Reprint 2007.

6 Pressure ulcer risk assessment and prevention. National guideline Clearinghouse 2007.

7 Guidelines for the treatment of pressure ulcers. Whitney et al. Wound Repair and Regeneration 2006; 14: 663-679.

8 Dekubitusprävention. Evidenzbasierte Leitlinie des Wissensnetzwerkes „evidence.de“ der Universität Witten/Herdecke, Stand September 2007.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

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