Riechen

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Das Wort Riechen ist die Beschreibung des aktiven Wahrnehmens von Geruch. Etwas riecht / wird gerochen und löst durch seinen Geruch in uns die Erinnerung an eine frühere Situation, einen ähnlichen oder identischen Geruch aus. Dagegen ist der Duft, Mehrzahl Düfte, genau genommen die Beschreibung für den von einem Gegenstand oder Lebewesen ausgehenden Geruch. Der Duft ist eher im chemischen Sinn das Wort für die objektiv feststellbaren Geruchskomponenten, die in der Nase ankommen. Parfüms sind Düfte, die an einer Person zu einer Veränderung ihres körpereigenen Geruchs führen (sollen).

Das Riechen, der Riechvorgang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Siehe den Hauptartikel → Nase.

Die Duftstoffe gelangen mit der Luft beim Einatmen und verstärkt beim bewussten Riechen, dem Schnuppern, in die obere Nasenhöhle und streichen an der dort befindlichen kleinen Fläche Riechschleimhaut entlang. Hier können die Geruchsmoleküle bei zu ihnen passenden Nervenzellen ein Signal (Reiz) auslösen. Dafür gibt es rund 350 bis 400 verschiedene Rezeptor-Typen, die jeweils nur auf ein bestimmtes Duftmolekül reagieren. Erst aus der Kombination der angesprochenen Rezeptoren in der Riechschleimhaut ergibt sich für das Gehirn der Geruch ( = also eine bestimmte Duftmischung). Wir können zwar mehrere tausend Gerüche in der Erinnerung unterscheiden, sie aber meist nicht aktiv mit Begriffen benennen.

Aufgabe des Sinnes: Der Geruch und seine Wahrnehmung beim Riechen schützt die Atmungsorgane und den ganzen Körper vor schädlichen Gasen. Im Extremfall löst er den Brechreiz aus. Angenehme Gerüche (Erinnerung an gute Nahrungsmittel) regen im Mund die Speichelproduktion an. Das Riechen ist über Nervenbahnen auch eng mit dem vegetativen (unbewussten) Nervensystem verbunden, das Emotionen aber auch innere Körperreaktionen im Organismus steuert und so unser Denken beeinflusst.

Pathologie: Geruchsverlust (Anosmie, auch: Geruchsblindheit) wird von den Betroffenen sehr oft als extrem unangenehm empfunden, weil eine wichtige Orientierungsmöglichkeit fehlt. Ursachen können Verstopfungen in der Nase, zerebrale Veränderung (z. B. Tumore oder eine degenerative Erkrankung wie die Apoplexie oder Demenz) oder die häufige postvirale Anosmie sein. Ein Schnupfenvirus verursacht eine Erkältung und zerstört dabei die olfaktorischen Neuronen in der Schleimhaut. Die chemisch Höchstleistungen vollbringenden Riechzellen erneuern sich normalerweise etwa alle 60 Tage aus Basalzellen. Aber nach diesem Angriff gelingt die Erneuerung nicht immer. Auch Vergiftungen können die Ursache sein.

Duftnoten, Geruchsklassifizierungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

400 oder gar tausende Düfte mit Begriffen eindeutig zu benennen ist wahrscheinlich noch schwieriger als Farbtöne zu unterschieden. Für Farben gibt es Vergleichsskalen und trotzdem sieht ein und dieselbe Farbe je nach Beleuchtung oder Umgebung wieder anders aus. Für das Riechen gibt es verschiedene Klassifizierungssystem (wie Schubladen).

Verbreitet ist die Einteilung in die sieben verschiedene Duftqualitäten / Grundgerüche: blumig, ätherisch, menthol-, moschusartig, beißend, kampferähnlich und faulig. Dazu gibt es dann lange Tabellen mit Geruchsbeispielen (Rosen, Schweiß, Weinessig etc.).[1]

Eine andere Einteilung stammt von Günther Ohloff, der blumig, fruchtig, grün, würzig, holzig, harzig, animalisch oder erdig mit jeweils vielen zugehörige Geruchsnoten unterscheidet.

Parfümerien[2] unterteilen oft in

  • Zitrusnoten (auch: Agrumen/Hesperiden)
  • Blumige Noten
  • Fougere-Noten (französisch für Farn)
  • Chypre-Noten (französisch für Zypern)
  • Holzige Noten
  • Orientalische Noten
  • Ledernoten (Juchten und Tabac)
  • Gourmand-Noten
  • Tropische Noten

Die Geschichte des Parfums[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Antiker Ursprung

Erste Aufzeichnungen über die Herstellung von Parfum stammen aus dem Jahre 7000 v. Chr. von den Ägyptern. Ihre Priester nutzten Salben und Essenzen zunächst zur Ehrung der Götter und Balsamierung der Toten. In der Antike verwendeten dann ägyptische Aristokraten die Duftstoffe. Das einfache Volk griff zu Naturhölzern und Kräutern. Die Phönizier, erfolgreiche Seefahrer, verbreiteten den Brauch des Parfümierens dann im gesamten Mittelmeerraum, in Asien und in Afrika.

Mittelalter

Im Mittelalter nahm das Parfum dann die Form an wie man es heute kennt. Avicenna – ein Arzt und Gelehrter – gelang es Rosenwasser zu destillieren. Dieses und weitere Verfahren brachten die Kreuzritter zurück nach Europa, wo das Wissen um die Parfumherstellung in Spanien und Südfrankreich verbreitet wurde. So gründete Philipp August von Frankreich 1190 die Gilde der Handschuh- und Parfummeister und somit erstmals den Beruf des Parfümeurs [3].

Neuzeit

Am französischen Hof und vor allem in Versailles wurden Düfte recht verschwenderisch eingesetzt. Durch diese Entwicklung entstanden auch die ersten großen Parfummarken in Paris. Die Französische Revolution warf die Parfumindustrie ein wenig zurück, aber dank Napoleon – ein Liebhaber des Eau de Cologne – erholte sie sich schnell.

Parfums heute

Heutzutage findet man eine große Auswahl an verschiedenen Parfums und Duftanbietern.

Der Riechkolben und die Weiterleitung der Reize[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Viele Menschen nennen die Nase "Riechkolben". Neurologen meinen bei dem dem Wort Riechkolben eine ganz andere unsichtbare Verdickung, die der Riechnerven, die durch die Schädeldecke von der Nase zum Gehirn in der Schädelhöhle verlaufen. Dort am Grund der Höhle außerhalb des Gehirns (vordere Basis) findet am neurologisch so bezeichneten Riechkolben (dem Bulbus olfactorius, lateinisch steht bulbus für die Zwiebel und olfactorius für riechend) die erste und einzige synaptische Verschaltung der Geruchswahrnehmung in Mitralzellen statt, bevor die Nervenbahnen die Informationen an die entsprechenden Hirnzentren weiterleiten. Auch hier repräsentieren verschiedene Mitralzellen jeweils einen bestimmten Geruch. De Nervenstränge (Axone) verlaufen nun gebündelt im Tractus olfactorius, medial in die Großhirnregion Tuberculum olfactorium bzw. jeweils in einem lateralen Strang zum präpiriformen Kortex (der primären Riechrinde und anderen Gehirnregionen.

Nobelpreis für Medizin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für die Erforschung der Riechrezeptoren und der Organisation des olfaktorischen Systems erhielten die Wissenschaftler Richard Axel und Linda B. Buck (beide aus den USA) 2004 den Nobelpreis für Medizin.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Mandy Aftel: Die Kunst der Alchimisten – Alles über Parfum. Rütten & Loening, Berlin, 2004. ISBN 3-352-00654-7
  • Alain Corbin: Pesthauch und Blütenduft. Eine Geschichte des Geruchs. Berlin, Wagenbach Verlag, 1984. ISBN 3-8031-3618-0
  • Hanns Hatt, Regine Dee: Das Maiglöckchen Phänomen – Alles über das Riechen und wie es unser Leben bestimmt. Piper, München, 2008. ISBN 978-3-492-05224-5
  • Dieter Martinetz, Roland Hartwig: Taschenbuch der Riechstoffe. Verlag Harri Deutsch, Frankfurt am Main, 1998. ISBN 3-8171-1539-3
  • Luca Turin: The Secret of Scent: Adventures in Perfume and the Science of Smell. 2006, New York, Ecco. ISBN 0-06-113383-3 (engl. Von ihm stammt auch ein bekannter Parfüm-Führer, zusammen mit seiner Frau Tania Sanchez, ISBN 0-670-01865-1, auch frz.)
  • Georgess Vigarello: Wasser und Seife, Puder und Parfum – Geschichte der Körperhygiene seit dem Mittelalter. Campus Verlag, Frankfurt, 1992.

Zitatnachweise, Zeitschriftenartikel

1.Nach: bayern.de

2.Siehe bei Jean Kerlé und der Sociéte francaise des parfumeurs

3.Die Geschichte des Parfums[1]
  • Bayerisches Landesamt für Umwelt: Gerüche und Geruchsbelästigungen. Bei: Bayern.de
  • Hannah Monyer: Im Dschungel der Düfte In: Magazin der Universität Heidelberg, In: Ruperto Carola 3/2005

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]