Coping

Aus PflegeWiki
Version vom 24. Januar 2022, 08:13 Uhr von Elvis.pula.nursit-institute.de (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „'''Coping''' (vom englischen: ''to cope with'' = "bewältigen", "überwinden") bezeichnet das Bewältigungsverhalten einer als bedeutsam oder belastend empfund…“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Coping (vom englischen: to cope with = "bewältigen", "überwinden") bezeichnet das Bewältigungsverhalten einer als bedeutsam oder belastend empfundenen Situation oder einer Lebensphase. Mit Coping werden Prozesse beschrieben, die dazu dienen, erwartete oder bereits eingetretene Belastungen und Einschränkungen kognitiv, emotional und aktiv handelnd auszugleichen und zu meistern.

In diesem Sinne sind etwa die von Elisabeth Kübler-Ross und anderen postulierten Sterbe- bzw. Trauerphasen Copingstrategien. In der Sozialmedizin wird nicht nur das Bewältigungsverhalten von Menschen mit chronischen Krankheiten und Behinderungen untersucht, sondern auch der Umgang mit sozial belastenden Situationen wie Langzeitarbeitslosigkeit oder die Pflege eines Angehörigen.

Soziale Arbeit arbeitet mit diesen Strategien und entwickelt diese durch Techniken und systemische Betrachtungsweisen fort.

Coping ist wesentlich bestimmt von den inneren Ressourcen einer Person und davon, wie diese Ressourcen erkannt, aktiviert und genutzt werden.

Eine wichtige Theorie zu Coping bzw. Stressbewältigung wurde durch das transaktionale Stressmodell von Lazarus und Launier beschrieben.

Adaptive und maladaptive Copingstrategien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es kann zwischen adaptiven und maladaptiven Copingstrategien unterschieden werden (auch als funktionale bzw. dysfunktionale Coping-Strategien bezeichnet). Adaptive Copingstrategien tragen zu einer langfristigen und nachhaltigen Lösung eines Problems bei, während bei maladaptiven Copingstrategien der Ablenkungscharakter im Vordergrund steht.

Transaktionales Stressmodell von Lazarus und Launier (1981)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dieses Modell sieht Stresssituationen als komplexe Wechselwirkungsprozesse zwischen den Anforderungen der Situation und der handelnden Person. Das Modell geht davon aus, dass nicht die Beschaffenheit der Reize oder Situationen für die Stressreaktion von Bedeutung sind, sondern die individuelle kognitive Verarbeitung des Betroffenen. Stress entsteht weniger durch die Ereignisse selbst als vielmehr dadurch, wie wir diese bewerten.

Drei Stufen der Bewertung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jeder Mensch bewertet Situationen und deren Belastung unterschiedlich, und damit auch deren Bedrohlichkeit. Lazarus unterscheidet dabei drei Stufen.

Primary Appraisal (Primäre Bewertung)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Situationen können positiv, als irrelevant (unbedeutend, unwichtig) oder als nur potentiell gefährlich bewertet werden. Wenn eine Situation als bedrohlich (stressend) erlebt wird, kann diese Bewertung in drei verschiedenen Abstufungen erfolgen: als Herausforderung (challenge, z.B. bei einem Wettkampf), als Bedrohung (threat, z.B. Verletzungsgefahr) oder als Schädigung/Verlust (Krankheit, Tod eines Angehörigen) (harm/loss).

Secondary Appraisal (Sekundäre Bewertung)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der sekundären Bewertung erfolgt eine Überprüfung, ob die Situation mit den verfügbaren Ressourcen bewältigt werden kann. Nur wenn die Ressourcen nicht ausreichend sind, wird eine Stressreaktion ausgelöst. Es wird eine Bewältigungsstrategie entworfen, die abhängig von der Situation und von der Persönlichkeit und kognitiven Strukturen der Person ist. Mögliche Verhaltensweisen sind z. B. Angriff oder Flucht (fight or flight), Verhaltensalternativen, Änderung der Bedingungen oder Verleugnung der Situation. Über Erfolgs- oder Misserfolgsrückmeldungen lernt die Person mit der Zeit, Bewältigungsstrategien selektiv einzusetzen.

Reappraisal (Neubewertung)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Neubewertung der Gesamtsituation (Problem und Bewältigungsstrategie) findet kontinuierlich statt, dabei werden die bisherigen Bewältigungsansätze auf ihre Wirksamkeit überprüft. Wird einem Stresspatienten aufgezeigt, wie er mit einer für ihn bedrohlichen Situation umgehen kann, wandelt sich diese zur Herausforderung. Genauso kann eine Herausforderung zur Bedrohung werden, wenn keine angemessene Bewältigung erfolgt.

Drei Arten des Copings (Stressbewältigung)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Problemorientiertes Coping[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beim problemorientierten Coping wird die Situation analysiert und gezielt nach Information über die Problematik sowie nach Beratungs- und Behandlungsmöglichkeiten gesucht. Das erfordert zumeist aktives Handeln, manchmal aber auch das Unterlassen einer Handlung oder das Eingehen von Kompromissen bzw. Anpassung an die Gegebenheiten.

Emotionsorientiertes Coping[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch „intrapsychisches Coping“ genannt; hierbei wird in erster Linie versucht, die durch die Situation entstandenen Gefühle und Affekte abzubauen, ohne sich mit dem Problem selbst auseinanderzusetzen und nach einer Lösung zu suchen. Beispiele für emotionsorientiertes Coping: Das Rauchen einer Zigarette oder das Trinken von Alkohol, um Ärger abzubauen; das Problem "eine Nacht überschlafen", um es dann evtl. neu bewerten zu können.

Bewertungsorientiertes Coping[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Hauptziel beim bewertungsorientierten Coping liegt darin, eine Belastung eher als Herausforderung zu sehen, weil so ein Lebensumstand positiv belegt wird und dadurch Ressourcen frei werden, um angemessen zu reagieren. Dennoch kann dies nur gelingen, wenn konkrete Problemlösungsansätze gefunden werden. Es müssen also verschiedene Bewältigungsstrategien kombiniert werden.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • R. S. Lazarus, R. Launier: Stressbezogene Transaktionen zwischen Person und Umwelt. In: J. Nitsch (Hrsg.): Stress. Theorien Untersuchungen, Maßnahmen. Huber-Verlag, Bern 1981
  • R. Hornung, J. Lächler: Psychologisches und soziologisches Grundwissen für Gesundheits- und Krankenpflegeberufe. 9. Auflage, Beltz-Verlag, Weinheim und Basel 2006 ISBN 3-407-55127-4
  • Adriano Pierobon:Resilienzfördernde Personalführung in Pflegeunternehmen.Grin-Verlag München 2015, ISBN 978-3-668-06363-1

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]