Verbrennung
Die Verbrennung beschreibt in der Medizin die Zerstörung von Gewebe durch die Einwirkung von Hitze.
Pathophysiologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- thermische Einwirkung von über 56 °C (Koagulationspunkt von Eiweiß) führt bei entsprechend langer Einwirkung zu Nekrosen
- aufgrund langsamer Wärmeabgabe hält Hitzeeinwirkung im Gewebe deutlich länger an, als die Dauer der äußeren Einwirkung
Einteilung der Verbrennung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Grad I[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- kurze Einwirkzeit hoher Temperaturen oder lange Einwirkzeit niedriger Temperaturen (ab 50 °C)
- schmerzhaftes Erythem infolge Ödem der Epidermis und Hyperämie des Koriums
- Prognose: narbenlose Ausheilung
Grad II[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- oberflächlich II. gradig: Blasenbildung, histologisch, unvollständige Nekrose der Epidermis
- Blasenbildung durch Exsudation eiweißreicher Flüssigkeit zwischen Korium und Epidermis
- Prognose: spontane Ausheilung ohne Narbenbildung
- tief II. gradig: tiefe dermale Verbrennung mit Nekrosen im Bereich des Koriums, erste Sensibilitätsstörungen
- Regenerationsmöglichkeit wenn nicht alle Schichten betroffen sind
- Prognose: Ausheilung mit Narbenbildung je nach Tiefenausdehnung
Grad III[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- subdermale Verbrennung, weiß- braune oder schwarze Verfärbung der oft lederartigen Haut
- Verbrennungsnekrose aller Hautschichten samt Anhangsgebilden, Nekrose reicht bis tief in die Subkutis
- Prognose: nur selten Spontanheilung. Immer Narbenbildung
Neunerregel nach Wallace[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Neunerregel nach Wallace schätzt die Flächenausdehnung der Verbrennung:
- Beim Erwachsenen:
- Arme und Kopf je 9%
- Brust/Bauch, Rücken und Beine je 18%
- Handinnenflächen einschließlich Finger und Genitalbereich je 1%
- Beim Kind bis zum 5 Lebensjahr:
- Arme je 9%
- Brust/Bauch, Rücken je 17%
- Beine je 15%
- Kopf 17% (abhängig vom Lebensalter)
- Genitalbereich 1%
- ab 20% Verbrennungsfläche spricht man von einer schweren Verbrennung
- Mortalitätswahrscheinlichkeit abhängig von Größenausdehnung der verbrannten Fläche und dem Alter des Patienten
- bei 40% Oberfläche liegt die Mortalitätswahrscheinlichkeit, abhängig vom Alter zwischen 40 und 100%
- Bei Kindern mit mehr als 5% verbrannter Oberfläche und Erwachsenen mit mehr als 10% besteht Schockgefahr. Stationäre Krankenhausbehandlung ist unbedingt indiziert.....
Erstmaßnahmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Beendigung der Wärmeexposition
- Entfernung glühender Kleidungsreste, heißer Flüssigkeit
- Kühlung im Idealfall mit Wasser (Bier bei der Gartenparty kann auch zum Kühlen genutzt werden)
- Vermeidung einer generalisierten Auskühlung bis zum Frieren wegen der Gefahr der zusätzlichen Gewebeschädigung durch Vasokonstriktion
- Flüssigkeitsersatz, am besten parenteral
- Evtl. Intubation und Beatmung
- Beim Abtransport: Abdecken der Wunde mit sterilem Material
- Keine lokale Behandlung am Unfallort
- Volumen geben!!!
Die Volumentherapie erfolgt ausschließlich mit Ringer-Lactat. Die Berechnungsgrundlage bildet die Baxter-Formel.
- Baxter-Formel
Erwachsene: 4 ml Ringer-Lactat x kgKG x verbrannter Körperoberfläche (KOF)/24 h
Kinder: 4–8 ml Ringer-Lactat x kgKG x verbrannter KOF/24 h
So erhält ein 80 kg schwerer Patient mit 60% verbrannter KOF ohne Inhalationstrauma 19.200 ml/24 h, davon 9.600 ml innerhalb der ersten acht Stunden! Bei Inhalationstrauma oder bei Starkstromverletzungen wird die Berechnung nicht mit 4 ml, sondern mit 6 ml Ringer-Lactat pro kg Körpergewicht und verbrannter KOF durchgeführt, da hier ein zusätzlicher Flüssigkeitsbedarf vorliegt.
- Die Urinausscheidung von 30 ml/h sollte in den ersten 24 Stunden nicht unterschritten werden. Scheidet der Patient weniger Urin aus, so muss zusätzlich Flüssigkeit in Form von Ringer-Lactat appliziert werden. Nur bei problematischer Ausscheidung trotz ausreichender Volumentherapie sollte Dopamin auf Nierendosis (10 mg/h) verabreicht werden. Ab 30% verbrannter Körperoberfläche sollte zur besseren Bilanzierung ein Dauerkatheter gelegt werden. Wichtig ist auch eine ausreichende und frühzeitige Analgosedierung, beispielsweise mit Piritramid und Promethacin (z.B. Dipidolor®/Atosil®) oder Fentanyldihydrogencitrat und Midazolam (z.B. Fentanyl®/Dormicum®). Auch die Indikation zur Intubation sollte großzügig gestellt werden: Bei Verbrennungstraumata kommt es nicht nur zu einer Schleimhautschwellung durch den thermischen Schaden, sondern auch zu einem Schleimhautödem durch die massive Bewässerung.
Pflegeschwerpunkt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Überwachung
- Prophylaxen
- Dekubitusprophylaxe
- Pneumonieprophylaxe
- Kontrakturenprophylaxe
- "Narbenprophylaxe" (Verhinderung der hypertrophen Narbenbildung durch Druck)
- Ödemprophylaxe
Verbrennungsschock[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- bis zu 48 h dauernder, kontinuierlicher Flüssigkeitsverlust durch gesteigerte Durchlässigkeit der kleinen Gefäße
- erheblicher transcutaner Energieverlust (in Form von Eiweißen) beträgt 3000 – 4000 cal / 24h
- Abhängig von:
- Ausdehnung und Tiefe der Verbrennung
- Umgebungstemperatur
- Luftfeuchtigkeit
Therapie eines Verbrennungstraumas[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Verbrennungskrankheit ist im Kern ein hypovolämischer Schock, der durch neurogene und toxische Faktoren verstärkt wird.
Hauptaufgabe: Sicherung einer suffizienten Nierenleistung
- Schädigung zu Beginn durch Volumenmangel
- In der 2 Phase durch toxische Abbaustoffe
- Phase des Schocks sollte nach ca. 48 h abgeschlossen sein, parenterale Ernährung kann durch eiweißreiche Kost ersetzt werden
- Gabe von Blut ist obligat bei schweren Verbrennungen
- Abfall von Immunglobulinen muss entgegen gewirkt werden
- Gabe von Antacida (Streßulcus) und Analgetika
- Primäre Frühexcision der tiefgeschädigten Hautbezirke ist nur noch für Hände und tiefreichende III. gradige Verbrennungen notwendig
- Geplante Wundlösung ab dem 6. – 14. Tag, um, durch rasche Kapilarisierung, Infektionsschutz zu erreichen
- Wundflächen werden, z.B. durch mesh – graft – Plastiken oder Epithelübertragung, gedeckt
- eine Auskühlung des Verbrennungsopfers vermeiden (Hypothermie)
- Verbandwechsel erst nach drei besser nach fünf Tagen
Klinik der Verbrennungskrankheit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
1.-3. Tag | bis zum 14. Tag | ab dem 14. Tag |
Schockphase | Intoxikationsphase | Reparationsphase |
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Hypovolämie | Hypervolämie | Wundinfektion |
Ödembildung (Cave: Hirnödem) | Ödemrückresorption | Begleitinfekt |
Schock | Toxineinschwämmung | Narbenkomplikationen (Strangulation, Kontrakturen, Keloidbelastung |
Oligurie | Polyurie | |
Mikrozirkulation & Azidose | toxische Schädigung fast aller Organe | |
Stressbelastung | Stressbelastung | |
massiver Kalorienverbrauch (Katabolie) |
Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
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Verbrennungsnarbe
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Verbrennungsnarbe
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Verbrennungsnarbe
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Verbrennungsnarbe
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Verbrennungsnarbe
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Verbrennungsnarbe
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Verbrennung Grad 4
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Verbrennung Grad 3
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Verbrennung Grad 3
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Verbrennung Grad 3
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Verbrennung Grad 2
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Verbrennung Grad 2
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Verbrennung Grad 2
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Verbrennung infiziert