Schlucktraining

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Das Schlucktraining kann in drei Phasen eingeteilt werden


Phase 1: Informationssammlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vermutet die Logopädin oder Pflegeperson eine Schluckstörung bei einem Patienten, überprüft sie vor der Nahrungsaufnahme, ob Husten- und Schluckreflex intakt sind.

Ein Patient darf nur bei intakten Schutzreflexen essen oder trinken, da eine Aspiration unabsehbare Schäden bis hin zu Erstickungstod nach sich ziehen kann.


Schluckreflex[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Schluckreflex wird geprüft, indem man Zeige- und Ringfinger leicht auf den Kehlkopf legt, den Patienten zum Schlucken auffordert und dabei fühlt, wie sich der Kehlkopf bewegt.

Der Schluckreflex wird über eine mechanische und thermische Reizung des vorderen Gaumens stimuliert und trainiert:

  • Zahnspiegel oder Löffelstiel für etwa 10 Sekunden in Eiswasser tauchen
  • Die Rückseite des Spiegels/Löffelstiels 5 - 10mal leicht an den unteren Teil des vorderen Gaumenbogens tippen
  • Erneut in Eiswasser tauchen und wiederholen
  • Den Vorgang 5mal täglich etwa 5 Minuten abwechselnd an jeder Gaumenseite durchführen.

Es kann einige Tage, aber auch Wochen dauern, bis der Schluckreflex wieder intakt ist.


Hustenreflex[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Hustenreflex kann und soll nicht ausgelöst werden, hier ist die Pflege auf Beobachtungen angewiesen, ob der Patienten spontan oder z.B. bei der Mundpflege hustet.

Phase 2: Schlucktraining[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sind Husten- und Schluckreflex intakt, beginnt das eigentliche Schlucktraining. Es ist z.B. nach einem Schlaganfall ein wichtiger Baustein, dem Patienten die Selbständigkeit wiederzugeben und eine normale Nahrungsaufnahme zu ermöglichen. Der Patient muß dabei wach und kooperativ sein.


Hat der Patient eine Zahnprothese, soll er sie vorher einsetzen. Die Körperhaltung beim Schlucktraining entspricht der Esshaltung im Sitzen. Der Patient neigt den Kopf leicht nach vorne, damit die Zunge leicht nach vorne fällt. So bleibt der Nahrungsbissen in der Mitte des vorderen Teils der Zunge liegen und gleitet nicht zu schnell ungekaut den Rachen hinunter.


Die Konsistenz dickflüssiger Speisen übt einen Druck auf die Gaumenbögen aus, wodurch der Schluckreflex ausgelöst wird. Flüssigkeiten hingegen sind eher ungeeignet, da sie ohne Reizwirkung auf die Gaumenbögen in den Rachen hinweg fließen.


Schluck versuch mit dickflüssiger Kost beginnen. Je nach Geschmack des Patienten eignen sich z.B. püriertes Gemüse, Kartoffelbrei, Quark oder Pudding.


Bei der Auswahl der Speisen ist zu beachten:

  • Säurehaltige Speisen regen die SpeichelProduktion stark an
  • Milchig-breiige Speisen führen zur Verschleimung, was das Schlucken erschwert
  • Eine Mischung aus flüssigen und halbfesten Speisen erhöht die Gefahr des Verschluckens wegen der verschiedenen Schluckeigenschaften.


Für das Schlucktraining ist ein Löffel mittlerer Größe geeignet:

  • Einen halbvollen Löffel waagrecht in den geöffneten Mund schieben, und dabei das vordere Zungendrittel herunterdrücken, damit die Zunge den Löffel nicht wegstößt
  • Der Patient muß den Bissen hinuntergeschluckt haben, bevor erneut ein Löffel mit Speise in den Mund geschoben wird.


Um dem Patienten die Umstellung zu erleichtern, stellt man die Kost langsam von breiig auf fest um.


  • Vorsicht: Wenn der Patient zu husten und würgen beginnt, das Schlucktraining sofort unterbrechen.

Phase 3: Trinktraining[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erst wenn der Patient dickflüssige Nahrung komplikationslos schluckt, wird mit Trinkversuchen begonnen. Das Trinken ist schwerer zu erlernen als das Essen, weil Flüssigkeiten leichter aus dem Mund herauslaufen und leichter in die Luftröhre gelangen.


Trinkversuche mit dickflüssigen Getränken (z.B. Säfte, Buttermilch, Cremesuppen) beginnen, weil sie einen stärkeren Reiz auf die Gaumenbögen ausüben.

Bei ängstlichen Patienten oder bei Patienten mit noch bestehender erheblicher Aspirationsgefahr kann man die Flüssigkeit mit einer Pipette oder einem getränkten Wattestäbchen verabreichen. Schluckt der Patient ohne Schwierigkeit, kann er einen Strohhalm als Hilfsmittel benutzen. Viele Patienten trinken damit leichter als aus den üblichen Schnabelbechern. Bei Trinkübungen mit dem Becher diesen nur bis zur Hälfte füllen und auf der Unterlippe ansetzen. Der Becherrand darf nicht an die Zähne stoßen, da sonst der Beißreflex ausgelöst wird. Dem Patienten immer nur einen kleinen Schluck zu trinken anbieten und nach jedem Schluck eine kleine Pause einlegen.

Beim Schluck- und Trinktraining:

  • Dem Patienten Zeit lassen und nie drängen
  • Den Patienten nach dem Essen noch etwa eine halbe Stunde aufrecht sitzen lassen, um eine Aspiration zu vermeiden.



siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aspirationsprophylaxe Schluckstörungen

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]