Transnasale Magensonde

Aus PflegeWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die transnasale Magensonde ist ein Kunststoffschlauch, der durch Nase, Rachen und Speiseröhre in den Magen geführt wird. Über diese Sonde können Nahrung, Flüssigkeit und Medikamente direkt in den Magen verabreicht werden. In einigen Fällen dient eine solche Sonde als Ablaufmöglichkeit für Mageninhalt, beispielsweise zur Entlastung bei unstillbarem Erbrechen.


Vorbereitung und Platzierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Sondenauswahlkriterien
  • Materialvorbereitung
  • Patientenvorbereitung
  • Durchführung der Platzierung

Gründe für die Sondierung des Magens[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Diagnostik
    • Magensaftdiagnostik wie z.B. Magennüchternsekret auf Tbc, pH-Metrie
  2. Therapie
    • Ableitung von Magensaft als Vorbereitung auf OP, prophylaktisch oder postoperativ
    • Magenspülung z.B. bei Intoxikationen
  3. Ernährung
  4. Entlastung

Indikationen für eine Ernährungssonde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Darf nicht essen: OP im Mund-, Oesophagusbereich, traumatische Veränderungen im oro-oesophagealen Bereich
  • Kann nicht essen: Störungen im ZNS, bewusstlose Patienten, gelähmte Patienten (Apoplex, Schädel-Hirntrauma, Behinderungen), Kau- und Schluckstörungen
  • Will nicht essen: Essstörungen wie z.B. Anorexia nervosa, psychische Störungen wie z.B. schwere Depression, Schmerzen aufgrund entzündlicher Prozesse
  • Möchte essen und trinken, es liegt aber eine Passagestörung oder Obstruktion vor

Kontraindikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ulkusleiden
  • Enterale Ernährung, die länger als 30 Tage andauern wird
  • Tumore im Mund / Rachenraum
  • Gastrointestinale Blutungen
  • Fehlbildungen im Mund und/oder Nase

Ernährungssonden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Magensonden (nasogastrische Verweilsonden)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 75 cm lang, Ch 8-18, aus Polyurethan oder Silikonkautschuk
  • Entfernung Naseneingang-Kardia ca. 45 cm
  • Keine PVC-Sonden verwenden wegen Verletzungs- und Perforationsgefahr durch Aushärten, Gefahr von Druckulzerationen
  • Korrekte Lage kann durch Röntgenaufnahme überprüft werden
  • Vorteil: einfache Sondenanlage
  • Nachteil: Aspirationsgefahr bei Magenentleerungsstörung

Dünndarmsonden (Jejunalsonde)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • endoskopische Plazierung der Sonde oder unter dem Bildwandler
  • Kontinuierliche Applikation der Nahrung über eine Ernährungspumpe

Material[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Geeignete Sonde
  • Gleitmittel, Schleimhautanästhetikum
  • Glas mit Wasser
  • Nierenschale oder Spuckbeutel, Zellstoff
  • Schutztuch
  • Einmalhandschuhe
  • Spritze mit mindestens 20 ml-Volumen
  • Material zur Sondenfixierung
  • Indikatorpapier
  • Stethoskop
  • Fettstift

Patientenvorbereitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Information des Patienten (Sinn und Ablauf der Maßnahme, evtl. Nüchternbleiben bei Diagnostik),Türen und Fenster schließen,
  • evtl. Sichtschutz (Patienten vor Blicken von Mitpatienten schützen)
  • Vorbereiten und Bereitlegen der Materialien : sterile Ernährungssonde mit evtl. Führungsmandrin, Gleitmittel (z.B. Cathejell® Kathetergleitgel, Instillagel), Schleimhautanästhetikum, Glas mit Wasser, Nierenschale mit Zellstoff, Schutztuch, Einmalhandschuhe, Spritze, Material zur Sondenfixierung(Pflaster, Schere), Indikatorpapier, Stethoskop, Abwurfbehälter
  • Patienten positionieren oder halbaufrechte Position 45° (Oberkörperhochlagerung)
  • Nase reinigen mit Schleimhautdesinfektionsmittel

Durchführung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beim Legen der Sonde ist ständige Patientenbeobachtung erforderlich, bei auftretenden Störungen (Bewusstsein, Vitalzeichen) muss der Vorgang sofort abgebrochen und der Arzt informiert werden.

  • Patient entspannen lassen
  • Handschuhe anziehen
  • Abmessen der Sonde (Nasenspitze-Ohrläppchen-Magengrube, ca. 45 cm bei Erwachsenen, Nasenspitze-Bauchnabel beim Kind, Ohr-Nasenspitze-Schwertfortsatz bei Säuglingen/ Neugeborenen)
  • Nase reinigen
  • Nasenschleimhaut mit Anästhetikum betäuben
  • Sonde mit Gel oder Wasser gleitfähig machen(z.B. Cathejell® Kathetergleitgel, Instillagel od. MCT-Öl, bei Kindern und Säuglingen NaCl 0,9%)
  • Patient auffordern, gleichmäßig durch den Mund zu atmen, um das Legen der Sonde zu erleichtern
  • Patient auffordern, den Kopf nach vorn zu neigen und zu schlucken, damit das Einführen der Sonde erleichtert wird
  • Sonde durch den unteren Naseneingang bis kurz oberhalb der Epiglottis einführen
  • Patienten jetzt auffordern, zu schlucken, während jeden Schluckaktes die Sonde stückweise vorschieben; ggf. Schlucken durch Trinken von Wasser provozieren (nicht bei Magensaftdiagnostik)
  • bei Anzeichen von Zyanose oder starken Husten, die Sonde bis oberhalb der Epiglottis zurückziehen und erneut sondieren (ggf. Pause einlegen) --> Gefahr, dass die Sonde in der Luftröhre liegt
  • Sonde bis zur Markierung 50-60cm einführen

Lagekontrolle der Sonde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Lage der Sonde wird nicht nur unmittelbar nach der Einlage kontrolliert, sondern immer wieder vor jeglicher Nahrungs-, Flüssigkeits- und Medikamentenapplikation über die Sonde. Ein Versäumnis der Lagekontrolle kann schwerwiegende Folgen bis hin zur Lebensgefahr nach sich ziehen.

  • Spritze an Sonde ansetzen und aspirieren
  • aspirierte Flüssigkeit mit Indikatorpapier auf Säurehaltigkeit überprüfen, ein pH-Wert von 1–1,5 (bei nüchternem Magen, 2–4 nach Nahrungsaufnahme) weist auf Magensaft hin (siehe Herstellerhinweise)
  • Luft durch die Sonde insufflieren und das Geräusch mit dem Stethoskop im Magenbereich lokalisieren
  • die richtige Lage der Sonde kann außerdem mittels Röntgendiagnostik kontrolliert werden
  • tritt Sekretfluss ein, bestätigt das Sekret die korrekte Lage
  • bei Sonden mit Führungsmandrin wird der Draht anschließend aus der Sonde entfernt
  • die Verweilsonde an Nasenrücken oder Wange mit Pflaster fixieren

Patientennachsorge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Patient den Mund ausspülen lassen (Vorsicht bei vorangegangener Verwendung eines Schleimhautanästhetikum: Aspirationsgefahr)
  • Patient über Umgang mit liegender Sonde informieren (z.B. Körperpflege, Kleiden, Pflege)
  • Patient entspannt positionieren
  • Patient nach Wohlbefinden und Wünschen fragen
  • Materialien sachgerecht entsorgen
  • gemäß Anordnung mit der Applikation über die Sonde beginnen

Psyche des Patienten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Essen und Trinken sind nicht nur Grundbedürfnisse und ordnende Faktoren im Tagesablauf, sondern haben einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft. Neben dem Ernähren und Versorgen durch Zuführen von Nährstoffen sind Essen und Trinken auch Zeichen von Lebensqualität, Genuss, Freude und können zudem überaus kommunikativ sein. Patienten, die enteral ernährt werden, können diesem Grundbedürfniss nicht nachkommen und an diesem Ritual nicht teilnehmen. Es wird als überaus belastend empfunden, nicht mehr selbst essen zu können/zu dürfen. Der Geschmacks- und Geruchssinn wird vernachlässigt und somit auch eine Freude wie auch ein Kommunikationsmittel im Leben genommen.

Um der Verarmung des Geschmacks- und Geruchssinnes entgegen zu wirken, bietet sich die orale Stimulation an, die auch die Aspekte wie Geschmack, Geruch, Temperatur, Menge und Konsistenz beinhaltet. Durch die Stimulation werden die Geschmacks- und Geruchsnerven angeregt, intensiviert und zum Differenzieren gereizt.

Da Geruchs- und Geschmackssinn eng beieinander liegen, ist es von Vorteil, die Reizung der Sinne mit verschiedenen Düften anzuregen. Dazu eignen sich Riechfläschchen, Aromaöl sowie auch Bilder, die Assoziationen von Riech- und Geschmackerlebnissen hervorrufen. Der Mundraum kann mit einer weichen Zahnbürste stimuliert werden, welche vorher in einer von dem Patienten bevorzugten Flüssigkeit getränkt wurde. Außerdem leisten verschieden gefüllte Kompressen, getränkte Mulltupfer verschiedener Flüssigkeiten wie Saft, Cola, Tee etc. sowie das direkte Aufbringen von Honig, Nutella oder Marmelade einen hervorragenden Dienst, die Zellen anzuregen. Bei der oralen Stimulation geht es darum, den Patienten an Sinnesempfindungen teilhaben zu lassen und somit etwas "Geschmack" in den Krankenhausaufenthalt zu bringen.

Sondenpflege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Sondenpflege beinhaltet die Nasenpflege, den Verbandswechsel und die Reinigung der Sonde an sich.

Nasenpflege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Material:

  • Schutzkittel
  • unsterile Handschuhe
  • Händedesinfektionsmittel
  • Wattestäbchen
  • Wasser
  • Nasensalbe zur Nasenpflege
  • ggf. Pflaster
  • Abwurf

Die Nasenlöcher sowie die Sonde werden auf mögliche Borken untersucht. Mit einem befeuchteten Wattestäbchen werden Unreinheiten entfernt, indem die Nasenwand entlang gefahren und drehend herausgezogen wird. Die Borken der Sonde, werden von oben nach unten heraus gewischt. Festere Borken gut mit Vaseline oder Öl einweichen und dann entfernen. Es ist darauf zu achten, dass die Sonde platziert bleibt. Um eine Austrocknung der Nasenschleimhaut zu verhindern, kann etwas Nasensalbe auf die Nasenwand eingetragen werden.

Soor- und Parotitisprophylaxe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Patienten, die durch Sonden ernährt werden, haben unter anderem aufgrund mangelnder Speichelproduktion ein erhöhtes Risiko an Soor und/oder Parotitis zu erkranken. Die Mundschleimhaut droht auszutrocknen und ist anfällig für Infektionen. Daher ist eine regelmäßige Mundpflege von hoher Bedeutung. Diese beinhaltet die Reinigung der Zähne durch Zahnbürste und Zahnpasta, sowie gewünschte oder verordnete Mundspülungen, wenn dieses soweit möglich ist. Anderweitig kann man den Mund bei moribunden, aspirationsgefährdeten Patienten mit einem auf eine Pean-Klemme befestigten, angefeuchteten Mulltupfer oder speziellen Schwämmchen auswischen und somit für eine gereinigte, gesunde und befeuchtete Mundschleimhaut sorgen. Die mehrmals durchgeführte Mundhygiene gibt außerdem die Möglichkeit, die Mundhöhle auf Rötungen, Blutungen und Veränderungen zu inspizieren. Eine Taschenlampe und ein Spatel werden evtuell benötigt. Bei Auffälligkeiten sollte man den behandelnden Arzt informieren.

Aspirationsgefahr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aspiration bedeutet Einatmen oder "Verschlucken", es gelangt Flüssigkeit oder Nahrung in die Atemwege. Dies kann zu einer Aspirationspneumonie (Lungenentzündung) führen. Bei der enteraler Ernährung ist es daher von großer Bedeutung, den Patienten entsprechend zu positionieren und die Speiseröhre über das Niveau des Magens zu bringen, so dass die Nahrung nicht vom Magen in die Speiseröhre zurückfließen kann. Es bietet sich an, den Oberkörper hoch zu lagern, welches ab einem Winkel von 30 Grad Wirkung zeigt. Diese Position sollte auch 30 Minuten nach der Nahrungsverabreichung eingehalten werden, um einen Rückfluss zu verhindern.

Dekubitusprophylaxe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dekubitus bedeutet Wundliegen. Es kann dazu kommen, wenn die Sonde längere Zeit auf die gleiche Stelle der Nasenwand drückt. Dies kann sehr schmerzhaft sein. Der tägliche Verbandswechsel gibt die Möglichkeit, Druckstellen frühzeitig zu erkennen und diesen entgegen zu wirken. Daher sollte das Pflaster versetzt aufgeklebt werden und die Sonde nicht unter Zug sein und vorsichtig leicht hin und her gedreht werden.

Verbandswechsel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Pflege der transnasalen Sonde gehört der tägliche Pflasterwechsel. Das Pflaster sorgt dafür, dass die Sonde nicht verrutscht und wird auf dem Nasenrücken befestigt. Das Pflaster an der Wange des Patienten sorgt dafür, dass die Sonde nicht unter Zug steht.

Material:

  • Schutzkittel
  • unsterile Handschuhe
  • Händesdesinfektionsmittel
  • bei hartnäckigen Pflasterresten spezielle Entfernerlösung verwenden (z.B. Dermasol)
  • Tupfer
  • Pflaster zur Fixierung
  • Abwurf

Der Verbandswechsel sowie auch die Nasenpflege ermöglichen es, die Sondenlage zu überprüfen. Die Sonde darf weder geknickt sein noch scheuern, da es zu Hautläsionen kommen kann. Diese erweisen sich als sehr schmerzhaft und bergen ein Infektionsrisiko. Das Fixierpflaster wird täglich gewechselt, um eine Hautirritation zu vermeiden. Dazu wird das alte Pflaster vorsichtig entfernt, um den Sitz der Sonde nicht zu gefährden. Eventuell kann die Lage der Sonde markiert werden. Die Haut wird von eventuellen Pflasterresten gereinigt. Während der Pflegemaßnahme sollte die Sonde mit den Fingern oder mit dünnen Pflasterstreifen in Position gehalten werden. Diese sind nach der Maßnahme wieder zu entfernen. Das neue Pflaster sollte nicht auf der alten Stelle platziert werden, sondern leicht versetzt, um Rötungen oder allergische Reaktionen zu vermeiden. Zu berücksichtigen ist, dass die Sonde nicht unter Zug ist, um das Wohlbefinden des Patienten nicht zu gefährden. Nach der Pflegemaßnahme wird sich nach dem Wohlbefinden des Patienten erkundigt, die Materialen sachgerecht entsorgt und die Hände desinfiziert.

Pflege der Sonde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hände desinfizieren vor Maßnahme
  • regelmäßig Sonde spülen, dadurch wird ein Verstopfen verhindert
  • dünnlumige Sonden verstopfen eher, da sich durch den engen Durchmesser Partikel rascher festsetzen können
  • es wird vor jeder Nahrungsverabreichung gespült, bei jeder Unterbrechung, vor und nach Medikamentengabe
  • bei Nahrungsverabreichungspause wird einmal täglich gespült
  • für die Spülung 50 ml Wasser verwenden
  • keinen Saft oder (Früchte-)Tee verwenden (Fruchtsäure führt zu Ausflockungen der Eiweiße in der Sondenkost, welches die Sonde verstopfen kann)
  • leichte Verstopfung kann mit einer Spülung mit kohlensäurehaltigen Wasser gelöst werden.

Sondenentfernung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Patienten über Vorgang informieren
  • Sonde mit einer Klemme verschließen
  • das Abklemmen der Sonde soll beim Entfernen eine Aspiration von Magensaft verhindern
  • Oberkörper des Patienten hoch lagern
  • Fixierungspflaster lösen
  • Patienten zu ruhiger und tiefer Atmung anleiten
  • Handschuhe anziehen
  • Sonde in einem Zug entfernen
  • Mundspülung anbieten
  • Kleberreste auf der Haut entfernen

Komplikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Atemstillstand bzw. Bradykardie durch Vagusreizung
  • Oesophagus-, Magenperforation
  • Druckulzerationen im Magen, Oesophagus oder an der Nase
  • Nasenbluten
  • Einführen der Sonde in die Trachea
  • Sonde rollt sich unbemerkt im Rachenraum auf

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Magensonde

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]