Biographiegespräch

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Im Biographiegespräch werden prägende Ereignisse im Lebenslauf einer Person thematisiert. Die Erhebung der Biographie ist Voraussetzung und Bestandteil der Biographiearbeit. Bei der Pflege von Menschen mit Demenz sind biographische Kenntnisse Grundlage der Validation.

Gespräche, die die Biographie betreffen, finden nicht unbedingt bei der Aufnahme statt, sondern immer wieder in unterschiedlichen Pflegesituationen. Dazu ist eine offene und vertrauensvolle Atmosphäre nötig; es gilt dabei, die Intimsphäre des Pflegebedürftigen zu wahren und die Bestimmungen des Datenschutzes einzuhalten.

Biographische Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Idealfall gibt die betreffende Person selbst Auskunft, ansonsten können Angehörige, Freunde und Bekannte miteinbezogen werden. Ergänzt werden die Informationen durch mitgebrachte Unterlagen und persönliche Gegenstände mit ideellem Wert (wie Bilder, Fotos, Dekorationsstücke und ähnlichem). Selten ist eine Zeitkapsel dabei, die eventuell hilfreich ist, wenn sich der Pflegebedürftige selbst nicht adäquat äußern kann und es niemanden in seinem Umfeld gibt, der Informationen liefern könnte.

Inhalte einer Biographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • geschichtlich Erlebtes (Kriege, politische Umbrüche,...)
  • Familienverhältnisse (Eltern, Geschwister, Ehepartner, Kinder, etc.)
  • Wohnbedingungen
  • beruflicher Werdegang (Schule, Ausbildung, Beruf, Studium etc.)
  • ethische, politische, religiöse Prägungen
  • gesundheitliche Entwicklung
  • generell prägende, positiv und negativ erlebte Ereignisse, also alle Höhen und Tiefen im Leben.

Wichtig: akzeptieren, wenn Mensch über bestimmte Dinge nicht reden möchte.

Biographie-Erhebung im Einzelgespräch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Gegensatz zur Erhebung in der Gruppe kann sich die Pflegekraft ganz auf einen Menschen konzentrieren. Regeln:

  • Im Gespräch nur grobe Notizen machen, damit sich die betroffene Person nicht verhört fühlt.
  • Nicht sofort am Aufnahmetag, denn der Mensch braucht Vertrauen und Vertrautheit mit seinem neuen Leben.
  • Richtigen Zeitpunkt für ein Gespräch erkennen. Also: Wann ist der Mensch bereit?
  • Jede Gelegenheit für Informationen nutzen: z.B. beim Baden über 'Früher' sprechen.

Umgang mit den gewonnenen Informationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • auf dem Biographiebogen oder der Pflegeanamnese dokumentieren
  • allen Mitarbeitern zugänglich machen, die an der Pflege des betreffenden Patienten beteiligt sind
  • in den Alltag integrieren

Anforderungen an die Pflegekraft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • echtes Interesse (man muss den Sinn einer Biographie erkannt haben)
  • achtungsvoller Umgang
  • Empathie (Einfühlungsvermögen)
  • kommunikative Kompetenz (Gesprächsförderer einsetzen und Störer vermeiden)
  • vertrauenswürdiger und sensibler Umgang mit den Daten

Auswirkungen der Biographie-Erhebung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf den Menschen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Selbstbewusstsein wird gefördert, denn der Mensch setzt sich mit sich auseinander
  • Selbstwertgefühl steigt, denn der Mensch hat etwas zu bieten mit seinen Erlebnissen
  • Hilfe bei Bewältigung mit dem Thema Tod und Sterben

Auf die Pflegeperson[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Sie lernt den Menschen besser kennen.
  • Kann seine Stärken, Schwächen und Verhaltensweisen besser einschätzen.
  • Sie lernt vielleicht auch etwas über ihre eigene Lebensgeschichte.

Auf den Pflegealltag[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Der alte Mensch wird greifbarer.
  • Die Beziehung zwischen Pflegeperson und Pflegebedürftigem entwickelt sich.
  • Man trägt Verantwortung für den Menschen und tut mehr für sein Wohlergehen.

Schwierigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bedeutung biographischer Informationen für die Pflege ist den Patienten oft nicht klar. Fragen nach Familienverhätlnissen, Religionszugehörigkeit, Berufsleben und anderem werden manchmal als Zumutung empfunden. Es muss den Patient erklärt werden, warum die Pflege durch Informationen verbessert werden kann.

Den Patienten muss deutlich gemacht werden, in welcher Weise Gesprächsinhalte anderen zugänglich gemacht werden. Sie sollten selbst entscheiden können, was sie dem Team gegenüber offenlegen, auch auf die Gefahr hin, dass Zurückhaltung von Informationen Nachteile bei der Versorgung bringt.

Die Aussagen von Angehörigen müssen mit bedacht behandelt werden. Das Selbstbild der meisten Menschen weicht vom Fremdbild, auch dem von Familienmitgliedern, häufig ab. Patienten sollten das Recht behalten, von den Pflegenden so betrachtet zu werden, wie sie selbst gesehen werden wollen.

  • Grundsätzlich: Es sollten nur die Informationen erfragt und dokumentiert werden, die für die Versorgung dieses Menschen notwendig sind.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Reinhard Völzke: Die Methode des Biographischen Gesprächs in der Sozialpädagogik. Schriftenreihe der Evangelischen Fachhochschule Rheinland-Westfalen-Lippe, Bochum 1990 ISBN 3-926013-12-5
  • P. M. Wiedemann: Erzählte Wirklichkeit. Zur Theorie und Auswertung narrativer Interviews. Psychologie Verlag, Weinheim 1986

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]