Kreislaufstillstand
Im Blutkreislauf wirken die beiden Herzhälften wie jeweils eine Pumpe, die Blut zur Lunge bzw. vom li. Herzen hin zu den anderen Organen im Körper hin transportiert. Die Arbeit dieses Muskelgewebes wird durch elektrische Reize ausgelöst und erfolgt etwa 1 mal pro Sekunde lebenslang. Aus verschiedenen Gründen kann es dazu kommen, dass beide Herzhälften diese Funktion nicht mehr erfüllen.
Die davon abhängigen Organe erhalten keinen Blutzustrom mehr: Kreislaufstillstand
Verwechslungsgefahr: Durch die Dramatik des Geschehens wird manchmal auch von professionellen Helfenden ein Atemstillstand und Kreislaufstillstand verwechselt. Das sollte nicht sein. Die Konsequenzen für den Erfolg der Ersten Hilfe sind gravierend.
Deshalb wird hier ein Schema vorgestellt, das Fehler möglichst reduziert, Kooperation erleichert und die Überleitung in eine Intensivmed. Behandlung sichern soll:
Die ersten 13 Minuten der Herzwiederbelebung
Ursachen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Ursachen können sein:
- Herzstillstand: Das Herz schlägt nicht mehr. Meistens verursacht durch die fehlenden gleichmäßigen elektrischen Reize(Reizleitung).
- Kammerflimmern: Die Herzmuskulatur erhält unkoordinierte Anreize und schlägt in so hoher Folge (Frequenz), dass kein Blut mehr gepumpt wird.
- Näheres dazu siehe bei: Plötzlicher Herztod
Diagnose[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Ein Kreislaufstillstand liegt vor:
- fehlende Ansprechbarkeit
- Kein Puls - auch Carotis-/Femoralis-Puls nicht tastbar
- beide Pupillen weit und reaktionslos
- "weak action" - EKG oder:
- Asystolie oder
- Kammerflimmern
Stationsintener Alarm ist erfolgt
Wiederbelebung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Schutz vor Hirnanoxie durch Beatmung und Herzmassage
- Die Herzmassage erfolgt durch einen sich wiederholenden Rhythmus aus 30 Herzkompressionen und zwei Beatmungen (bei erwachsenen Patienten).
- Beatmung
- Mundbeatmung
- Mund zu Mund (zu Nase)
- Frischluft- Sauerstoff- Beutelbeatmung
- Intubation
- Herzmassage
- harte Unterlage
- kräftige Druckstöße auf untere Sternumhälfte
- 70 - 100mal pro Minute
- Restitution der Herzaktion
- Adrenalin 0,3mg - 0,5mg (=0,3 - 0,5ml 1%)
- oder Isoprenalin 0,2mg
- oder Orciprenalin 0,5mg
- Procain 50-100mg (= 5 - 10ml 1%)
- oder Lidocain 100mg
- bringen diese Maßnahmen keinen Erfolg, kann ein EKG wertvoll zur Differentialdiagnose "Kammerflimmern" oder "Asystolie" sein
- Kammerflimmern:
- Defibrillation mit 200-400 Ws
- evtl. wiederholen, evtl. Doppelschläge
- evtl. Procain wiederholen (s.o.)
- Asystolie:
- Adrenalin wiederholen (s.o.)
- Calciumgluconat 10ml 10% i.v.
- evtl. elektronische Stimulierung (Pacemaker) über ösophageal oder transvenäs-intrakardial eingelegte Schrittmacher-Elektrode
- Adrenalin 0,3mg - 0,5mg (=0,3 - 0,5ml 1%)
- Beatmung und Herzmassage ständig weiterführen
- wenn nach 10 Minuten kein Erfolg, evtl. Indikation zur Thorakotomie gegeben.
Erfolgskontrolle der Reanimation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- möglichst mit EKG
- Thorax hebt und senkt sich (im Rhythmus der Atmung/Beatmung)
- Spontanatmung
- wenn an der A. carotis bzw. A. femoralis nach jeder Herzaktion eine Pulswelle tastbar ist
- Rosigwerden, Wiedererwärmung der Haut
- Pupillenveränderung, positive Lichtreflexe
- wiederkehrender Muskeltonus
- wiederkehrendes Bewusstsein
- wiederkehrender Blutdruck
- wiederkehrende Diurese
Fremdworte und Abkürzungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Fremdworte und Abkürzungen im Zusammenhang mit der Reanimation:
- ABDM: automat. ambulante Langzeit-Blutdruckmessung
- ABPM: automat. blood pressure measuring
- ACVB: aorto-coronarer Venenbypass
- Aneurysma: umschriebene Herz- oder Gefäßerweiterung
- Angina pectoris: Brustenge-Gefühl (auch Stenokardie)
- Angioskopie: Gefäßspiegelung
- Antikoagulantien - gerinnungshemmende Substanzen
- Aorta - Hauptschlagader
- Apoplex: Schlaganfall (auch apoplektischer Insult)
- Arterie: Schlagader
- Arteriosklerose:: Gefäßverhärtung und
- Atherosklerose: Gefäßverhärtung, sie ist ein multifaktorielles Krankheitsbild der Herzkranzgefäße (welches zur Degeneration und Stenosierung des Koronargefäßes führt. Haupt-Risikofaktoren sind arterielle Hypertonie, Diabetes mellitus, Nikotinabusus und Fettstoffwechselstörung)
- AVK: Arterielle Verschlusskrankheit
- BMI: body-mass-index (Körpermasse-Index)
- Broca-Index: (veraltete) Formel zur Errechnung des Normalgewichtes
- Bypass: Überbrückung eines verengten Gefäßabschnittes durch ein weiteres (künstliches) Gefäßimplantat
- cerebrovaskulär: im Zusammenhang mit einem Hirnblutgefäß
- CLAS: Cholesterol Lowering Atherosclerosis Study
- CPR: Cardio-Pulmonale Reanimation, auch HLW
- Herz-Lungen-Wiederbelebung
- CRP: C-Reaktive-Protein (Blutwert bei der Infarkt-Prävention)
- CSE-Hemmer: Cholesterin-Synthese-Enzym-Hemmer
- DHP: Deutsche Herz-Kreislauf-Präventionsstudie
- Diabetes mellitus: Zuckerkrankheit
- Diastole: Erschlaffungs(=Füllungs)-phase des Herzens
- Dilatation: Erweiterung
- Diuretika: harntreibende Medikamente (Einzahl: -um)
- ECAT/AP: European concerted action on thrombosis/
- angina pectoris
- Ergometrie: Belastungs-EKG
- essentiell: ohne erkennbare Ursache (lat: aus sich heraus seiend)
- Gesamtrisiko-Konzept: sozusagen der Abschied vom einzelnen Risikofaktor. Weltweit ca. um 2000 neue Richtlinien zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- GRIPS: Göttingen risk incidence and prevalence study
- HDL: high density lipoprotein (FettlEiweiß mit hoher Dicbte)
- HLW: Herz-Lungen-Wiederbelebung – Cardio-Pulmonale Reanimation, meist engl. mit CPR abgkürzt
- Hypercholesterinämie : Erhöhung des Blutcholesterinwertes
- Hyperlipoproteinämie : Erhöhung der Blutfettwerte, auch Hyperlipidämie
- Hypertonie: Bluthochdruck
- Hypertrophie: Zunahme an Masse (z B. Herzmuskel)
- Infarkt: das hinter einem Gefäßverschluß abgestorbenes Gewebe (z B. Herz-, Milz-, Lungeninfarkt)
- JNC: Joint National Committee (USA)
- kardiovaskulär: Herz-/Kreislauf betreffend
- Kapillare: kleinstes Gefäß, auch: Haargefäß
- kcal: Kilo-Kalorien (alte Einheit für Energie)
- KG: Körpergewicht (in kg)
- KHK: koronare Herzkrankheit
- kJ: Kilo-Joule (SI-Einheit für Energie)
- koronar: Herzkranz- (lat. :corona = der Kranz)
- kurativ: heilend
- LDL bzw. VLDL: (Very) low density lipoprotein
- Lipide: Fette im Blut an Eiweißkörper (Proteine) gebunden; sie heißen dann Lipoproteine: Blutfette: Cholesterin und Triglyzeride
- LIT: Leiden Intervention Trial (nach Ort in den Niederlanden)
- Lp (a): Lipoprotein(a) = Lipoprotein-associated antigen
- LVH: linksventrikuläre Hypertrophie = Vermehrung der Muskelmasse der linken Herzkammer
- Makroangiopathie : Erkrankung der großen Gefäße
- metabolisch : beim Stoffwechsel
- Michigan-Tabelle: Tabelle zur Bewertung der gesundheitlichen (u.a. Herzinfarkt-) Risikofaktoren modifiziert durch Prof. S. Heyden (19??)
- Mikroangiopathie : Erkrankung der kleinsten Gefäße
- Mitralklappe: zweizipflige Segelklappe zwischen linkem Vorhof und linker Herzkammer (lat.: mitra=Papstkrone)
- MONICA: Monitoring of trends and determinants in: Cardiovascular desease: Study
- MRFIT: Multiple riskfactor intervention trial
- NAW: Notarzt-Wagen
- NPHS: Northwick-Park heart study - Studie
- PAVK: periphere arterielle Verschlußkrankheit
- PROCAM: Prospektive Cardiovasculäre Münster: Studie
- prudent diet: "kluge" mit Bedacht zusammengestellte Diät
- PTCA: perkutane transluminale Coronar-Angioplastie, Ballondilatation verengter Herzkranzgefäße
- Schutzfaktoren (für das Herz): Sie mindern jedes Herzrisiko: Nichtrauchen, gesunde Ernährung und regelmäßige körperliche Aktivitäten.
- Szintigraphie / (Anglizismus: Scintigraphie): Organdarstellung mittels Radio-Isotopen: z.B. des Herzmuskels mit Thallium
- Stenose: Verengung
- Thrombolyse: Auflösung eines Gerinnsels (Thrombus)
- Thrombozyten / (Anglizismus: Thrombocyten): Blutplättchen
- UKG: Ultraschallkardiographie = Echokardiographie
- Ventrikel: Kammer (hier: Herzkammer)
- Viskosität: Zähflüssigkeit (z.B. des Blutes)
- WHR, waste-to-hip-ratio: Bauch- durch Hüftumfang = Parameter für die Adipositas
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Leitlinie Koronarsklerose: AWMF-Leitlinien-Register Nr. 011/001 - 1998
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Gesamtrisiko-Konzept
- Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie informiert über das Gesamtrisikokonzept unter http://www.rz.uni-duesseldorf.de/DGK/Richtlinien/leit-ang.htm
- Die International Task-Forcefor Prevention of Coronary Heart Disease unter http://www.chd-task force.de
- Die Europäische Kardiologische Gesellschaft unter http://www.escardio.org/scinfo/guidelines.htm.
Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Blutkreislauf
- Herz
- Herzstillstand
- Plötzlicher Herztod
- Linksherzinsuffizien - Lungenödem
- Liste der häufigsten Herzkrankheiten bei Kardiologie
- Reanimation / CPR / Wiederbelebung
- Untersuchungsmöglichkeiten des Herzens - siehe Kardiologie