Braden-Skala
Die Braden-Skala ist eine Dekubitusrisikoskala und wurde 1987 von Barbara Braden und Nancy Bergstrom entwickelt. Sie war in Fachkreisen schon schon vor der Erstveröffentlichung des Expertenstandards Dekubitusprophylaxe bekannt und wurde seit Einführung des Standards zunehmend angewendet.
Risikoskalen können professionelle Pflegekräfte bei einer fachgerechten Risikoerkennung unterstützen, müssen aber nicht mehr unbedingt verwendet werden.
Braden-Skala[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Subskala | 1 Punkt | 2 Punkte | 3 Punkte | 4 Punkte |
Sensorisches Empfindungsvermögen Fähigkeit, adäquat auf druckbedingte Beschwerden zu reagieren |
fehlt
oder
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stark eingeschränkt
oder
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leicht eingeschränkt
oder
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vorhanden
oder
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Aktivität Ausmaß der physischen Aktivität |
bettlägerig
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sitzt auf
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geht wenig
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geht regelmäßig
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Mobilität Fähigkeit, die Position zu wechseln und zu halten |
komplett immobil
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Mobilität stark eingeschränkt
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Mobilität gering eingeschränkt
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mobil
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Feuchtigkeit Ausmaß, in dem die Haut Feuchtigkeit ausgesetzt ist |
ständig feucht
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oft feucht
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manchmal feucht
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selten feucht
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Ernährung Ernährungsgewohnheiten |
sehr schlechte Ernährung
oder
oder
oder
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mäßige Ernährung
oder
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adäquate Ernährung
oder
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gute Ernährung
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Reibung und Scherkräfte | Problem
|
potentielles Problem
|
kein Problem zur Zeit
|
Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- besteht aus 6 Unterskalen
- drei davon messen klinische Faktoren für die Exposition der Intensität und dauerhaften Druckeinwirkung
- drei Items messen die Gewebetoleranz in Bezug auf Druck
- die ersten fünf Unterskalen können von 1–4 gescored werden; die 6. Unterskala hat eine Punktemöglichkeit von 1–3
- nach der ersten Einschätzung sollte eine weitere, etwa 24 bis 48 Stunden später, vorgenommen werden
- weitere Einschätzungsintervalle sollten individuell festgelegt werden. Maßgeblich dafür ist die Einschätzung der Pflegekraft.
Das Konzept und der Aufbau der Braden Skala[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 1987 von Barbara Braden und Nancy Bergstrom entwickelt
- Definition von Druckgeschwür als Läsion an der gesamten Hautoberfläche, die durch erhöhte Druckeinwirkung entstehen kann
- zusätzlich zwei Hauptfaktoren, die für die Entstehung von Dekubitus verantwortlich sind:
- Dauer und Intensität der Druckeinwirkung
- Sensorische Fähigkeiten
- Aktivität
- Mobilität
- Gewebetoleranz der Haut
- Feuchtigkeit
- Ernährung
- Reibung/Scherkräfte
- Dauer und Intensität der Druckeinwirkung
- Summenscore, max. 23, min. 6 Punkte
- Risikogefährdung steigt mit Abnahme der Punktzahl
- Cut–off Punktzahl (ab welcher Punktzahl eine Gefährdung besteht) wird bei Entwicklung der Skala nicht empfohlen
- nach Erfahrung aus mehreren Studien wird eine Gefährdung ab 16 Punkten festgestellt
Methodisches Vorgehen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Je nach Anzahl der Punkte ist es notwendig, die Erfassung des Bradenwertes für den jeweiligen Patienten zu wiederholen. Bei Punktwerten zwischen 6 und 10 (Dekubitusrisiko sehr hoch) sollte man jeden Tag auf's Neue eine Einschätzung vornehmen. Bei Punktwerten zwischen 10 und 15 (Dekubitusrisiko hoch) sollte man jeden zweiten Tag eine Neuerhebung anstreben. Punktwerte zwischen 16 und 19 (Dekubitusrisiko erhöht) und über 20 (Dekubitusrisiko niedrig) benötigen eine Erhebung zweimal pro Woche bzw. wöchentlich. Natürlich sollte bei gravierenden Veränderungen immer sofort reagiert werden.
Reliabilität[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Die Forschungslage zur Reliabilität dieses Instrumentes ist noch schwach.
Validität[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- prognostizierende Kriterienvalidität (Sensitivität und Spezifität) erreichen in verschiedenen Studien ein Niveau von 35–100%
- Spannbreite für empfohlenen cut-off bewegt sich von 10–19 Punkten
- Konstrukt- oder Kriterienvalidität werden in Literatur nicht beschrieben
Diskussion zur Risikoeinschätzung mit Skalen "Dekubituseinschätzung braucht keine Skala"[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die federführende Autorin des Nationalen Expertenstandards zur Dekubitusprophylaxe, Christel Bienstein von der Universität Witten/Herdecke, betonte im November 2009 im Rahmen des interdisziplinären WundCongresses in Köln, es müsse im Zuge der Überarbeitung des Standards überdacht werden, wie eine Einschätzung des Dekubitusrisikos gestaltet werden könne. Nils Lahmann von der Berliner Charité bestätigte, dass sich auch internationale Gremien nicht einheitlich auf einzelne Instrumente und Skalen festlegen. Eine Risikoeinschätzung bei Druckgeschwüren müsse fundiert sein, könne aber auch aus der Erfahrung einer Pflegefachkraft heraus getroffen werden.
In der ersten Aktualisierung des Expertenstandard wurde diese Sichtweise übernommen. Seitdem müssen Dekubitusrisikoskalen nicht mehr zur Einschätzung verwendet werden, gelten aber weiterhin als hilfreiche Instrumente für noch unerfahrene Pflegefachkräfte.
Konsequenzen bei der Anwendung der Skala in Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Ergebnisse der in den USA durchgeführten Studien lässt sich nicht auf BRD übertragen
- fehlende Präzisionsangaben der Skala; vielleicht kann man die Gefährdung auch ohne Skala einschätzen
- Skala sollte erst in pflegerischen Forschnungssettings überprüft werden, bevor sie eingesetzt wird
- Übersetzungen bergen das Risiko, dass sich Übersetzungsfehler einschleichen. So hat sich bei der Übersetzung der Braden-Skala aus dem Englischen beim Kriterium Ernährung (1 Punkt) irrtümlich 2/3 anstelle von 1/3 eingeschlichen. Der Fehler ist leider jahrelang nicht bemerkt worden bevor es zur Korrektur kam.
Braden Q-Skala[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Eine weitere Möglichkeit zur Bewertung des Dekubitusrisikos bietet die modifizierte Braden Q-Skala. Der Hauptunterschied im Vergleich zur Original-Braden-Skala ist, dass auch die Kriterien "Gewebedurchblutung und Sauerstoffversorgung" erfasst werden. Je nach den Werten von MAP (Mittlerer Arterieller Blutdruck), Sauerstoffsättigung, Hämoglobin, kapillärer Wiederauffüllzeit und Serum-pH werden folgende Punkte vergeben:
- 1 Punkt: extrem gefährdet
- 2 Punkte: gefährdet
- 3 Punkte: ausreichend
- 4 Punkte: sehr gut
Online kann die deutsche Übersetzung Folgendermaßen aufgerufen werden: Braden Q-Skala
Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Nationaler Expertenstandard Dekubitusprophylaxe (NES)
- Gütekriterien von Messinstrumenten
- Dekubitusrisikoskala
- Assessment
- Braden-Skala: [1]