Dekubitusrisikoskala
Eine Dekubitusrisikoskala ist ein Messinstrument, um die Gefährdung für die Entwicklung eines Druckgeschwürs einzuschätzen. Wird ein Risiko festgestellt, muss anschließend die dann notwendige Dekubitusprophylaxe geplant und umgesetzt werden.
Skalen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Es gibt mehr als 30 Skalen, z.B.:
- Norton-Skala (1962, die wohl am verbreitetste Skala)
- Bliss-Skala (1966)
- Braden-Skala (1985)
- CBO-Skala (1999)
- Douglas-Skala (1986)
- Erweiterte Norton-Skala (Bienstein, 1985)
- Gossnell-Skala I und II (1973 und 1987)
- Medley-Skala (1987)
- Waterlow-Skala (oder Waterlowscore, 1985)
Bei allen zugänglichen Skalen sind Validität und Reliabilität nicht ausreichend belegt.
Sowohl die Braden- als auch die Norton-Skala neigen dazu, ein Dekubitusrisiko zu überschätzen. Deshalb ist zur richtigen Interpretation pflegerische Expertise (umfassendes Wissen und Erfahrung) erforderlich und hilfreich.
Der Expertenstandard Dekubitusprophylaxe (1. Aktualisierung 2010) äußert sich zu Skalen insofern, als dass sie nicht mehr als alleiniges Einschätzungsinstrument empfohlen werden. Skalen können zur nachvollziehbaren Einschätzung verwendet werden, eine entsprechend geschulte und erfahrene Pflegefachkraft ist zu einer Risikoeinschätzung aber auch ohne dieses Instrument befähigt.
Entwicklung einer Skala[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Theorie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Was soll eingeschätzt werden?
- Entstehung?
- Risiken?
Auswahl der Risikofaktoren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- die, die am einfachsten zu messen sind und auch exakte Ergebnisse liefern
- Liste an Experten schicken und Prioritätenliste erstellen lassen
- eigene Erfahrungen bzgl. Häufigkeit etc.
- Welche Faktoren treffen auf Menschen mit Dekubitus zu (descriptive Studie)? Hauptfaktoren herauskristallisieren
- Als gesicherte Risikofaktoren gelten Druck und Reibung, beeinflusst von Gewebetoleranz auf Druck und Sauerstoff.
weitere mögliche Risikofaktoren (insgesamt sind 26 beschrieben):
- verringerte Mobilität
- hohes Alter
- verringerter arterieller Blutdruck
- verringerte Aktivität
- erhöhter emotionaler Stress
- verringerte sensorische Wahrnehmung
- Rauchen
- hohe Hautfeuchtigkeit
- erhöhte Scherkräfte
- verringerte kognitive Fähigkeiten
- erhöhte Reibung
- verringerter Allgemeinzustand
- schlechte Ernährung
- viele Medikamente
- erhöhte Hauttemperatur
- Adipositas
Indikatoren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Intensität und Dauer des Drucks und der Reibungskräfte
- Gewebetoleranz
- Sensorische Wahrnehmung
- Hautzustand
- -> Operationalisierung
- -> Praktikabilität/Messbarkeit in der Praxis
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Christel Bienstein, G. Schröder, M. Braun, K.-D. Neander (Hrsg.): Dekubitus – Die Herausforderung für Pflegende, DBfK-Verlag, 2000, ISBN 3-927944-16-5
- Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP, Hrsg.): Expertenstandard Dekubitusprophylaxe in der Pflege, Entwicklung – Konsentierung – Implementierung, 2004, 2. Auflage mit aktualisierter Literaturstudie (1999-2002), ISBN 3-00-009033-9 . 137 Seiten
Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- zum dt. Nationalen Expertenstandard Dekubitusprophylaxe (N E S) von 2000.
- Dort werden die Voraussetzungen beschrieben, die eine Einrichtung, ihr Personal und die Organisation dort für eine zeitgemäße Dekubitusprävention leisten müssen.
Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Dekubitusrisikoeinschätzung – mit oder ohne Risikoskala? [1]