Emotion

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Das Gefühl, die Emotion, ist ein subjektiver Zustand oder ein Grundphänomen des Erlebens oder des Wahrnehmens von Freude, Lust, Geborgenheit, Wut, Liebe, Trauer, Ärger, Angst, Wohlbehagen. Gefühle werden gewöhnlich als verschieden von Wahrnehmungen, Empfindungen und Denken, aber auch vom Wollen angesehen. Das Gefühl kann sich in seiner Beschreibung und in seiner Wirkung vollständig unterscheiden oder decken mit dem objektiv zugrunde liegenden Zustand. Diese gegenteilige Wirkung ist nicht vorhersagbar.

Nach dem gegenwärtigen Stand der Gefühlsforschung gibt es weder in der Psychologie noch in der Neurologie oder Philosophie eine Übereinstimmung darin, was genau Fühlen ist. Im Alltag scheinen wir recht genau zu wissen, worum es sich handelt. Aber alle Definitionsversuche scheiterten bisher daran, dass Gefühle begrifflich sehr schwer erfassbar sind. Vielfach wird angenommen, dass Gefühle Lust- oder Unlustcharakter haben. Bestimmte Störungen im Gehirn oder im Hirnstoffwechsel führen allerdings zu eindeutig veränderten Gefühlswahrnehmungen oder zu einer - äußerungsunfähigkeit.

Gefühle können nicht als ein Teil des Menschen abgegrenzt werden und können so auch nicht als pathologisch eingestuft werden. Jemand der aggressiv ist oder aggressive Impulse hat, muss im Ganzen gesehen werden. Es gibt da keinen Maßstab für normal oder gestört. Aber der Umgang mit diesen Gefühlen kann ein Problem darstellen, nicht das Gefühl selbst. Jedes Gefühl hat zunächst seine Berechtigung und ist menschlich. Depression ist eine Erkrankung, deutlich durch den Begriff der "-Losigkeit", wie Lustlosigkeit, Antriebslosigkeit, Interessenlosigkeit, Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit, selbst Gefühlslosigkeit, usw... beschreibbar. Jemand der unter seinen Gefühlen leidet und sich oder anderen Menschen unter Impulskontrollverlust schadet, bedarf Hilfe. Dafür gibt es einen individuelle Maßstab bei jedem Menschen.

Begriffliche Abgrenzungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Emotion ist ein komplexer Prozess, der auf verschiedenen psychischen Funktionsebenen abläuft. Davon zu unterscheiden ist der Begriff Gefühl, der nur das subjektive Erleben der Emotion bezeichnet.

Im Gegensatz zu Stimmungen (deshalb auch: Grundstimmung) sind Emotionen relativ kurz und intensiv.

Gefühl - Emotion - Affekt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ähnlich strittig wie die Definition des Gefühls ist das Verhältnis von Gefühl und Emotion. Allerdings werden diese Begriffe vielfach synonym (gleichbedeutend) verstanden und verwendet.

Alltagssprachlich bezeichnet Emotion meist ein intensiveres Gefühl, das von körperlichen Symptomen wie Herzklopfen, Zittern, Schweißausbruch, Erbleichen oder Erröten begleitet ist. Zum Teil ist es aber auch nur eine Frage des Zufalls, mit welchem Wort so ein Zustand beschrieben wird.

Nach der Theorie von Stanley Schachter (1922 – 1997) und Jerome Singer besteht die Erfahrung einer Emotion aus einer unspezifischen Erregung, die erst durch die folgende kognitive Bewertung ihren Sinne erhält.
Unklar bleibt dabei, was genau den positiven oder negativen Charakter der Erregung ausmacht. Wird das Negativsein und Positivsein nur gedanklich erfasst oder doch gefühlt im Sinne von Angenehm– und Unangenehmsein (einer unbewussten Erinnerung an frühere Erfahrungen)? Hirnforscher wie Damasio schlagen dagegen eine überwiegend körperlich-physiologische Definition der Emotion vor. Dabei wird jedoch wiederum nicht immer zwischen Gefühl und Emotion unterschieden: "Nach meiner Ansicht liegt das Wesen des Gefühls in zahlreichen Veränderungen von Körperzuständen, die in unzähligen Organen durch Nervenendigungen hervorgerufen werden" (Antonio R. Damasio: "Ich fühle, also bin ich", München 2000).

Betreffen Emotionen Handlungsintentionen oder lösen sie Handlungen aus, die nicht mehr oder in geringerem Maße kontrollierbar sind, dann spricht man von Affekten ("Affekthandlung"). Während im reinen Gefühl der kognitive Aspekt durchaus fehlen kann – um beispielsweise Schmerz zu fühlen, wenn man sich im dunklen Zimmer das Knie stößt, muss man nicht verstehen, was passiert –, beinhalten nach dieser Unterscheidung Emotionen immer auch irgendeine Art von Verständnis. Dies trifft auch auf Affekte zu, die dann meist mit einem Werturteil wie "richtig", "falsch", "gut" oder "böse" verbunden sind.

Der amerikanische Neurobiologe Jaak Panksepp hat als Grundlage im Gehirn sechs "basale Systeme" vermutet und sie beschrieben als: Wollust/Sexualität, Panik/Trennung, Fürsorge/Pflege, Streben/Erwartung, Wut/Ärger und Spiel/Freude.

Die vielen Gesichter der Emotion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wenn die Funktion der Emotion darin liegt, die Person auf angemessenes Reagieren auf die Anforderungen des Lebens vorzubereiten und sie dafür zu motivieren, dann sind zwei Fähigkeiten für die Koordination sozialen Verhaltens wesentlich:

  • Wir müssen fähig sein, unsere Gefühle anderen wirksam mitzuteilen und
  • wir müssen in der Lage sein, die Gefühle anderer zu entschlüsseln.

Wenn wir beispielsweise einem anderen erfolgreich signalisieren können, dass wir auf ihn wütend sind und deshalb aggressiv werden, können wir ihn oftmals dazu bringen, das einzustellen, was uns stört, ohne dass wir offene Aggression anwenden müssen.

Wenn wir anderen mitteilen können, dass wir uns traurig und hilflos fühlen, erhöhen wir anderseits unsere Chancen dafür, dass wir die Hilfe erhalten, die wir brauchen, um in schwierigen Situationen zurecht zu kommen, die wir nicht anders bewältigen können.

Eine der effektivsten Formen der Kommunikation von Emotionen läuft, so scheint es, über den emotionalen Ausdruck des Gesichts:

  • Die Ethnologen (vergleichende Verhaltensforscher) haben Belege dafür geliefert, dass Primaten mittels Gesichtsausdruck Hierarchien der Dominanz errichten und aufrechterhalten.
  • Die Psychologen haben gezeigt, dass der Gesichtsausdruck für Menschen ein besonderer Kanal für Kommunikation in ganz unterschiedlichen sozialen Situationen ist.

Siehe auch:[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Philip Bard: On emotional expression after decortication with some remarks on certain theoretical views. Part II. Psychol. Rev. 41 (1934) 424-49.
  • António R. Damásio: Ich fühle, also bin ich - Die Entschlüsselung des Bewusstseins, München, List, 2000. ISBN 3-548-60164-2
  • Oliver Grau & Andreas Keil (Hg.): Mediale Emotionen: Zur Lenkung von Gefühlen durch Bild und Sound, Fischer, Frankfurt am Main 2005. 320 S.
  • Martin Hartmann: Gefühle. Wie die Wissenschaften sie erklären. Campus, Frankfurt am Main 2005. 184 S.
  • Heiner Hastedt: Gefühle. Philosophische Bemerkungen. Reclam, Stuttgart 2005. 164 S.
  • Sighard Neckel: Emotion by design. Das Selbstmanagement der Gefühle als kulturelles Programm. In: Berliner Journal für Soziologie. 15. Jg., Heft 3/05. VS, Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. 140 S.
  • Rainer Maria Kiesow und Martin Korte: Emotionales Gesetzbuch. Dekalog der Gefühle. Herausgegeben von Kiesow und a. Böhlau, Köln und Weimar 2005. 320 S.
  • Omega-Verlag: Der blaue Reiter. Journal für Philosophie Nr. 20 (2/05). Omega-Verlag, Stuttgart. 114 S.
  • Hermann Schmitz: Der Gefühlsraum. Bouvier, Bonn 2005. 560 S.
  • Jürgen H Otto , Harald A Euler , Heinz Mandl: Emotionspsychologie. Ein Handbuch, Weinheim: Beltz, 2000.
  • James William: What is an emotion? Mind 9 (1884) 185-205.
  • Lange Carl: Über Gemühtsbewegungen. Leipzig: Thomas, 1887.
  • Cannon Walter B: The James-Lange theory of emotions: A critical examination and an alternative. American Journal of Psychology 39 (1927) 106-124.
  • Schachter, Stanley; Singer, Jerome (1962): Cognitive, social and physiological determinants of emotional state. Psychol. Rev. 69 (1962) 379-407.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bas Kast: Ich fühle, also bin ich. In: spiegel.de vom 10. August 2008 (Untertitel: "Lange Zeit galt der Verstand als höchste Errungenschaft des Menschen, Gefühle dagegen wurden als dumm und unzuverlässig abgetan. Mittlerweile wissen Hirnforscher, dass Emotionen ihre eigene Intelligenz haben – und überlebenswichtig sind.")


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(Stand: 17. Dez. 2005)