Qualidem

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Qualidem (Kurzform von Quality of life in dementia, Lebensqualität bei Demenz) ist ein Assessment-Instrument zur Einschätzung der Lebensqualität von Menschen mit Demenz. Es wurde vom niederländischen Altenpfleger und Psychologen Teake Ettema entwickelt und 2008 durch ein Forscherteam an der Charité Universitätsmedizin in die deutsche Sprache übersetzt.

Struktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Qualidem ist ein standardisiertes Fremdeinschätzungsinstrument zur Beurteilung der Lebensqualität von Menschen mit Demenz. Hierbei erfolgt die Einschätzung in der Regel durch Pflegefachpersonen die den einzuschätzenden Menschen mit Demenz sehr gut kennen. Zur Steigerung der Zuverlässigkeit kann die Einschätzung auch durch zwei Personen oder im gesamten Versorgungsteam (z.B. Pflegende und Sozialer Dienst)erfolgen. Das Instrument besteht aus zwei aufeinander aufbauenden Varianten. Eine 40-Item Version für Menschen mit einer leichten bis schweren Demenz und eine 18-Item Version für Menschen mit einer sehr schweren Demenz. Jedes Item wird anhand einer vierstufigen Antwortskala (nie, selten, manchmal, oft) eingeschätzt. [1] Die 40-Item Version ist unterteilt in die nachfolgenden 9 Subskalen und die 18-Item Version in 6 Subskalen. Aus diesen Subskalen ergibt sich jeweils ein Profil der Lebensqualität, wobei höhere Werte einer höhren Lebensqualität in der jeweiligen Dimension entsprechen.

Subskalen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

40 Items

  • Pflegebeziehung
  • Positiver Affekt
  • Negativer Affekt
  • Ruheloses, angespanntes Verhalten
  • Positives Selbstbild
  • Soziale Beziehungen
  • Soziale Isolation
  • Sich zu Hause fühlen
  • Etwas zu tun haben

18 Items

  • Pflegebeziehung
  • Positiver Affekt
  • Negativer Affekt
  • Ruheloses, angespanntes Verhalten
  • Soziale Beziehungen
  • Soziale Isolation

Implementierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die in Lohmar verortete Arbeitsgruppe Lebensqualität beschäftigt sich seit 2010 mit der Implementierung von Qualidem im Bereich der stationären Altenhilfe. Ein praktikabler Vorschlag für die Umsetzung ist folgende Vorgehensweise: Die Ersterhebung erfolgt circa sechs Wochen nach Einzug durch die Bezugspflegekraft und eine Mitarbeiterin des Sozialen Dienstes. Die Einschätzungen werden nach zwischen drei und zwölf Monaten erneut durchgeführt.[2] Eine weitere Möglichkeit wäre, Qualidem im Rahmen einer Fallbesprechung mit größerem Rahmen durchzuführen. Da dies aufwändiger ist als die Zwei-Personen-Lösung ist bei dieser Version ein längerer Zeitraum zwischen zwei Erhebungen angezeigt.

Bewertung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Falle der Demenz ist die wünschenswerte Selbsteinschätzung der Lebensqualität, insb. beim Fortschreiten der Erkrankung, kaum oder nicht mehr möglich. Qualidem misst die Lebensqualität in allen Phasen der Demenzerkrankung durch eine Fremdeinschätzung durch die Pflegenden. Qualidem kann ein praxisnahes Hilfsmittel sein, welches deutlich weniger aufwändig ist als z.B. Dementia Care Mapping. Qualidem ist in der Bearbeitung schneller als DCM, enthält aber keine so vielfältigen Informationen und ist nicht in einen Qualitätsprozess eingebunden. Am Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) läuft derzeit eine Studie zum Vergleich dieser beiden Instrumente.[3] Weil Qualidem auch sozialpsychologische Bereiche misst, erscheint es interessanter in der Anwendung als vergleichbare Fremdeinschätzungsinstrumente.[4] In einer Studie zur Validität, Reliabilität und Anwendbarkeit von Qualidem, die in der Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie veröffentlicht wurde, zeigte sich eine mittlere bis hohe interne Konsistenz als Reliabilität, während das Instrument von den Anwendern als "als anwendbar und praktikabel eingeschätzt" wurde.[5]

Das Instrument kann eingesetzt werden, um den Anforderungen im Rahmen von MDK-Prüfungen der stationären Pflege im Bereich "Umgang mit demenzkranken Bewohnern" gerecht zu werden. Das Transparenzkriterium 39 lautet "Wird das Wohlbefinden von Bewohnern mit Demenz im Pflegealltag ermittelt und dokumentiert und werden daraus Verbesserungsmaßnahmen abgeleitet?".[6] Das Instrument kann dazu dienen, den ersten Teil dieser Anforderung zu erfüllen. Die anspruchsvollere Aufgabe ist es jedoch, die Ergebnisse zu interpretieren und davon ausgehend Verbesserungsmaßnahmen für die Pflegebedürftigen zu entwickeln.[2]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. M. Dichter, N. Halek: [Die Lebensqualität verbessern - Das QUALIDEM – ein Instrument zur Erfassung der pflegebezogenen Lebensqualität von Menschen mit Demenz] in: pflegen:   Demenz 18  , 2011, S. 44-48
  2. 2,0 2,1 M. Dichter, M. Helpa, O. Ding, R. Palm, C. Schwab: Lebensqualität einschätzen und gezielt fördern - Im Fokus: das Instrument QUALIDEM, in: Pflegezeitschrift 65 (2012): 09
  3. Leben QDII - Lebensqualität von Menschen mit Demenz stärken
  4. D. Bayer: Die Pflege demenzkranker Menschen verbessern
  5. Validität, Reliabilität und Anwendbarkeit eines Lebensqualitätsfragebogens für Menschen mit Demenz
  6. Grundlagen der MDK-Qualitätsprüfungen in der stationären Pflege, MDS und GKV-Spitzenverband (Herausg.), 2010, S. 189