Risikofaktor

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Risikofaktor[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gesundheitliche Risikofaktoren heißen in der Medizin einzelne ausgeprägte Faktoren in der Person, ihrer Umgebung (ökologische) oder Ernährung, die bei Vorhandensein die Gefährung für eine oder mehrere Krankheiten deutlich (über das sonstige Krankheitsrisiko, Inzidenz und Prävalenz) ansteigen lassen, z. B. für erhöhten Blutdruck (Hypertonie), den Diabetes, Herzinfarkte, Krebs, Morbus Parkinson oder Rheuma.

Risikofaktoren werden als Ergebnis der medizinischen Ursachenforschung bekannt und sie werden bei nahezu jeder Krankheitsbeschreibung angeführt. Damit soll dort unter dem Stichwort Prävention erreicht werden, dass individuell oder gesellschaftlich, Vorbeugungsmaßnahmen gegen die Krankheit unternommen werden. Beispiele: Sport, hygienische Wasseraufbereitung, Immissionsschutzbestimmungen.

Ein Konsequenz aus der Erforschung der Risikofaktoren wäre: Sie sollten in der Gesundheitserziehung bereits in der Grundschule und dann unbedingt in allen weiteren Bildungsgängen wegen deren prägender Wirkung auf den Lebensstil berücksichtigt werden. Der Erfolg wäre individuell und gesellschaftlich erleb- und messbar.

Es gibt eine kurze Reihe häufiger Risikofaktoren und quasi natürlich eine lange Liste weiterer Risikofaktoren.

Im Folgenden eine alphabetische Liste häufiger Risikofaktoren. Häufig sollte dabei eigentlich nicht umstritten sein, weil es weltweit nur wenige Faktoren gibt, die zu den Hauptursachen vorzeitigen Sterbens zählen. Dies läßt sich aus Mortalitäts-Studien relativ einfach belegen.

Abschätzung der Folgen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Risikofaktoren können, müssen aber nicht, selbst Krankheitswert haben.

Auch wenn man sich gesund fühlt, kann man Risikofaktoren ausgesetzt sein beziehungsweise in sich tragen. Das individuell vorhandene Ausmaß der Gefährdung läßt sich meistens nur mit den Mitteln der Epidemiologie beschreiben, jedoch nie individuell genau beziffern. Auf der individuellen Ebene sind Prognosen, methodisch betrachtet, eigentlich ein Kunstfehler. Es handelt sich dabei um einen Widerspruch zwischen Statistik und Ratschlägen zur individuellen Lebensführung (Gesundheitsberatung).

Es muß bei den Risiken zwischen Mitverursachung (auch im Sinne einer Begünstigung) oder alleiniger Ursache sowie der Frage unterschieden werden, ob Krankheit oder Todesfolge beeinflußt wird (Kofaktoren, Morbidität, Mortalität).

Im Jahr 2001 sind z. B. weltweit schätzungsweise sieben Millionen Menschen an Krebs gestorben. Von ihnen könnten 2,4 Millionen noch am Leben sein, wenn sie die folgenden neun Risikofaktoren vermieden hätten: Übergewicht, ungesunde Ernährung (wenig Ost und Gemüse), Bewegungsmangel, Rauchen, Alkohol, ungeschützter Geschlechtsverkehr, Luftverschmutzung in Großstädte, Kohleheizungen und kontaminierte Injektionen(Majid Ezzati von der Harvard-Universität, Boston (USA, Massachusetts) und Kollegen ).

Risikofaktor Alkohol[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kräftiger Alkoholkonsum erhöht einer schwedischen Untersuchung zufolge das Krebsrisiko dramatisch. Umstritten ist dabei eigentlich nur das Wort Konsum bzw. Mißbrauch. In einem Beitrag der Mediziner Lennart Hardell und Sören Sigvardsson hieß es, nach genauem Studium von "Alkoholikerlisten" aus den Jahren 1917-1977 ergebe sich für Frauen unter 45 ein um 80 Prozent erhöhtes Krebsrisiko als Folge von Alkoholmissbrauch. Generell steige es bei diesem "Alkoholkonsum" um durchschnittlich 60 Prozent.

Als verbreitete, legalisierte Alltags-Droge erzeugt Alkohol im psychiatrischen Sinne Sucht und macht sozial, psychisch und körperlich abhängig (Alkoholismus). Er zerstört die Lebensgrundlagen, weil eine Teilnahme am Familien- und Berufsleben verhindert wird. Nebensächliche Folgen sind häufig Sekundärerkrankungen wie Infektionen oder Frakturen.

Ein weiteres Problem der Enthemmung durch Alkohol: Viele Alkoholtrinker/-innen sind "Toxomanen", die gleichzeitig Tabak u. a. Stoffe mißbrauchen, so dass es im Einzelfall schwer sein mag, die krebserzeugende Wirkung für die Mundhöhle / den Rachen dem Alkohol oder dem Tabak zuzuordnen. Oft multiplizieren sich die schädlichen Einflüsse (Der Multipl.faktor kann höher sein).

Grenzwerte des Alkoholabbaus im Lebergewebe innerhalb 24 Stdn. sind bekannt und liegen unterschiedlich hoch für Frauen und Männer in der Leber-Kapazität begründet. (Dies hat wahrscheinlich etwas mit der hormonellen Steuerung zu tun).

Risikofaktor Bluthochdruck[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der hohe Blutdruck schädigt die Blutpumpen in beiden Herzhälften, die Gefäße und trägt zur Atherosklerose bei. In vielen Organen können Folgeschäden auftreten, z. B. im Gehirn, im Augenhintergrund oder in der Niere. Die Ursachen sind sehr unterschiedlich und können bei 10 Prozent der Erkrankten nicht eindeutig herausgefunden werden.

RR-Grenzwerte sind in internationalen und nationalen Leitlinien festgelegt.

Risikofaktor fettreiche Nahrung, erhöhtes Cholesterin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das erhöhte Cholesterin ist ein Hauptrisikofaktor bei etwa der Hälfte aller Patienten mit Herz-Kreislauf-Krankheiten. Sowohl der Lebensstil als auch die genetische Veranlagung spielen eine Rolle.

Exakte Grenzwerte dazu sind umstritten. Nicht jedoch, dass ab einer bestimmten Bandbreite mit Folgeschäden zu rechnen ist.

Die Kenntnisse über fettarme Nahrungszubereitung sollten zur Prävention allgemein verbessert werden. Prävention durch hohe Obst- und Gemüseanteile in der Ernährung und viel Bewegung (altersgemäßer Sport) sind Konsens.

Risikofaktor Gene, Vererbung, Familiäres Risiko[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ist der Vater vor dem 55. Lebensjahr oder die Mutter vor dem 65. Lebensjahr an einem Herzinfarkt oder Hirnschlag erkrankt oder verstorben, haben auch die leiblichen Kinder ein erhöhtes Risiko dazu.

Einige andere ähnliche Risikofaktoren werden bereits in der pränatalen Diagnostik, der Geburtshilfe und in der Säuglingssprechstunde abgeklärt. Systematisch wird an dieser Frage im Human Genom Project in der Genetik geforscht.

Risikofaktor Luftverschmutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor allem in größeren Städten und in der Nähe von Industrieansiedlungen ist die Atemluft mit Umweltgiften belastet, die im Verdacht stehen bzw. vn den zum Teil nachgewiesen ist, dass sie zu Krebserkrankungen beitragen. Hierbei handelt es sich neben Schwermetallen vor allem um Schwefeldioxide und Stickoxide.

Für einige Substanzen wurden bereits Grenzwerte festgelegt, bei deren Überschreitung gesundheitliche Risiken befürchtet werden.

Siehe weiter bei Luftverschmutzung, Lungen-Atmung, Luft, Pulmologie, Ökologie

Risikofaktor Nikotin, Rauchen, Tabak[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das im Tabak enthaltene Gift Nikotin schädigt das Endothel, die innere „Tapete“ der Atem- und Blutgefäße. Außer der direkten Wirkung auf die Atmung und die Atmungsorgane trägt Nikotin und Teer über die Blutbahn Risikofaktoren in den gesamten Körper. Es wirkt also systemisch. Blutfettspiegel und Blutdruck z. B. werden ungünstig beeinflusst. Die Krebshäufigkeit fast aller Organe steigt.

Mit dem Rauchen aufzuhören ist bereits nach 5 Jahren eine äußerst wirksame Maßnahme zur Senkung des Risikos für Herzinfarkt und Hirnschlag.

Allerdings kann eine Zellentartung bereits langfristig zur Entstehung eines Tumors vorliegen. Untere Grenzwerte dazu liegen nicht vor. Für die Krebsentstehung wird bereits eine nicht bezifferbare geringste Schädigungsmenge des Erbguts durch Nikotin oder Teer angenommen. Daher auch die Debatte um das Passivrauchen.

Risikofaktor Stress[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wichtiger als der messbare Stress scheint die Reaktion eines Menschen auf den Stress zu sein. Wer häufig wütend oder ärgerlich reagiert, hat ein fünfmal höheres Risiko für einen Herzinfarkt vor dem 55. Lebensjahr. Ebenfalls gefährdet sind Personen mit einer feindseligen und zynischen Einstellung gegenüber ihrer Umwelt. Eine Reduzierung der Körperabwehr-Kräfte wird diskutiert.

Bei Wut und Ärger werden Adrenalin und andere Stress-Hormone freigesetzt, was die Arterien sich verengen lässt und den Puls und Blutdruck erhöht. Für jemanden, der über lange Zeit zu viel "Stress" hat und diesen nicht reduzieren will oder kann, ist es besonders wichtig, die anderen Risikofaktoren zu kontrollieren und sonst einen gesunden Lebensstil zu pflegen. Vgl. die Diskussion über biologischen Stress nach Lazarus.

Grenzwerte sind durch die unterschiedlichen Erfassungsmethoden z. T. umstritten. Jedoch sind psychologische Instrumente zur Lebenszufriedenheit, bzw. zur Diagnose der Depression recht treffsicher.

Risikofaktor Übergewicht und Fettleibigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Starkes Übergewicht (Adipositas) führt meist zu Stoffwechselstörungen. Allein durch die erhöhte Muskelarbeit zur Bewältigung der erhöhten Belastung etc. treten orthopädische Folgen auf. Es ist umstritten, in welchem Umfang Adipositas Folge von Stoffwechselstörungen ist.

Einfacher Meßwert ist das Gewicht. Der Body Mass Index liefert alters- und geschlechtsspezifische Grenzwerte.

Die Gewichtsabnahme um einige Kilogramm verbessern den Zucker- und Fettstoffwechsel und senken den Blutdruck bereits um einige Prozent. Kalorienreduktion und / oder vermehrte Bewegung sind wirksame Prävention.

Risikofaktor ungeschützter Geschlechtsverkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geschlechtsverkehr ohne Kondom mit wechselnden (weitgehend unbekannten) PartnerInnen erhöht das Risiko zu Gebärmutterinfektionen (Zervixkarzinom), zur Geschlechtskrankheit - insbesondere für das immer noch unheilbare AIDS-Syndrom.

Risikofaktor Zuckerkrankheit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

70 % aller Typ-2-Diabetiker (die in höherem Lebensalter auftretende, schleichend beginnende Form) sterben an einer Herz-Kreislauf-Krankheit. Beim Diabetes und dem metabolischen Syndrom ist neben dem Blutzucker- häufig auch der Fettstoffwechsel gestört. Die meisten Betroffenen leiden oft gleichzeitig an Übergewicht, Durchblutungsstörungen und hohem Blutdruck. Ein Zusammenhang mit Morbus Alzheimer wird diskutiert.

Grenzwerte sind bekannt (Leitlinie, EBM).

Prävention durch hohe Obst- und Gemüseanteile in der Ernährung, häufigere kleine Mahlzeiten, Kalorienreduktion und viel Bewegung (altersgemäßer Sport) sind Konsens.

Weitere (auch umstrittene) Risikofaktoren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gibt neben dieser kurzen Reihe häufiger Risikofaktoren quasi natürlich eine lange Liste weiterer Risikofaktoren jeweils für die verschiedensten Krankheiten. Ob davon einzelne Faktoren gleichzeitig bei einer Reihe wichtiger Krankheiten als (Mit-)Ursache oder gar als Todesursache (Mitursache) in Frage kommt, ist zum Teil umstritten, zum Teil widerlegt, aber auch zum Teil noch nicht erforscht.

  • zum Risikofaktor weitere Drogen

Außer der legalen Droge Alkohol sind viele weitere Rauschdrogen in unterschiedlichem Ausmaß im Umlauf. Illegale harte Drogen erzeugen im psychiatrischen Sinn Sucht und machen sozial, psychisch und körperlich abhängig (Verlust der Selbständigkeit in der Lebensführung). Sie zerstören die Lebensgrundlagen, weil sie eine Teilnahme am Familien- und Berufsleben verhindern. Folgen sind häufig Beschaffungskriminalität und Sekundärerkrankungen wie Infektionen oder Frakturen.

Statistisch ist das Risiko wegen ihrer geringen Verbreitung (z. B. Heroin, Ecstacy, Opium) zwar gering. Regional oder individuell kann das aber sofort ganz anders aussehen.

Allerdings ist dieses Risko den KonsumentInnen auch meistens bewusst. Grenzwerte je nach Droge und Organsystem.

  • zum Risikofaktor Homocystein, Vitaminmangel

Homocystein ist ein möglicher Risikofaktor für Infketionen und Krebsgenese. Bei einseitiger Ernährung mit zu wenig Folsäure und anderen Vitaminen oder durch genetische Defekte kann das Homocystein im Blut ansteigen.

In den USA werden deshalb dem Mehl größere Mengen Folsäure zugesetzt. In Deutschland sind Bestrebungen im Gange, diesem Beispiel zu folgen. Folsäure ist natürlicherweise unter anderem reichlich in Vollkornprodukten, Blattgemüsen und Nüssen enthalten.

  • zum Risikofaktor Lärm

Nach einer neu publizierten Arbeit von Epidemiologen um Stefan Willich am Universitätsklinikum der Charité, Berlin, scheint es nachweisbar zu sein, dass Lärm aufs Herz schlägt. Das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, steigt demnach bereits bei erstaunlich niedrigen Geräuschpegeln, berichten sie im Fachmagazin European Heart Journal. Wichtig scheint für das Gesundheitsrisiko zu sein, wie die Geräuschbelastung subjektiv empfunden wird. Hier gibt es starke Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Zitat „… dass Umgebungsgeräusche wie Verkehrslärm das Infarktrisiko für Männer um fast 50 Prozent und für Frauen sogar um das Dreifache erhöhen. . .“

Auf welche Weise der Lärm Herz und Blutgefäße schädigen kann, ist damit jedoch nicht geklärt. (Bericht davon in der Süddt. Zeitung vom 23.11.2005.

Siehe auch:[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ezzati, M., Vander Hoorn, S., Rodgers, A., Lopez, A., Mathers, C., Murray, C., & the Comparative Risk Assessment Group. (2003). Estimates of global and regional potential health gains from reducing multiple major risk factors. The Lancet, 362, 271-280
  • Franz Schwarz: Für ein langes Leben ist Bildung wichtiger denn je. Sterberaten von hoch und niedrig gebildeten Österreichern gehen weiter auseinander. In: Demografische Forschung Aus Erster Hand. Ausgabe 4/2005, S. 4. Newsletter vom 28.11.2005
  • S Sigvardsson; L Hardell; T R Przybeck; R Cloninger: Increased cancer risk among Swedish female alcoholics. In: Epidemiology: March 1996, Volume 7, Issue 2. Published by Lippincott Williams & Wilkins.
  • S Sigvardsson; L Hardell; u. a: Cancer risk among Swedish female alcoholics by age, birth cohort and severity of alcoholism. In: European Journal of Cancer Prevention: Volume 9 - 2000. Published by Lippincott Williams & Wilkins.
  • Steinhagen-Thiessen E., Borchelt M. (1996): Morbidität, Medikation und Funktionalität im Alter. In: Die Berliner Altersstudie (Hrsg) Mayer K.U., Baltes P.B. Akademie Verlag GmbH, Berlin.
  • Stamatiadis-Smidt, Zur Hausen (Hrsg): Thema Krebs. Fragen und Antworten DKFZ KID. Springer, Berlin. 440 Seiten. Neuauflage 1998 von Stamatiadis-Smidt, Sellschopp (1993). ISBN 3-540-64353-2 .
  • Thun MJ, Peto R, Lopez AD, u. a: Alcohol consumption and mortality among middle-aged and elderly U.S. adults. In: N Engl J Med 1997;337:1705-14.
  • Uta Ziegler, Gabriele Doblhammer: Steigende Lebenserwartung geht mit besserer Gesundheit einher. Risiko der Pflegebedürftigkeit in Deutschland sinkt. In: Demografische Forschung Aus Erster Hand. Ausgabe 1/2005, S. 1

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]