Geriatrische Assessment

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Im Geriatrischen Assessment untersucht der behandelnde Arzt ältere Patienten umfassend. Der Multimorbidität und den oft sehr komplexen Krankheitsbildern älterer Patienten, den Alterssyndromen, steht immer wieder die Forderung nach einem möglichst einfachen, wenig zeitaufwendigen diagnostischen Verfahren gegenüber, damit dieses auch in der allgemeinen Arztpraxis bei möglichst vielen Personen durchgeführt werden kann und die Patienten nicht zu sehr belastet werden. Dazu gibt es seit einigen Jahren eine Zwei-Schritte-Empfehlung.

Im Geriatrischen Assessment wird in einem ersten Schritt (dem Screening) gefragt (mittels Fragebogen), ob Einschränkungen z. B. beim Sehen oder der Ernährung, beim emotionalen Befinden, der sozialen Unterstützung oder gewohnten Aktivitäten auftreten.

Sind Problembereiche vorhanden, sollte ein umfassenderes Basis-Assessment als zweiter Schritt folgen. Es besteht aus einer Batterie, einer Reihe von Tests oder Fragebögen, die den Sachverhalt weiter eingrenzen. Auch hierfür ist der Zeitaufwand für den untersuchenden Arzt gut überschaubar - ca. 45-60 Min. Danach kann eine genaue weitere Diagnostik- oder die Therapieplanung folgen. Das Verfahren soll sicherstellen, dass keine wesentlichen Einflussfaktoren übersehen werden.

Begriff und Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Assessment, geriatrisches Assessment und die darauf aufbauende Therapieplanung und -durchführung hat wie kaum ein anderes Verfahren bei der Behandlung älterer Menschen seine Wirksamkeit unter Beweis gestellt. In einer 1993 veröffentlichten Meta-Analyse aller bisher durchgeführten kontrollierten Studien zum geriatrischen Assessment zeigte sich in der Behandlungsgruppe eine dramatische Senkung des Sterblichkeitsrisikos um 35%. Daneben konnten positive Effekte hinsichtlich Diagnostik, funktionellem, kognitivem und emotionalem Zustand der Patienten nachgewiesen werden. Der Medikamentenverbrauch und die Krankenhausverweildauer lag bei der Behandlungsgruppe niedriger, ebenso die Rate an Alten-/Pflegeheimeinweisungen.

Vgl. Pflegerische Diagnostik in http://de.wikipedia.org/wiki/Pflegerische_Diagnostik

Das geriatrische Assessment legt einen Schwerpunkt auf die Diagnostik funktioneller Fähigkeiten der Patienten. Diese sind zur Erhaltung, bzw. Wiederherstellung der Selbständigkeit von zentraler Bedeutung. Es geht auch um die rechtzeitige Reaktion auf die typischen Alterssyndrome. Daneben wird das soziale und ökonomische Umfeld des Patienten in die Diagnostik und Therapieplanung miteinbezogen. Es hatte sich ein Arbeitskreis von deutschen und schweizer Geriatern gebildet, die Empfehlungen für ein sogenanntes Basis-Assessment erarbeitet haben. Die Empfehlungen versuchen den Anforderungen einer möglichst umfassenden Abklärung einerseits, sowie der Praktikabilität mit universeller und rascher Durchführbarkeit andererseits gerecht zu werden. Die ausgewählten Befragungen und Tests zeigen ein hohes Maß an Aussagekraft, sind valide, reliabel und international langjährig erprobt. Sie werden von der amerikanischen und britischen Gesellschaft für Geriatrie empfohlen, ebenso wie von der britischen Gesellschaft der Allgemeinmediziner. Mit allen Tests liegen langjährige Erfahrungen vor.

Die Einzelschritte des Geriatrischen Assessments[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgende Schritte wurden als Empfehlung von der Arbeitsgruppe begründet erarbeitet:

1. Screening
standardisierter Fragebogen nach Sehen und Hören, Beweglichkeit von Armen und Beinen, Inkontinenz, Ernährung, kognitive Leistungsfähigkeit, emotionales Befinden, soziale Unterstützung, Aktivität).

Sind dabei Problembereiche erkennbar/vorhanden, sollte das umfassendere Basis-Assessment folgen:

2. Basis-Assessment
bestehend aus dem Barthel-Test, Gedächtnistest nach Folstein (Mini-Mental), Depressionstest nach Yesavage (GSD), Sozialfragebogen, Motilitätstest nach Tinetti, Up and Go-Test, dem Zeichnen der Ziffern einer Uhr und der Messung der Handkraft.

Literatur bzw. Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Arbeitsgruppe Geriatrisches Assessment (AGAST, 1997): Geriatrisches Basisassessment. Red.: M. Bach u. a. - 2., aktualisierte Aufl - München, MMV (Schriftenreihe Geriatrie-Praxis). ISBN 3-8208-1309-8.
  • Henning Freund (2014): Geriatrisches Assessment und Testverfahren. Grundbegriffe - Anleitungen - Behandlungspfade. 2., überarbeitete und erweiterte Aufl. Kohlhammer, Stuttgart. 254 Seiten. ISBN 978-3-17-023088-0.
  • Roman Kleindienst (2002): Geriatric Assessment Wizard. Interactive Scientific Toolkit. www.contexio.com
  • Städtisches Krankenhaus München-Perlach: Neuperlacher Pocket Guide Geriatrisches Assessment. Neuperlach, o. J. (nach 1998 vor 2008)
  • Das Nürnberger Altersinventar untersucht das normale Altern. (Wolf Dieter Oswald, Ulrich M. Fleischmann; 1995, bzw. 4. Aufl. 1999)
  • LZ Rubinstein (1990): Assessment Instruments. In: Merck Manual of Geriatrics (1990) Dort verschiedene Beispiele! Das Manual ist auch online. http://www.msd.de/msdmanual/home.html

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]