Biographie

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Biographie (Biografie) (gr. βιογραφία, von griechisch bíos = Leben und gráphein = schreiben) ist die Beschreibung des Lebenslaufes einer Person. In der Pflege geht es meist um die Biographie einzelner Personen (Patient oder Heimbewohner). Dagegen stellt die Biografie-Forschung allgemeine Überblickskenntnisse zur Verfügung.

Datei:Familie um 1950 2.jpg
Zechenhaus mit Garten um 1950

Biographie steht sowohl für die (mündliche oder schriftliche) Lebensbeschreibung als auch Lebenslauf. Ein Lebenslauf kann sich aus der Abfolge unterschiedlichster Ereignisse zusammensetzen. Einige sind vorhersehbar und für viele Personen einer Generation innerhalb eines Lebensabschnitts sehr wahrscheinlich (normative Ereignisse). Andere Ereignisse haben einen zeitgeschichtlichen Charakter. Kritische Lebensereignisse können einem Lebenslauf eine Wende in eine unerwartete Richtung geben, dabei kann diese Lebenskrise später durchaus positive Folgen haben.

Lebensabschnitte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Einteilung der Lebensabschnitte in den Biographien kannn variieren - Beispiel: Kindheit und Jugend haben heute eine andere Bedeutung als zur Zeit der Industriellen Revolution.

Das Deutsche Zentrum für Altersfragen (DZA), Berlin, fasst die Lebensabschnitte des Menschen so zusammen:

Kindheit:
Geburt bis 12/14 Jahre
Jugend: 14 bis 18/21 Jahre;
Erwachsenenalter:
junges Erwachsenenalter: 18 bzw. 21 bis ca. 35-40 Jahre
mittleres Erwachsenenalter: 35/40 bis 60/65 Jahre
Alter:
junge Alte: ca. 60-65 bis ca. 80 Jahre
alte Alte/Hochbetagte: über 85 Jahre

Oft werden für Ältere folgende vier Stufen genannt:

jüngere Ältere: 55/60J. bis unter 75–jährige
mittelaltrige Menschen: über ca. 70–jährige bis 80/85–jährige
betagte Menschen: über 75-Jährige bis 90-Jährige
hochbetagte Menschen: über 90;jährige
(gelegentlich werden die über 100;jährigen als eigene Gruppe zusammengefasst

In der Gerontologie gilt, dass Alter und Altern heute als sehr relativ und individuell geformt aufgefasst wird, für das es keine allgemeinen oder verbindlichen Regeln gibt.

Die biographische Methode in den Sozialwissenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Biografieforschung ist in der Soziologie ein Forschungsansatz der Qualitativen Sozialforschung und befasst sich mit der Rekonstruktion von Lebensverläufen und zugrunde liegender individuell vermittelter, gesellschaftlicher Sinnkonstruktionen auf der Basis biografischer Erzählungen oder persönlicher Dokumente. Das Textmaterial besteht in der Regel aus verschriftlichten Interviewprotokollen, die nach bestimmten Regeln ausgewertet und interpretiert werden.

qualitativer Forschungsansatz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Biografieforschung ist im Rahmen der qualitativen Forschungsansätze als Einzelfallstudie zu bewerten. Mit der Wahl, Einzelfallstudien durchzuführen, ist eine Herangehensweise an das Forschungsfeld bezeichnet und noch nicht eine Methode.

Die Biografieforschung bedient sich bei der Datenauswertung nicht einer einzelnen Methode, sondern ist als Forschungsansatz zu verstehen, in dem verschiedene Methoden angewendet werden. Dabei ist die am häufigsten verwendete Methode der Datenerhebung bei Lebenden das narrative Interview("erzählen" lassen) und/oder das offene Leitfadeninterview (Befragung), sonst überwiegt die klassischen (sozio)historische Quellenerschließung bis hin zur modernen Inhaltsanalyse.

In der Gerontologie wird "biographische Methode" die systematische Erkundung des Lebenslaufs einer Person im Rahmen eines größeren Forschungsvorhabens genannt. Dabei müssen die zur Unterstützung der Erinnerung gestellten Fragen auf ihre Offen- bzw. Geschlossenheit hin überprüft werden, damit die erzählende Person nicht von vorneherein durch Interviewer auf eine Blickrichtung hin eingeengt wird. Dazu ist ein Leitfaden zu erstellen und zu überprüfen).

Für die Altenpflege bringt die Biographie Vorteile in einer "Persönlich-Machung" der bis dahin relativ anonymen Heimbewohner. Denn viele ziehen ein, ohne dass ihre Lebensgeschichte bekannt ist. Ein Bewohner erscheint zunächst als nicht unbedingt als eine komplexe Persönlichkeit, sondern eher als eine Ansammlung von Problemlagen. Schwierigkeiten beim Erfassen einer Biographie entstehen dadurch, dass der Bewohner sich selbst nicht oder nicht mehr adäquat äußern kann. Angehörige, die in solch einem Fall befragt werden, sind in manchen Fällen nicht vorhanden oder nicht "greifbar". Die Biographie erscheint zunächst wie ein Puzzle mit vielen Leerstellen, die erst allmählich mit den Ereignissen des individuellen Lebens ausgefüllt werden können, in einigen Fällen bleiben diese Stellen dauerhaft leer.

Lebensspanne[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem Durchschreiten der Lebensspanne geht ein stetiger Wandel von sozialen Rollen einher, die ein Individuum einnimmt und verliert (z.B. Mutter, empty nest, Pensionierung). Dabei ändert sich auch die persönliche Wahrnehmung der eigenen Rolle und der Aufgaben. Nach U. Lehr werden durchschnittlich 17,5 markante Einschnitte pro Biographie beobachtet. 2/3 davon als negativ, 1/3 positiv erlebt. Frauen berichten mehr zwischenmenschliche, Männer mehr sach- und berufsorientierte Ereignisse.

Lebenserfahrung kann aber kaum nur als Durchschreiten einer Normalbiographie betrachtet werden. Das Wort Wahlbiographie trifft die Lage besser, weil gesellschaftliche Modernisierung heute vor allem in der Ausdifferenzierung von Lebens- und Familienformen liegt. Interessant für Pflegende wären hierzu Arbeiten mit dem Blickwinkel der alltäglichen Bedeutung dieser Selbstwahrnehmung oder Selbstfindung.

Mögliches Vorgehen und Analyse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Technisch bedeutet dieser Forschungsansatz den Vergleich verschiedenster Biographien unter gemeinsamen Ordnungskategorien. Dazu werden die mündlich erfassten Biographien detailliert in die Schriftform übertragen werden (transkribiert). Anschließend werden die Interviews durch mindestens zwei Personen ausgewertet (englisch: rating). Dies ermöglicht Vergleiche zwischen mehreren Biographien, z. B. ob sie Aussagen zum Forschungsthema enthalten. Zwei Analysten vergleichen danach ihre jeweilige Einschätzung, wie sehr ausgeprägt in der Biographie diese Ordnungskategorien in Erscheinung treten (H. Thomae).

Zehn Dimensionen der Biographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als zehn Dimensionen der Altersbiographie nach H. Thomae sind zu berücksichtigen: genetische und Ernährungslage zu Beginn des Alternsprozesses; stattgefundene Veränderungen im biologischen System; Veränderungen im sozialen System; sozioökonomischer Status und ökologische Veränderungen; Veränderung des kognitiven Systems; Konstanz und Veränderung in der Persönlichkeit; individueller (subjektiv erlebter) Lebensraum; Lebenszufriedenheit oder Grad der Balance zwischen Bedürfnissen und Situation; Fähigkeit, diese Balance herzustellen; soziale Kompetenz (Fähigkeit, selbständig, verantwortungs-, aufgabenbezogen und in Beziehungen zu leben).

Altern und Biographie als Aufgabe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Diverse Phasenlehren beschreiben Abschnitte und Aufgaben, die in diesem jeweiligen Altersabschnitt zu erfüllen sind; z.B. Selbstverwirklichung, Ordnung schaffen, Weisheit. Daraus entstand der psychologische Beschreibungsversuch von Entwicklungsaufgaben. Das Ziel kann Zufriedenheit mit der eigenen Geschichte heißen.

Während früher von den vier Abschnitten Kindheit, Junger Erwachsener, Erwachsener, Großeltern (mit nahtlosem Übergang in die Phase eines hochaltrigen Menschen/Greis) relativ klare Vorstellungen herrschten, kann heute bereits von 7 deutlich verschiedenen Lebensabschnitten gesprochen werden. Sie haben jeweils eigene Rollendefinitionen und Verhaltensmuster. Es sind die eigenen Abschnitte Jugend, Ruhestand, Hochaltriger Mensch hinzugekommen.

Die Phase des Großelterndaseins beginnt gegenwärtig etwas später als zum Beginn des 20. Jahrhunderts und entspricht etwa im Erwerbsleben dem Begriff „Ältere Arbeitnehmer“. Die Gerontologie weist auf eine zunehmende Ausdifferrenzierung der Alternsphase hin. Der frühere stufenlose Übergang von hier ins Greisenalter ist durch die gestiegene Lebenserwartung entfallen. Es gibt inzwischen immer mehr Hundertjährige, damit sind sie keine Ausnahmeerscheinung mehr. Neunzig- und Hundertjährige können sehr verschiedene Lebenswelten um sich herum errichtet haben.

Biographieerhebung und -arbeit in der Pflege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch Sirsch zeigt, dass es in der Pflege noch keine einheitliche Definition zum Umgang mit der Biographie in der Alten- oder Krankenpflege gibt. Einerseits zeigt die Lebensbeschreibung dem Pflegepersonal objektive und dokumentierte Ereignisse im individuellen Lebenslauf. Andererseits kann die Beschäftigung mit diesen Ereignissen dem subjektiven Erleben und der subjektiven Verarbeitung Raum geben. Diese Beschäftigung mit dem eigenen Leben wird von den Autoren unterschiedlich bewertet. Denn eine Biographie verändert sich auch mit jedem Erzählen ein klein wenig. Eine Biographie ist nicht unveränderlich. Ob die Pflege das Recht hat, jemanden mit seiner individuell interpretierten Vergangenheit zu konfrontieren, bleibt ungewiss. Meistens wird der gelegentlich verwendete Ausdruck Biographiearbeit zunächst als Biographieerhebung und Berücksichtigung der Kenntnisse im Umgang mit der Person verstanden.

Vorgehen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Datei:Familie um 1950 3.jpg
Familie am Küchentisch um 1950

Biographieerhebung: Im Erstgespräch werden zumeist schon einige biographische Informationen erfragt. In weiteren Pflegesituationen werden die vorhandenen Informationen erweitert, ergänzt und gegebenenfalls auch korrigiert. Die Biographieerhebung ist kein abgeschlossener Prozess.

Über die Frage nach individuellen Gewohnheiten kommen Pflegende automatisch zu verschiedenen ATL-Bereichen, die es zu berücksichtigen gilt. Manche Informationssammlungen haben deshalb auch die Reihenfolge der ATL übernommen. Daneben stellt die Erhebung von Fähigkeiten (Ressourcen) und Problemen eine Möglichkeit dar, von diesen auf einen möglichen biographischen Hintergrund zu schließen, und umgekehrt.

Die gesammelten Informationen gehen in die Biographiearbeit ein. Sie werden bei der Gestaltung des Pflegealltags und bei der Pflegeplanung mit einbezogen.

Ziele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch das Interesse an seinem Lebenslauf erfährt der Pflegebedürftige Wertschätzung. Seine psychosozialen Grundbedürfnisse (Sicherheit, Geborgenheit, Prestige, Produktivität, Gefühle ausleben etc.) werden eher berücksichtigt, wenn sie bekannt sind.
Pflegende erfahren mehr über den Menschen als Persönlichkeit und können ihn individueller pflegen. Mithilfe der Biographie können Ressourcen erkannt werden. Pflegeprobleme lassen sich eventuell mit der Lebensgeschichte erklären.

Inhalte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Generell prägende, positiv und negativ erlebte Ereignisse:

  • das eigene Erleben im Zusammenhang mit historischen Ereignissen (politische Umbrüche, Krieg, Katastrophen, etc.)
  • Familienverhältnisse (Eltern, Geschwister, Ehepartner, Kinder etc.)
  • beruflicher Werdegang (Schule, Beruf, Studium, etc.)
  • ethische, politische, religiöse Prägungen
  • gesundheitliche Entwicklungen

Gefahren bei der Biographie-Erhebung in der Pflege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gespräch wird nur geführt, um ein Formular (Biografiebogen) auszufüllen. Das Wort Biografiearbeit wird dabei als lästige, zusätzliche Arbeit wahrgenommen.

Pflegende sehen den Menschen nur im Hier und Jetzt mit seinen Krankheiten und Einschränkungen. Sie fragen den betreffenden Menschen einfach nicht nach seiner gesamten Vergangenheit und was ihm dabei als wichtig erscheint.

Pflegende kennen den geschichtlichen oder sozialen Hintergrund ihrer "Kunden" nicht und bringen ihre eigene Meinungen zu diesen Themen mit, sei es als Vorurteil oder (evtl. sogar verletztende) Äusserung in einer Gesprächsrunde.

Verletzungen der Persönlichkeitssphäre können schon durch die (Art der) Fragen oder durch die Weitergabe von Informationen entstehen.

Innere Wunden (Traumen) aus der Vergangenheit werden durch das Gespräch "neu aufgerissen".

Konflikte in der Familie der betroffenen Person treten mehr oder weniger offen zu Tage und können (jetzt) nicht weiter bearbeitet werden.

Ein grundsätzliches Problem jeder Lebensschilderung besteht auch in der Differenz zwischen der tatsächlichen, der erlebten und der erzählten Lebensgeschichte. Die Neuroforschung weist auf Veränderungen hin, die mit dem wieder und wieder Erzählen auch in der Gehirnsubstanz einhergeht.

Typische Zeitabschnitte im Lebenslauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zeitgeschichtlichen Ereignisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum Beispiel Bundestagswahlen, die von Teilen der handelnden Generationen jeweils anders beurteilt werden. An sie wird sich später kaum jemand konkret erinnern. Dagegen tragen Menschen, die traumatisierende Kriegsgeschehnisse noch als Kinder erlebten, diese Erinnerungen ihr Leben lang bis ins hohe Alter mit sich, zum Teil ohne sich bisher darüber jemandem anvertraut zu haben.

Die Wirtschaftswunderzeit in der verklärenden Erinnerung kann ein weiteres Beispiel für diese Art von Ereignis sein. Das heißt, die Zeit und typische Ereignisse wurde von allen zu diesem Zeitpunkt Lebenden miterlebt, evtl. auch nur vom Hörensagen, die Personen waren aber unterschiedlich alt und in verschiedenem Ausmaß von dem Ereignis betroffen. Möglicherweise sind der Mauerfall oder der 11. September 2001 einmal solche, eine Generation prägende, Ereignisse.

Kritische Lebensereignisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sie können einem Lebenslauf eine Wende in eine unerwartete Richtung geben. Die positive oder negative Wende ist nicht sicher vorherzusehen (wird eher befürchtet).

Beispiele: schwere Unfälle bei den engsten Familienmitgliedern, Tod des Ehepartners, Scheidung, eigene schwere Krankheit, dauernder Arbeitsplatzverlust, Teilnahme an Kriegsereignissen. Hungerperiode durchgemacht. Für viele sehr alte Menschen kam es im Lauf des Lebens sogar mehrmals dazu. Hierbei mischen sich krisenhafte mit zeitgeschichtlichen Ereignissen.

"brüchige" Lebensläufe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Damit sind Biographien gemeint, die vom Verlauf der meisten Personen in vergleichbarer sozialer Position mehrfach abweichen. Sie sind normalerweise in der Familiensaga, also die gemeinsame Erzählweise über Familienmitglieder durch verschiedene Personen, selten vertreten. Es ist die Rolle des "Schwarzen Schafs".

Beispiel für eine typische Lebensgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es folgt eine "typische" Lebensgeschichte, zusammengesetzt aus den oben genannten Ereignisformen. Typische normative Ereignisse werden nicht von allen Menschen erlebt. Sie beziehen sich auf lebensgeschichtliche Ereignisse, die für die jeweilige Generation einer gesellschaftlichen Kultur ähnlich verliefen und mit bestimmten Ritualen verbunden sind oder waren.

  • Kindheit, Elternhaus, Geschwister
    • typische normative Ereignisse: Geburt von Geschwistern, Kindergartenbesuch
  • Schulzeit (etwa bis 14. Lj)
    • typische normative Ereignisse: Erster Schultag, Erste Heilige Kommunion (röm.-kath.), Zeugnisse, Schulfreundschaften, Schulabschluss (früher mit 14 üblich)
  • Jugend, Berufsausbildung
    • typische normative Ereignisse: Konfirmation (evang.), Beginn der Ausbildung/Lehre, Moped-Führerschein, Freisprechung, Bundeswehr (bei jungen Männern)
    • Pubertät, erste Liebe
    • evtl. weiterführender Schulbesuch (Mittlere Reife, Abitur)
  • Junge Erwachsene
    • typische normative Ereignisse: Führerschein, erste Liebe, erste größere Reise ohne Eltern
  • Zeit der Familiengründung
  • Kindererziehung
    • typische normative Ereignisse: Umzug/Hausbau, gemeinsame Urlaube, Familienfeiern
  • Nachelterliche Gefährtenschaft (Ausdruck für den Zeitabschnitt danach)
    • typische normative Ereignisse: Auszug des letzten erwachsen gewordenen Kindes, Feiern am Arbeitsplatz, Silberne Hochzeit
  • Ältere/-er ArbeitnehmerIn
    • typische normative Ereignisse: Übernahme einer Leitungsfunktion in der Firma, Dankesrede des Chefs bei Pensionierung. Man wird Großmutter/-vater
  • Übergang ins Rentenalter
  • Verwitwung
    • typische normative Ereignisse: Tod des Ehe- oder Lebenspartners, Umzug in den Haushalt eines erwachsenen Kindes, Urenkel bekommen
  • Hochaltrigkeit
    • typische normative Ereignisse: Feierlichkeit bei runden Geburtstagen, Umzug ins Heim

Erläuterungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die Zuordnung der zeitgeschichtlichen Ereignisse erfolgt von der Pflegekraft entsprechend ihrem Wissen kalendarisch nach dem jeweiligen Geburtsjahr. Alle damals Geborenen erleben diese Ereignisse im gleichen Alter. Sie können jedoch, je nach Betroffenheit, unterschiedliche Bedeutung in der Biografie haben. Das selbe zeitgeschichtliche Ereigniss wird aber möglicherweise von einem z. B. 50jährigen anders erlebt als von einem 18jährigen. Und bei der Erhebung des Lebenslaufs der älteren Person im Pflegeheim sind für beide Personen inzwischen 20, 30 oder mehr Jahre seitdem vergangen.

Biographie als Literaturgattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Biographie existieren auch im Sinne einer Literaturgattung als Bücher oder zumindest in aufgeschriebener Form. Biografien, auch Autobiografien, enthielten seit ihrem Aufkommen in der Antike (zusammen mit der Schrift; bedeutend: Plutarch) immer schon soziologische Erörterungen. Z. B. im Sinne von Lebensrückblick vs. Ausblick für künftige Generationen. Biographie im Sinne der ausführlichen Lebensbeschreibung einer einzelnen Person in einem Artikel oder Buch stellt auch heute eine häufige Literaturgattung dar. Sie wird innerhalb mancher Familien in Fortführung des Tagebuch-Schreibens als eine Art Tradition zwischen den Generationen verwendet (Familienchronik). Auch der Stammbaum einer Familie ist oft des Rückgrat für damit verbundene Erzählungen (mündliche Tradition, Familiensaga). Die Biographie ist auch die übliche Begründung von (Familien-)Besitz (auch in der deutschen Verfassung, Artikel 14 GG).

Meist ist jedoch der von jemand anderem verfasste Lebenslauf, die Lebensgeschichte oder -beschreibung einer Person gemeint (von der Geburt bis zum Zeitpunkt der Niederschrift bzw. bis zum Tod). Eine Autobiographie liegt vor, wenn sie von dem betreffenden Menschen persönlich verfasst wurde oder er zumindest als Autor gilt (u. U. in Zusammenarbeit mit einem Co-Autor).Veröffentlichte (Auto-)Biographien behandelten zumeist politisch, künstlerisch oder in anderen Lebensbereichen herausragende Einzelpersönlichkeiten.


Eine gerontologische (wissenschaftliche) Auswertung dieser Literaturgattung, z. B. für eine ganze Zeitepoche, ist nicht bekannt.

Vita, Curriculum vitae[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vita, Kurzform für curriculum vitae (lat. für Lebenslauf), wird die auf beruflich qualifizierende Ereignisse reduzierte Biographie bei Bewerbungsverfahren im Berufsleben genannt.

Siehe auch:[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Biographie als Forschungsgebiet:

  • H. Bude: Rekonstruktion von Lebenskonstruktionen - eine Antwort auf die Frage, was die Biographieforschung bringt. In: M. Kohli und G. Robert (Hrsg.): Biographie und soziale Wirklichkeit. Neue Beiträge und Forschungsperspektiven. Stuttgart 1984
  • M. Kohli: Soziologie des Lebenslaufs. Darmstadt 1978
  • S. Lamnek: Qualitative Sozialforschung. Bd. 2, Methoden und Techniken. Weinheim 1995
  • G. Rosenthal: Erlebte und erzählte Lebensgeschichte. Gestalt und Struktur biographischer Selbstbeschreibung. Frankfurt am Main 1995
  • Hans Thomae: Alternsstile und Altersschicksale. Ein Beitrag zur differentiellen Gerontologie. Huber, Bern, Stuttgart, Wien, 1983
  • Reinhard Völzke: Erzählen – Brückenschlag zwischen Leben und Lernen. Angeleitete biografisch-narrative Kommunikation in Ausbildung und Praxis der Sozialen Arbeit. in: Sozialextra. Zeitschrift für Soziale Arbeit und Sozialpolitik. 29. Jg., November 2005, S. 12-15; online verfügbar: [1]

Biografie-Sammlungen über ältere Menschen:

  • Eva Bliminger et al.: Lebensgeschichten. Biographiearbeit mit alten Menschen. Curt R. Vincentz Verlag, 2. Aufl., Hannover 1996
  • Margarete Dörr: Wer die Zeit nicht miterlebt hat. Frauenerfahrungen im Zweiten Weltkrieg und den Jahren danach. Campus Verlag, Frankfurt/Main 1998 ISBN 3-593-36095-0. (Zum Inhalt: Die Historikerin Margarete Dörr befragte von 1988 bis 1996 über 500 deutsche Frauen nach ihren Erfahrungen im Nationalsozialismus.)
  • Michael Richter: Gekommen und geblieben. Deutsch-türkische Lebensgeschichten. edition Körber-Stiftung. 3. Aufl., Hamburg 2004 ISBN 3-89684-048-7
  • Harald Welzer et al. (Hrsg.): Opa war kein Nazi. Nationalsozialismus und Holocaust im Familiengedächtnis. 3. Auflage, Fischer Taschenbuchverlag, 2002
  • Dorothee Wierling (Hrsg.): Heimat finden. Lebenswege von Deutschen, die aus Russland kommen. edition Körber Stiftung, Hamburg 2004 ISBN 3-89684-043-6

mit Praxisbezug Pflege:

  • Karl Heinz Bierlein: Lebensbilanz. Krisen des Älterwerdens meistern; kreativ auf das Leben zurückblicken; Zukunftspotentiale ausschöpfen. Claudius-Verlag, München 1994 ISBN 3 532-62172-X. (Zum Inhalt: Basiert auf einem Forschungsprojekt. Es deckt alte und neue Klischees von älteren Menschen in Kirche und Gesellschaft auf und zeichnet ihre Wünsche, Befürchtungen und Hoffnungen nach.)
  • Martina Böhmer: Erfahrungen sexualisierter Gewalt in der Lebensgeschichte alter Frauen. Ansätze für eine frauenorientierte Altenarbeit. Mabuse-Verlag, Frankfurt am Main 2000 ISBN 3-933050-16-2
  • Maria Brands-Haverkamp, Maria Fuchs: Biografiearbeit braucht umfassendes Generationenwissen. Kenntnisse zur Zeitgeschichte. In: Pflegezeitschrift, 53 (2000) 10, S. 672-674
  • Barbara Kerkhoff, Anne Halbach: Biographisches Arbeiten. Beispiele für die praktische Umsetzung. Curt R. Vincentz Verlag, Hannover 2002 ISBN 978-3-87870-655-7
  • Kuratorium Deutsche Altershilfe (Hrsg.); Weingandt, Birgit. 2001: Biographische Methoden in der Geragogik – qualitative und inhaltsanalytische Zugänge. KDA-Schriftenreihe „thema“, Bd. 167. Köln: Eigenverlag. 96 S., 9,00 EUR
  • Anne Meißner et al.: Biografiearbeit mit EDV-Unterstützung. Gelebtes Leben sichtbar machen. Pflegezeitschrift, 5/2008 261:264 (auch online verfügbar)
  • Angelika Trilling, Errollyn Bruce et al.: Erinnerungen pflegen: Unterstützung und Entlastung für Pflegende und Menschen mit Demenz. Vincentz Verlag, Hannover 2001 ISBN 978-3-87870-630-4. (Rezension von Almuth Künkel vom 30.06.2002. In: socialnet, Datum des Zugriffs 28.01.2008.)


Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


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