Frau
Eine Frau (von althochdeutsch frouwa: hohe Frau, Herrin) ist ein weiblicher, erwachsener Mensch. Das geschlechtliche Gegenstück ist der Mann. Der Begriff wird verwendet, um das Geschlecht, die soziale Rolle oder beides zu unterscheiden. Weil sich der Begriff Frau früher nur auf gesellschaftlich höherstehende erwachsene und verheiratete Menschen weiblichen Geschlechts bezog, wurde der Begriff „Weib“ in der breiten Bevölkerung verwendet. Letzterer ist heute eher negativ besetzt und hat dem Begriff „Frau“ für alle erwachsenen weiblichen Menschen Platz gemacht.
Weibliche Kinder und Jugendliche werden als „Mädchen“ bezeichnet. Die frühere Bezeichnung „Fräulein“ für junge bzw. noch nicht verheiratete Frauen ist heute veraltet und wird nur noch selten verwendet.
Symbolisches[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Symbol für eine Frau ist ♀ – das Venussymbol, die Farbe rot. Weibliche Säuglinge werden seit Beginn des 20. Jahrhunderts in westlichen Kulturen oft mit der Farbe rosa, im Gegensatz zu blau für männliche Säuglinge, in Verbindung gebracht.
Biologische Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Genetische Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der deutliche Geschlechtsdimorphismus des Menschen mit einer Frau und einem Mann wird durch die Verteilung der Chromosomen in der Zygote bestimmt, insbesondere von den Geschlechtschromosomen. So besitzen Frauen in ihrem Chromosomensatz zwei X-Chromosomen während Männer ein X- sowie ein Y-Chromosom besitzen. Letzteres besitzt eine geschlechtsbestimmende Region, die man Sex determining region of Y (SRY) nennt und die beim Mann für die embryonale Produktion des Hoden-determinierenden Faktors (TDF für engl. Testis-determining factor), einem Protein, verantwortlich ist. Wird TDF gebildet, kommt es zur Ausbildung männlicher Merkmale, fehlt es dagegen, bilden sich weibliche Merkmale.
Morphologische und physiologische Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Frauen unterscheiden sich körperlich vom Mann durch die unterschiedlichen primären und sekundären Geschlechtsmerkmale. Der Bau der primären Geschlechtsmerkmale ist hauptsächlich durch die Funktion bei der Fortpflanzung bedingt. Die weibliche Keimzelle, die sogenannte Eizelle, wird im Eierstock vorrätig gehalten. Ungefähr alle 25 bis 30 Tage (abhängig von individuellen Unterschieden und Lebensalter) wird eine Eizelle aus dem Eierstock entlassen. Diese kann während des Geschlechtsverkehrs befruchtet werden; das männliche Geschlechtsteil, der Penis, wird in das Geschlechtsteil der Frau, die Vagina, eingeführt und sondert bei der Ejakulation Sperma ab, das während des weiblichen Orgasmus vom Muttermund durch Tunkbewegungen aufgenommen wird.
Nach der Zeugung trägt die Frau das Kind in der Gebärmutter aus, bis es schließlich nach neun Monaten geboren wird. In den weiblichen Brüsten, die als Milchdrüsen zu den sekundären Geschlechtsmerkmalen gehören, wird nach einer Geburt Muttermilch gebildet, mit der die Mutter das Neugeborene säugt, bis es andere Nahrung zu sich nehmen kann.
Neben den unterschiedlichen Fortpflanzungsorganen gibt es einige weitere körperliche Unterschiede zwischen Mann und Frau. So unterscheidet sich z.B. der weibliche Knochenbau, insbesondere von Becken und Gesichtsschädel, geringfügig, auch der Muskelaufbau ist etwas anders. Der Körper der Frau ist weniger muskellastig ausgeprägt als der des Mannes; während der Anteil des Muskelgewebes bei Frauen durchschnittlich etwa 23 Prozent ausmacht, beträgt er bei Männern rund 40 Prozent. Neueren Theorien zufolge unterscheidet sich auch das Denken bei Männern und Frauen, ohne dass jedoch ein Geschlecht dem anderen prinzipiell überlegen wäre. Jedoch gehen Frauen und Männer bei der Lösung bestimmter Aufgaben (beispielsweise bei der Orientierung) zum Teil nach unterschiedlichen Strategien vor. Inwiefern das durch die unterschiedlichen gesellschaftlichen Positionen bedingt oder biologisch angelegt ist, ist derzeit nicht vollständig geklärt.
In welchem Grad Eigenschaften, die als „typisch weiblich“ angesehen werden, auch individuell zutreffen, hängt von Erziehung und Prägung ab. Doch haben alle Frauen auch sogenannte „männliche Anteile“ – und umgekehrt. Siehe dazu: Weiblichkeit (auch: Männlichkeit). Es steht zu beachten, dass in jedem bisher untersuchten Zusammenhang die Varianz innerhalb der Gruppen „Männer“ und „Frauen“ jeweils höher ist als die Unterschiede zwischen den beiden Gruppen.
Obwohl etwas mehr männliche Kinder geboren werden (das Verhältnis liegt bei ungefähr 100 Mädchen zu 105 Jungen), machen Frauen die Mehrheit der Erwachsenen aus. Dies liegt daran, dass Männer in allen Altersstufen eine etwas höhere Sterblichkeit aufweisen – v.a. im Alter und um 30 Jahre durch Verkehrsunfälle. Frauen haben aus unterschiedlichen Gründen eine um ca. fünf Jahre höhere Lebenserwartung, teils durch tatsächliche geschlechtliche Unterschiede, teilweise aber auch durch die gesellschaftliche Rolle begründet.
Gesellschaftliche Rolle und Emanzipation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In fast allen Kulturen gibt es eine mehr oder weniger ausgeprägte geschlechtliche Arbeitsteilung. In vielen traditionellen Gesellschaften werden Frauen in der Regel reproduktive und Männer produktive Aufgaben zugeschrieben. Die reproduktiven Aufgaben in einer Gesellschaft beinhalten insbesondere die Erziehung und Betreuung von Kindern, aber auch die Pflege kranker und alter Menschen, das Bereitstellen von Nahrung usw. Diese Arbeitsteilung ist sehr alt und hat in den vergangenen Jahrhunderten und Jahrtausenden dazu geführt, dass Frauen mehr und mehr – zuerst wirtschaftlich und dann gesellschaftlich – von Männern abhängig wurden und sich diesen unterordnen mussten. Noch vor reichlich hundert Jahren galten in allen europäischen Ländern nur die Männer als juristisch handlungsfähig, eine unverheiratete Frau benötigte einen Vormund. In vielen Ländern außerhalb Europas ist das heute noch so.
Manches deutet jedoch darauf hin, dass urgeschichtlich die Frauen - gegenüber den Männern - die Angeseheneren waren, wenn nicht gar dominierten. Für die frühen Gruppen der Jäger und Sammler waren weibliche Mitglieder durch die größere Stetigkeit der Erträge der Sammlerinnen gegenüber dem wechselnden Erfolg der Jäger ökonomisch vermutlich wichtiger, auch machte ihre Fähigkeit, zu gebären und damit zum Erhalt der Gruppe beizutragen, sie insoweit wertvoller als die Männer. Um dieses Mysterium, die Fähigkeit, Leben zu schenken, entstanden auch die ersten Kulte und Religionen, bei denen Frauen und hauptsächlich weibliche Gottheiten verehrt wurden. Dies dient heute der (verbreiteten, aber nicht unbestrittenen) Annahme, für damals sei ein Matriarchat anzunehmen.
Während also die Männer für die Jagd zuständig waren und umherstreiften, mit Dieter Claessens „leichter verwahrlosten“, regelten die Frauen das übrige Leben der Gemeinschaft. Sie sammelten Wildgemüse und -früchte, bereiteten Speisen (hüteten nach dessen Zähmung das Feuer), sorgten für die Vorratshaltung, errichteten Hütten, stillten die Säuglinge und zogen die Kleinkinder heran und länger noch die Mädchen. Frauen bildeten das eher stabilisierende, engstverflochtene Netzwerk der Gruppe.
Dies könnte sich, beginnend mit der „Neolithischen Revolution“, zugunsten der Männer geändert haben, schneller bei Hirtenvölkern als bei bäuerlich wirtschaftenden Völkern, und dies bis heute anhaltend.
Durch die Frauenbewegung und die durch sie ausgelöste Emanzipation der Frauen wurden in der westlichen Welt die traditionellen patriarchal strukturierten Geschlechterrollen in Frage gestellt. Heute steht Frauen jede Berufsausbildung offen und sie sind in den meisten Ländern juristisch den Männern gleichgestellt. Dennoch sind unter Mobbing-Opfern am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft mehrheitlich Frauen.
Der aktuelle Arbeitsmarkt in Westeuropa weist eine geschlechtsspezifische Segregation auf, bei der in reproduktiven und Dienstleistungsberufen überdurchschnittlich viele Frauen anzutreffen sind: Erziehungs- und Ausbildungsberufe, Pflegeberufe, Verkauf und kaufmännische Berufe. Auch innerhalb frauentypischer Berufsfelder tritt eine geschlechtliche Segregation zutage, so dass, bezogen auf die Grundgesamtheit im untersuchten Berufsfeld, überdurchschnittlich wenige Frauen in Führungspositionen anzutreffen sind. Hinzu kommt, dass in solchen Berufsfeldern (z.B. Krankenpflege, Unterstufen-LehrerInnen) trotz intensiver politischer Bemühungen bislang das Lohnniveau tiefer ist als in den Berufsfeldern, in denen überdurchschnittlich viele Männer arbeiten (z.B. Bau oder Produktion). Die unterschiedliche Vergütung ist teilweise damit begründet, dass Männer oft gefährlichere oder gesundheitsschädliche Berufe ausüben, die eine Gefahrenzulage beinhalten. Frauen haben in Deutschland dreimal weniger tödliche Berufsunfälle und auch bei den Arbeiten im Haus haben Frauen weniger Unfälle mit tödlichem Ausgang.
In vielen Kulturen ist es für Frauen nicht möglich, Soldatin zu werden. Auch heute ist der Anteil weiblicher Soldaten weltweit deutlich geringer als der der männlichen. (Vgl. jedoch Amazonen.) In den Zeiten der von Männern betriebenen Segelschifffahrt fand sich auch der seemännische Aberglauben, eine Frau an Bord brächte Unglück.
In Gesellschaften, in denen der Status einer Frau real oder vermeintlich zum Teil über ihre Schönheit definiert ist, kann es zu einem regelrechten „Schönheitswahn“ kommen, der sogar pathologische Ausmaße annehmen kann (siehe z.B. Essstörungen).
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Georges Duby, Michelle Perrot: Geschichte der Frauen, 5 Bde., Frankfurt am Main: Fischer Tb., 1998, ISBN 3-596-14030-7
- Gisela Bock: Frauen in der europäischen Geschichte, München: C. H. Beck 2000, ISBN 3-406-46167-0
- Sheila Rowbotham. A Century of Women: The History of Women in Britain and the United States. New York: Viking 1997, ISBN 0-670-87420-5