Biografie

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Biografie (Biografie) kann für eine Lebensbeschreibung oder den Überblick über den Lebenslauf stehen. In der Altenpflege geht es meist um die Biografie sehr alter Menschen, von bestimmten Personen. Die Biografie-Forschung versucht allgemeine Überblickskenntnisse zur Verfügung zu stellen.

Das Deutsche Zentrum für Altersfragen (DZA), Berlin, fasst die Lebensabschnitte des älteren Menschen so zusammen:

Kindheit:
Geburt bis 12/14 Jahre
Jugend: 14 bis 18/21 Jahre;
Erwachsenenalter:
junges Erwachsenenalter: 18 bzw. 21 bis ca. 35-40 Jahre
mittleres Erwachsenenalter: 35/40 bis 60/65 Jahre
Alter:
junge Alte: ca. 60-65 bis ca. 80 Jahre
alte Alte/Hochbetagte: über 85 Jahre

Oft werden für Ältere folgende vier Stufen genannt:

jüngere Ältere: 55/60J. bis unter 75–jährige
mittelaltrige Menschen: über ca. 70–jährige bis 80/85–jährige
betagte Menschen: über 75-Jährige bis 90-Jährige
hochbetagte Menschen: über 90;jährige
(gelegentlich werden die über 100;jährigen als eigene Gruppe zusammengefasst

In der Gerontologie gilt, dass Alter und Altern heute als sehr relativ und individuell geformt aufgefasst wird, für das es keine allgemeinen, verbindlichen Regeln gibt.

Griechisches Wort und deutsche Bedeutungen, Definitionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Datei:Familie um 1950 2.jpg
Zechenhaus mit Garten um 1950

Biografie steht für sowohl für die (mündliche oder schriftliche) Lebensbeschreibung als auch Lebenslauf. Ein Lebenslauf kann sich aus der Abfolge unterschiedlichster Ereignisse zusammensetzen. Einige sind vorhersehbar und für viele Personen einer Generation innerhalb eines Lebensabschnitts sehr wahrscheinlich = normative Ereignisse. Andere Ereignisse haben einen zeitgeschichtlichen Charakter. Kritische Lebensereignisse können einem Lebenslauf eine Wende in eine unerwartete Richtung geben, dabei kann diese Lebenskrise später durchaus positive Folgen haben..

Auch die Einteilung der Lebensabschnitte in den Biographien kannn variieren - Beispiel Kindheit und Jugend haben heute eine andere Bedeutung als zur Zeit der Industriellen Revolution.

Die biographische Methode in den Sozialwissenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Biografieforschung ist in der Soziologie ein Forschungsansatz der Qualitativen Sozialforschung und befasst sich mit der Rekonstruktion von Lebensverläufen und zugrunde liegender individuell vermittelter, gesellschaftlicher Sinnkonstruktionen auf der Basis biografischer Erzählungen oder persönlicher Dokumente. Das Textmaterial besteht in der Regel aus verschriftlichten Interviewprotokollen, die nach bestimmten Regeln ausgewertet und interpretiert werden. Für die Altenpflege bringt die Biographie Vorteile in einer "Persönlich-Machung" der bis dahin relativ anonymen PatienIn/KundIn im Heim. Denn viele Patienten/Bewohner ziehen ein, ohne dass ihre Lebensgeschichte bekannt wäre. Sie erscheinen zunächst als eine Ansammlung von Problemlagen und nicht unbedingt als eine über Jahrzehnte gereifte Persönlichkeit. Angehörige, die befragt werden könnten, sind manchmal auch nicht bekannt. Die Biographie ist also zunächst wie ein Puzzle mit vielen Leerstellen, die erst allmählich mit den Ereignissen des individuellen Lebens ausgefüllt werden können.

qualitativer Forschungsansatz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Biografieforschung ist im Rahmen der qualitativen Forschungsansätze als Einzelfallstudie zu bewerten. Mit der Wahl, Einzelfallstudien durchzuführen, ist eine Herangehensweise an das Forschungsfeld bezeichnet und noch nicht eine Methode.

Die Biografieforschung bedient sich bei der Datenauswertung nicht einer einzelnen Methode, sondern ist als Forschungsansatz zu verstehen, in dem verschiedene Methoden angewendet werden. Dabei ist die am häufigsten verwendete Methode der Datenerhebung bei Lebenden das narrative Interview("erzählen" lassen) und/oder das offene Leitfadeninterview (Befragung), sonst überwiegt die klassischen (sozio)historische Quellenerschließung bis hin zur modernen Inhaltsanalyse.

In der Gerontologie wird "biographische Methode" die systematische Erkundung des Lebenslaufs einer Person im Rahmen eines größeren Forschungsvorhabens genannt. Dabei müssen die zur Unterstützung der Erinnerung gestellten Fragen auf ihre Offen- bzw. Geschlossenheit hin überprüft werden, damit die erzählende Person nicht von vorneherein durch Interviewer auf eine Blickrichtung hin eingeengt wird. Dazu ist ein Leitfaden zu erstellen und zu überprüfen).

Lebensspanne[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem Durchschreiten der Lebensspanne geht ein stetiger Wandel von sozialen Rollen einher, die ein Individuum einnimmt und verliert (z.B. Mutter, empty nest, Pensionierung). Dabei ändert sich auch die persönliche Wahrnehmung der eigenen Rolle und der Aufgaben. Nach U. Lehr werden durchschnittlich 17,5 markante Einschnitte pro Biographie beobachtet. 2/3 davon als negativ, 1/3 positiv erlebt. Frauen berichten mehr zwischenmenschliches, Männer mehr sach-, berufsorientiertes.

Lebenserfahrung kann aber kaum nur als Durchschreiten einer Normalbiographie betrachtet werden. Das Wort Wahlbiographie trifft die Lage besser, weil gesellschaftliche Modernisierung heute vor allem in der Ausdifferenzierung von Lebens- und Familienformen liegt. Interessant für Pflegende wären hierzu Arbeiten mit dem Blickwinkel der alltäglichen Bedeutung dieser Selbstwahrnehmung oder Selbstfindung.

Das mögl. Vorgehen, Studie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Technisch bedeutet dieser Forschungsansatz den Vergleich verschiedenster Biographien unter gemeinsamen Ordnungskategorien. Dazu werden die mündlich erfassten Biographien in die Schriftform übertragen werden (transkribiert). Anschließend werden die Interviews durch mindestens zwei Personen ausgewertet (eng.: rating /gesprochen: rähting, bzw. neudeutsch geratet). Dies ermöglicht Vergleiche zwischen mehreren Biographien, z. B. ob sie Aussagen zum Forschungsthema enthalten. Zwei Analysten vergleichen danach ihre jeweilige Einschätzung, wie sehr ausgeprägt in der Biographie diese Ordnungskategorien in Erscheinung treten. (H. Thomae)


10 Dimensionen der Biographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als zehn Dimensionen der Altersbiographie nach H. Thomae sind zu berücksichtigen: genetische und Ernährungslage zu Beginn des Alternsprozeß, stattgefundene Veränderungen im biologischen System, Veränderungen im sozialen System, sozioökonomischer Status und ökologische, Veränderung des kognitiven Systems, Konstanz und Veränderung in der Persönlichkeit, individueller (subjektiv erlebter) Lebensraum, Lebenszufriedenheit oder Grad der Balance zwischen Bedürfnissen und Situation, Fähigkeit diese Balance herzustellen, Soziale Kompetenz (Fähigkeit selbständig, verantwortungs- und aufgabenbezogen zu leben).

Altern und Biographie als Aufgabe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Diverse Phasenlehren beschreiben Abschnitte und Aufgaben, die in diesem jeweiligen Altersabschnitt zu erfüllen sind; z.B. Selbstverwirklichung, Ordnung schaffen, Weisheit. Daraus entstand der psychologische Beschreibungsversuch von Entwicklungsaufgaben. Das Ziel kann Zufriedenheit mit der eigenen Geschichte heißen.

Während früher von den vier Abschnitten Kindheit, Junger Erwachsener, Erwachsener, Großeltern (mit nahtlosem Übergang in die Phase eines hochaltrigen Menschen/Greis) relativ klare Vorstellungen herrschten, kann heute bereits von 7 deutlich verschiedenen Lebensabschnitten gesprochen werden. Sie haben jeweils eigene Rollendefinitionen und Verhaltensmuster. Es sind die eigenen Abschnitte Jugend, RentnerIn, Hochaltriger Mensch hinzugekommen.

Die Phase des Großelterndaseins beginnt gegenwärtig etwas später als zum Beginn des 20. Jhdt.´s und entspricht etwa im Erwerbsleben dem Begriff „Ältere Arbeitnehmer“. Die Gerontologie weist auf eine zunehmende Ausdifferrenzierung der Alternsphase hin. Der frühere stufenlose Übergang von hier ins Greisenalter ist durch die gestiegene Lebenserwartung entfallen. Hundertjährige sind eine immer häufiger werdende Ausnahmeerscheinung. Neunzig- und Hundertjährige können sehr verschiedene Lebenswelten um sich herum errichtet haben.

Biographieerhebung und -arbeit in der Pflege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch Sirsch zeigt, dass es in der Pflege noch keine einheitliche Definition zum Umgang mit der Biografie in der Alten- oder Krankenpflege gibt. Einerseits zeigt die Lebensbeschreibung dem Pflegepersonal objektive und dokumentierte Ereignisse im individuellen Lebenslauf. Andrerseits kann die Beschäftigung mit diesen Ereignissen dem subjektiven Erleben und der subjektiven Verarbeitung Raum geben. Diese Beschäftigung mit dem eigenen Leben wird von den Autoren unterschiedlich bewertet. Denn eine Biographie verändert sich auch mit jedem Erzählen ein klein wenig. Eine Biographie ist nicht unveränderlich. Ob die Pflege das Recht hat, jemanden mit seiner individuell interpretierten Vergangenheit zu konfrontieren, bleibt ungewiss. Meistens wird der gelegentlich verwendete Ausdruck Biographiearbeit zunächst als Biographieerhebung und Berücksichtigung der Kenntnisse im Umgang mit der Person verstanden.

Ziele, Gewohnheiten, Vorgehen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Biografieerhebung: in Erfahrung bringen der Lebensgeschichte. Kein abgeschlossener Prozess. Es kommt ständig zu Ergänzungen und Erweiterungen.
Biografiearbeit: Einbeziehen der Informationen aus der Biographieerhebung in den Pflegealltag.

  • Ziele
    • mehr über den Menschen erfahren
    • individueller pflegen
    • psychosoziale Grundbedürfnisse befriedigen (Sicherheit, Geborgenheit, Prestige, Produktivität, Gefühle ausleben etc.)
Datei:Familie um 1950 3.jpg
Familie am Küchentisch um 1950
  • Inhalte
    • geschichtlich erlebtes (Kriege etc.)
    • Familienverhältnisse (Eltern, Geschwister, Ehepartner, Kinder etc.)
    • beruflicher Werdegang (Schule, Beruf, Studium etc.)
    • ethische, politische, religiöse Prägungen
    • gesundheitlicher Werdegang

=> generell prägende, positiv und negativ erlebte Ereignisse


  • Gewohnheiten

Über die Frage nach individuellen Gewohnheiten kommt die Pflegende automatisch zu verschiedenen ATL-Bereichen, die es zu berücksichtigen gilt. Oder für deren pflegerische Bearbeitung durch diese Informationen wertvolle Unterstützung gewonnen werden kann. Manche Informationssammlungen haben deshalb auch die Reihenfolge der ATL übernommen.

Dort lässt sich auch leicht der pflegerische Nutzen der Erhebung von Fähigkeiten (Ressource) und Problem zu einem Handlungsfeld ablesen. Warum soll eine Pflegeperson jemand etwas abnehmen, das diese Person noch teilweise selbst ausführen kann?

Eine separate Frage ist, nach welchen Gewohnheiten generell gefragt werden soll. Vgl. die verschiedenen Dokumentations-Formulare.

Gefahren bei der Biographie-Erhebung in der Pflege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gespräch wird nur geführt, um ein Formular (Biografiebogen) auszufüllen. Das Wort Biografiearbeit wird dabei im schlechten Sinn als lästige Arbeit wahrgenommen.

Pflegende sehen den Menschen nur im Hier und Jetzt mit seinen Krankheiten und Einschränkungen. Sie fragen den betreffenden Menschen einfach nicht nach seiner gesamten Vergangenheit und was ihr/ihm dabei als wichtig erscheint.

Pflegende kennen den geschichtlichen, sozialen "Hintergrund" dieser Lebenszeit ihrer "Kunden" nicht und bringen ihre eigene Meinungen zu diesen Themen mit, sei es als Vorurteil oder (evtl. sogar verletztende) Äusserung in einer Gesprächsrunde.

Verletzungen der Persönlichkeitssphäre schon durch die (Art der) Fragen oder durch die Weitergabe von Informationen.

Innere Wunden (Traumen) aus der Vergangenheit werden durch das Gespräch "neu aufgerissen".

Konflikte in der Familie der betroffenen Person treten mehr oder weniger offen zu Tage und können (jetzt) nicht weiter bearbeitet werden.

Ein grundsätzliches Problem jeder Lebensschilderung besteht auch in der Differenz zwischen der tatsächlichen, der erlebten und der erzählten Lebensgeschichte. Die Neuroforschung weist auf Veränderungen hin, die mit dem wieder und wieder Erzählen auch in der Gehirnsubstanz einhergeht. (Also eher etwas neu Erleben durch die Erzählung als etwas Zurechtbiegen oder Lügen.)

Typische Zeitabschnitte im Lebenslauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

zeitgeschichtlichen Ereignisse:[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum Beispiel Bundestagswahlen, die von Teilen der handelnden Generationen jeweils anders beurteilt werden. An sie wird sich später kaum jemand konkret erinnern. Dagegen tragen die Kriegskinder des Zweiten Weltkriegs auch heute evtl. Narben von ihrer Kindheitswunden unsichtbar mit sich herum und können diese schrecklichen Erinnerungen ihr Leben lang nicht vergessen.

Die Wirtschaftswunderzeit in der verklärenden Erinnerung kann ein weiteres Beispiel für diese Art von Ereignis sein. Das heißt, die Zeit und typische Ereignisse wurde von allen zu diesem Zeitpunkt Lebenden miterlebt, evtl. auch nur vom Hörensagen, die Personen waren aber unterschiedlich alt und in verschiedenem Ausmaß von dem Ereignis betroffen. Möglicherweise sind der Mauerfall oder der 11. September 2001 einmal solche eine Generation prägende Ereignisse.

kritische Lebensereignisse:[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sie können einem Lebenslauf eine Wende in eine unerwartete Richtung geben. Die positive oder negative Wende ist nicht sicher vorherzusehen (wird eher befürchtet).

Beispiele: schwere Unfälle bei den engsten Familienmitgliedern, Tod des Ehepartners, eigene schwere Krankheit, dauernder Arbeitsplatzverlust, Teilnahme an Kriegsereignissen. Hungerperiode durchgemacht - für viele sehr alte Menschen kam es im Lauf des Lebens sogar dreimal dazu: nach 1918, 1927-1931 und nach 1944 noch einmal (Das ist ein Beispiel, wo sich ein krisenhaften mit einem zeitgeschichtl. Ereignis mischt). Scheidung oder lebensgefährliche Erkrankung. inhalte,und so weiter

"brüchige" Lebensläufe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Damit sind Biographien gemeint, die vom Verlauf der meisten Personen in vergleichbarer sozialer Position mehrfach abweichen. Sie sind normalerweise in der Familiensaga, also die gemeinsame Erzählweise über Familienmitglieder durch verschiedene Personen, selten vertreten. Es ist die Rolle des "Schwarzen Schafs".

Bsp. für eine "typische" Lebensgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es folgt eine "typische" Lebensgeschichte, zusammengesetzt aus den oben genannten Ereignisformen.


  • Kindheit, Elternhaus, Geschwister
    • typische normative Ereignisse: Geburt von Geschwistern, Kindergartenbesuch
  • Schulzeit (etwa bis 14. Lj)
    • typische normative Ereignisse: 1. Schultag, 1. Hl. Kommunion (röm.-kath.), Zeugnisse, Schulfreundschaften, Schulabschluss (früher mit 14 üblich)


  • Jugend, Berufsausbildung
    • typische normative Ereignisse: Konfirmation (evang.), 1. Tag d. Lehre, Moped-Führerschein, Freisprechung, Bundeswehr (bei jungen Männern)
    • Pubertät, erste Liebe
    • evtl. weiterführender Schulbesuch (Mittlere Reife, Abitur)
  • Junge Erwachsene
    • typische normative Ereignisse: Führerschein, verliebt/verheiratet/schwanger o.ä., erste größere Auslandsreise ohne Eltern
  • Zeit der Familiengründung
    • typische normative Ereignisse: Hochzeit, Taufe
  • Kindererziehung
    • typische normative Ereignisse: Umzug/Hausbau, gemeinsame Urlaube, Familienfeiern
  • Nachelterliche Gefährtenschaft (Ausdruck für den Zeitabschnitt danach)
    • typische normative Ereignisse: Auszug des letzten erwachsen gewordenen Kindes, Feiern am Arbeitsplatz, Silberne Hochzeit
  • Ältere/-er ArbeitnehmerIn
    • typische normative Ereignisse: Übernahme einer Leitungsfunktion in der Firma, Dankesrede des Chefs bei Pensionierung. Man wird Großmutter/-vater
  • Übergang ins Rentenalter
  • Witwenschaft
    • typische normative Ereignisse: Tod des Ehempartners, Umzug in den Haushalt eines erwachsenen Kindes, Urenkel bekommen
  • Hochaltrigkeit
    • typische normative Ereignisse: Feierlichkeit bei runden Geburtstagen, Umzug ins Heim

Erläuterungen dazu[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • typische normative Ereignisse: müssen also nicht von allen Personen erlebt werden. Aber wenn, dann im ungefähr gleichen Alter. Oft ähnliche Rituale.
  • Die Zuordnung der zeitgeschichtlichen Ereignisse erfolgt von der Pflegekraft entsprechend ihrem Wissen kalendarisch nach dem jeweiligen Geburtsjahr. Alle damals Geborenen erleben diese Ereignisse im gleichen Alter. Sie können jedoch, je nach Betroffenheit, unterschiedliche Bedeutung in der Biografie haben. Das selbe zeitgeschichtliche Ereigniss wird aber möglicherweise von einem z. B. 50jährigen anders erlebt als von einem 18jährigen. Und bei der Erhebung des Lebenslaufs der älteren Person im Pflegeheim sind für beide Personen inzwischen 20, 30 oder mehr Jahre seitdem vergangen.

am Rande: Biographie als Literaturgattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Biographie existieren auch im Sinne einer Literaturgattung als Bücher oder zumindest in aufgeschriebener Form. Biografien, auch Autobiografien, enthielten seit ihrem Aufkommen in der Antike (zusammen mit der Schrift; bedeutend: Plutarch) immer schon soziologische Erörterungen. Z. B. im Sinne von Lebensrückblick vs. Ausblick für künftige Generationen. Biographie im Sinne der ausführlichen Lebensbeschreibung einer einzelnen Person in einem Artikel oder Buch stellt auch heute eine häufige Literaturgattung dar. Sie wird innerhalb mancher Familien in Fortführung des Tagebuch-Schreibens als eine Art Tradition zwischen den Generationen verwendet (Familienchronik). Auch der Stammbaum einer Familie ist oft des Rückgrat für damit verbundene Erzählungen (mündliche Tradition, Familiensaga). Die Biographie ist auch die übliche Begründung von (Familien-)Besitz (auch in der deutschen Verfassung, Artikel 14 GG).

Meist ist jedoch der von jemand anderem verfaßte Lebenslauf, die Lebensgeschichte oder -beschreibung einer Person gemeint (von der Geburt bis zum Zeitpunkt der Niederschrift bzw. bis zum Tod). Eine Autobiographie liegt vor, wenn sie von dem betreffenden Menschen persönlich verfasst wurde oder er zumindest als Autor gilt (u. U. in Zusammenarbeit mit einem Co-Autor).Veröffentlichte (Auto-)Biographien behandelten zumeist politisch, künstlerisch oder in anderen Lebensbereichen herausragende Einzelpersönlichkeiten.


Eine gerontologische (wissenschaftliche) Auswertung dieser Literaturgattung z. B. für eine ganze Zeitepoche ist nicht bekannt.

Vita, Curriculum vitae[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vita, Kurzform für curriculum vitae (lat. für Lebenslauf), wird die auf beruflich qualifizierende Ereignisse reduzierte Biographie bei Bewerbungsverfahren im Berufsleben genannt.

Siehe auch:[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

als Forschungsgebiet

  • Bude, H., Rekonstruktion von Lebenskonstruktionen - eine Antwort auf die Frage, was die Biographieforschung bringt, in: Kohli, M. u. Robert, G. (Hg.), Biographie und soziale Wirklichkeit. Neue Beiträge und Forschungsperspektiven, Stuttgart 1984
  • Kohli, M., Soziologie des Lebenslaufs, Darmstadt 1978
  • Lamnek, S.: Qualitative Sozialforschung Bd. 2, Methoden und Techniken, Weinheim 1995
  • Rosenthal, G.: Erlebte und erzählte Lebensgeschichte. Gestalt und Struktur biographischer Selbstbeschreibung, Frankfurt am Main 1995
  • Völzke, Reinhard (2005): Erzählen – Brückenschlag zwischen Leben und Lernen. Angeleitete biografisch-narrative Kommunikation in Ausbildung und Praxis der Sozialen Arbeit, in: Sozialextra. Zeitschrift für Soziale Arbeit und Sozialpolitik, 29. Jg., November 2005, S. 12-15; online verfügbar: [1]

Biografie-Sammlungen über ältere Menschen

  • Bliminger, Eva; Ertl, Angelika; Koch-Straube, Ursula u.a. 1996. Lebensgeschichten. Biographiearbeit mit alten Menschen. Hannover: Curt R. Vincentz Verlag, 2. Aufl.,177 S., 17,90 EUR
  • Dörr, Margarete. 1998. Wer die Zeit nicht miterlebt hat. Frauenerfahrungen im Zweiten Weltkrieg und den Jahren danach. Frankfurt/Main [u.a.]: Campus Verlag. 3 Bd., 1559 S., 25,00 EUR. ISBN 3-593-36095-0. (Zum Inhalt: Die Historikerin Margarete Dörr befragte von 1988 bis 1996 über 500 deutsche Frauen nach ihren Erfahrungen im Nationalsozialismus.)
  • Michael Richter: Gekommen und geblieben. Deutsch-türkische Lebensgeschichten. Hamburg: edition Körber-Stiftung. 3. Aufl., 2004. 280 S., 14,00 EUR. ISBN 3-89684-048-7
  • Harald Welzer, u. a. (Hrsg.): Opa war kein Nazi. Nationalsozialismus und Holocaust im Familiengedächtnis. 3. Auflage, Fischer Taschenbuchverlag, 2002. (gemeint sind deutsche Täterfamilienangehörige)
  • Wierling, Dorothee (Hrsg.): Heimat finden. Lebenswege von Deutschen, die aus Russland kommen. Hamburg: edition Körber Stiftung, 2004. 280 S. ISBN 3-89684-043-6

mit Praxisbezug Pflege

  • Bierlein, Karl Heinz. 1994: Lebensbilanz. Krisen des Älterwerdens meistern; kreativ auf das Leben zurückblicken; Zukunftspotentiale ausschöpfen. München: Claudius-Verl. - 299 S. ISBN 3 532-62172-X. (Zum Inhalt: Basiert auf einem Forschungsprojekt. Es deckt alte und neue Klischees von älteren Menschen in Kirche und Gesellschaft auf und zeichnet ihre wahren (?) Wünsche, Befürchtungen und Hoffnungen nach.)
  • Böhmer, Martina. 2000: Erfahrungen sexualisierter Gewalt in der Lebensgeschichte alter Frauen. Ansätze für eine frauenorientierte Altenarbeit. Frankfurt am Main: Mabuse-Verl. 134 S. ISBN 3-933050-16-2
  • Brands-Haverkamp, Maria; Fuchs, Maria. 2000. "Biografiearbeit braucht umfassendes Generationenwissen. Kenntnisse zur Zeitgeschichte." In: Pflegezeitschrift, 53(2000)10, S. 672-674
  • Kerkhoff, Barbara; Halbach, Anne. 2002. Biographisches Arbeiten. Beispiele für die praktische Umsetzung. Hannover: Curt R. Vincentz Verl., 102 S.
  • Kuratorium Deutsche Altershilfe (Hrsg.); Weingandt, Birgit. 2001: Biographische Methoden in der Geragogik – qualitative und inhaltsanalytische Zugänge. KDA-Schriftenreihe „thema“, Bd. 167. Köln: Eigenverlag. 96 S., 9,00 EUR
  • Anne Meißner, u. a.: Biografiearbeit mit EDV-Unterstützung. Gelebtes Leben sichtbar machen. Pflegezeitschrift, 5/2008 261:264 (auch online verfügbar)
  • Trilling, Angelika; Bruce, Errollyn u.a. 2001: Erinnerungen pflegen. Unterstützung und.... Vincentz Verlag, Hannover, 2001. 274 Seiten. ISBN 978-3-87870-630-4. (Rezension von Almuth Künkel vom 30.06.2002. In: socialnet, Datum des Zugriffs 28.01.2008.)


  • Weiteres befindet sich nach Thembereichen sortiert in dem
zusätzlichen Artikel Biografie-Büchersammlung (hier klicken)


(Zur Erklärung dieses Satzes und des Links: die lange Literaturliste hier wurde gekürzt. Mit diesem Link wird auf weitere Bücher oder Zeitschriftenartikel verwiesen. Dort gerne auch weitere Titel eintragen oder zur Diskussion stellen!)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Angewandte Biographierarbeit auf anthroposophischer Grundlage [2]
  • Biographische Ansätze in der Arbeit mit demenzkranken Menschen [3]
  • DFG-Sonderforschungsbreich 186 (http://www.sfb186.uni-bremen.de/)
  • Sektion Biographieforschung der DGS (http://www.soziologie.de/sektionen/b02/index.htm)
  • BIOS - Zeitschrift für Biographieforschung (http://www.fernuni-hagen.de/INST_GESCHUBIOG/BIOS/bios.html)
  • Artikel über Aufbau und Bedeutung häufig gesehener Familienserien in der BRD/DDR zwischen 1950 und jetzt.
  • Im Unterschied zur Demoskopie-Artikel bei Wikipedia (de)
  • Im Alter wird die Kindheit wach- Die Lebensrückschau als wichtiger Baustein in der Arbeit mit älteren Menschen
    • Biographie als Themenschwerpunkt 8/2005 des Forum Seniorenarbeit: www.forum-seniorenarbeit.de
    • Theoret. und philosoph. Grundlagen, Hintergrund, Gender, Neue Medien, Vernetzung und Austausch / Veranstaltungen, Projekte und Praxisbeispiele, Linktipps, Materialien, Literatur, Adressen und Ansprechpersonen
  • generationenprojekt.de - ein Projekt zur Geschichtsschreibung von unten: Lebenserinnerungen, Tagebuchnotizen und literarische Texte
  • geo-wissen, Schwerpunktheft Nr. 43: Lebenslauf-Forschung - Wer bin ich?
  • Erinnerungen Raum geben - Making Memories Matter - eine Ausstellung mit "Guckkästen " auf Erinnerungsstücke. (agathof.de bzw. www.age-exchange.org.uk/mmm/). Diese ehemaligen Munitionskisten wanderten reihum durch Europa. Sie sind auch ein Gestaltungsbeispiel für Erlebtes, auch erlebte Geschichte in der individuellen Einmaligkeit.
  • katrin student´s.homepage mit Wissenswertem und Lit.hinweisen zum Thema Biographie bei Demenz
  • Strukturnetz Blog von Reinhard Völzke mit Beiträgen zum biografischen und narrativen Ansatz und zur biografisch-narrativen Gesprächsführung




Vorlage:Wikipedia



Ein Gedicht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das wahre Gesicht
Friedrich von Bodenstedt


In jedes Menschen Gesichte
Steht seine Geschichte,
Sein Hassen und Lieben
Deutlich geschrieben;


Sein innerstes Wesen,
Es tritt hier ans Licht...
Doch nicht jeder kann's lesen,
Verstehn jeder nicht.