AEDL-Anregungen zur Pflege von Menschen mit Demenz
Folgende Beispiele können im Sinne der Pflegemodelle von Juchli (ATL) und Krohwinkel (AEDL) Anregungen für die Pflege von Menschen mit Demenz geben.
Kommunizieren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Voraussetzung jedes Gespräches (nach Corry Bosch, einer niederländischen Pflegewissenschaftlerin) ist es, zu dem Menschen mit Demenz eine Vertrauensbasis zu schaffen. Bei jeder Kontaktaufnahme sollte der Diana-Effekt beachtet werden: Blickkontakt, wertschätzende Ansprache, vorsichtige Berührung. Eine deutliche Mimik und Gestik in Übereinstimmung mit dem gesprochenen Inhalt erhöht die Aufmerksamkeit des Angesprochenen. Während des Sprechens sollten schnelle Bewegungen vermieden werden und ein Abwenden unterbleiben.
Menschen mit Demenz reagieren positiv auf Redewendungen, Milieusprache und den Dialekt ihrer Herkunftsfamilie. Nach dem psychobiografischen Pflegemodell von Böhm gilt es, möglichst viele relevante biografische Informationen zu erfassen, um eine individuelle Ansprache zu finden. Kombiniert mit Wertschätzung und Empathie erleichtert dies den Zugang zum desorientierten Menschen. Nicole Richard hat mit ihrer Methode der Integrativen Validation eine Form der Kommunikation entwickelt, die den demenzkranken Menschen auf seiner Gefühlsebene erreicht, die von der Demenz nicht beeinträchtigt wird.
Menschen mit Demenz reagieren je nach Demenzstadium unterschiedlich auf unsere Anrede. Die jeweilige Form der Anrede richtet sich nach dem Wunsch des Menschen mit Demenz, nach seiner Prägung und seiner geistigen Erreichbarkeitsstufe. Die Reaktion der Menschen mit Demenz auf den Spitznamen, den Vornamen usw. wird im Team besprochen und dokumentiert. Gespräche über die Vergangenheit können eine Brücke zum Jetzt schlagen.
Von Monat zu Monat wird der Wortschatz immer geringer. Anfangs fällt das kaum auf. Und dann geht es rasend schnell. Noch 12 Wörter, noch 7, noch 4, noch 1. Wer sich häufig gebrauchte Wörter rechtzeitig notiert, hilft späteren Pflegenden einzuschätzen, womit man vielleicht von der erkrankten Person verstanden werden kann. Welche Bedeutung manche Ausdrücke haben, die scheinbar sinnlos oder zusammenhanglos auftauchen. Ist es der Klang, die emotionale Satzmelodie oder steckt doch eine Botschaft darin? Hinter dem Ruf nach der Mutter (die schon längst nicht mehr am Leben ist) kann der schlichte Wunsch nach Zuwendung stehen.
Einfach ein Vokabelheft als "Wörterbuch" des Betroffenen anlegen - oder eben nur noch ein Wörter-Blatt.
Auch wenn die Wortsprache nicht mehr funktioniert, bleibt das Zahlengedächtnis länger erhalten. Viele können den eigenen Namenszug, z.B. am Zimmer oder auf Schriftstücken, noch lange erkennen. Daten aus der Kindheit bleiben länger abrufbar (beispielsweise der Rufname, der von der Mutter benutzt wurde, wie "Rudi" statt "Rudolf").
In der Kommunikation mit demenzkranken Menschen sollten kurze, einfache Sätze formuliert werden, die jeweils nur eine einzelne Mitteilung enthalten. Dagegen werden "Warum"-Fragen vermieden. Ein Mensch mit einer Demenz müsste für eine Antwort darauf lange überlegen, aber genau das ist vom Gedächtnis her oftmals nicht mehr möglich, und auch dies bekommt der Betroffene mit. Dies erzeugt Situationen, in denen sich Menschen mit Demenz überfordert und unter Umständen eingeschüchtert fühlen. Am besten eignen sich Fragen, die mit einem Wie, Wo, Was, Wer etc. anfangen und von dem Betroffenen mit einem Ja oder aber einen Nein beantwortet werden können. Dasselbe gilt für "oder"-Fragen.
Sich bewegen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
"Unterstütze den Menschen in dem, was er kann, dann kann er sehr viel" – dieses Motto kann als Leitsatz angewandt werden. Menschen mit Demenz haben unterschiedliche Bewegungsmuster. Sie sitzen entweder häufig lange Zeit auf einem Platz oder sie sind umtriebig, wandern ruhe- und scheinbar ziellos umher. Tätigkeiten können zu einem Ausgleich der Bewegungslosigkeit oder des erhöhten Bewegungsdranges führen. Dies beginnt mit einfachen Dingen, wie z.B. selbst eine Flasche zu öffnen, sich ein Getränk einzugießen, Vorhänge auf- und zuzuziehen oder das Bett selbst zu machen.
Ideal ist ein abgeschlossener Außenbereich (Garten), die Wege sollten hindernisfrei und "lauffreundlich" gepflastert und eventuell mit einem Geländer auf einer Seite ausgestattet sein. Aber auch im Innenbereich kann eine bewegungsfördernde Atmossphäre durch helle Farben und eine angemessene Beleuchtung auf Fluren und Gängen geschaffen werden. An mehreren Stellen können Sitzgelegenheiten für kleine Pausen bereitstehen. Bodenbeläge sollten kein unruhiges Muster aufweisen.
Vitale Funktionen des Lebens aufrechterhalten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Aufrechterhaltung der Atmung, des Kreislaufs oder die Regulierung der Körpertemperatur werden durch ausreichende Bewegung an frischer Luft unterstützt.
Sich pflegen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Einige Menschen mit Demenz möchten sich nicht täglich waschen oder duschen. Manche haben davor regelrecht Angst, die Gründe dafür liegen manchmal weit in der Vergangenheit (beispielsweise sexueller Missbrauch in der Kindheit, Vergewaltigung im Krieg). Nach Möglichkeit sollen diese Menschen die Gelegenheit bekommen, sich selbst unbeobachtet waschen zu können. Ansonsten ist ein behutsames Vorgehen, respektvoller Umgang und weitgehende Wahrung der Intimsphäre notwendig, wenn die Körperpflege von einer Pflegeperson durchgeführt werden soll. Um zunächst Vertrauen aufzubauen, ist es möglicherweise notwendig, anfangs auf eine Ganzkörperpflege zu verzichten, wenn nicht eine offensichtliche Verschmutzung zu beseitigen ist. Bei den ersten Waschungen können eventuell die Bereiche ausgespart werden, deren Berührung Abwehrreaktionen hervorruft.
Viele der heute alten Menschen gehen mit Seifen oder Cremes sehr sparsam um. Sie waren früher teuer und galten als Luxusartikel, meist nur bei grober Verschmutzung wurde Kernseife verwendet. Wenn Körperpflegemittel angewendet werden sollen, dann nach Möglichkeit die gewohnten Marken und keine Babypflegeprodukte. Gutmeinende Angehörige bedürfen in dieser Hinsicht manchmal zusätzlicher Information und Beratung.
Essen und trinken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Siehe hierzu auch den Hauptartikel Ernährung bei Demenz.
Menschen mit Demenz sollen so lange wie möglich an gemeinsamen Mahlzeiten teilnehmen. Dabei müssen individuelle Essmanieren weitgehend toleriert werden; Vorwürfe bei eventuell störendem Verhalten haben meistens keinen Effekt und unterbleiben am besten ganz. Lätzchen sind Babys und Kleinkindern vorbehalten. Eine Alternative für ältere Frauen können (Kittel-)Schürzen sein. Ansonsten werden Papier- oder Stoffservietten vorgelegt oder an der Kleidung befestigt.
Eine aktivierende Tischkultur, die Erinnerungen weckt, beinhaltet beispielsweise Rituale der Sonn- und Feiertage, wie eine weiße Tischdecke, ein besonderes Geschirr oder besondere Speisen, oder durch einen in jahreszeitlicher Gestaltung gedeckten Tisch mit farbigen Kontrasten. Die Anregung aller Sinne wird gefördert durch Zubereitung von Speisen und Getränken direkt vor Ort (zum Beispiel Bratkartoffeln mit Speck, Kaffee).
Je nach Religion oder Kultur wird eventuell vor oder nach dem Essen ein Tischgebet gesprochen. Speisen werden in Schüsseln, auf Platten oder ähnlichem aufgetragen. Menschen mit Demenz bedienen sich selbst oder werden vom Tisch aus unterstützt. Auch das Ein- und Abdecken, das Abspülen und Abtrocknen können die Teilnehmer zum Teil selbst, beziehungsweise mit Anleitung, übernehmen. Schwächeren Menschen wird das Geschirr auf dem Tisch in Plastikschüsseln zum Abspülen und Abtrocknen hingestellt.
Menschen mit Demenz erfüllen nicht jeden Tag alle Alltagskompetenzen, haben vielleicht den Umgang mit dem Besteck vergessen, erkennen Speisen und Getränke nicht mehr als solche (Agnosie) oder wissen sie sich nicht mehr zum Mund zu führen (Apraxie). Je nach Tagesform sind einige am Morgen, andere dagegen erst in der zweiten Tageshälfte oder am Abend aktiv. Vor jeder Hilfestellung beim Essen ist die Analyse wichtig: Benötigt der Mensch mit Demenz tätige Hilfe oder nur Anleitung und Zeit? Ein Entscheidungstraining beginnt bereits damit, was jemand trinken möchte und wie er es trinken möchte. Tee oder Kaffee? Mit Milch oder Zucker? Vorgesüßte oder mit Milch versehene Getränke sollten tabu sein.
Nach Erfahrung von Entbehrungen und Hungersnot ist es für die heute alten Menschen eine Sünde, Essen zu verweigern oder wegzuwerfen. Trotzdem entwickeln sie Strategien, wie sie das Essen, das sie nicht kennen oder mögen, verschwinden lassen können. Gründe für das Ablehnen von Nahrung sind vielfältig, so dass in dieser Situation die möglichen Ursachen (zum Beispiel Schluckstörungen oder Angst vor vergiftetem Essen) zu ermitteln sind, statt Druck auszuüben.
Strenge Essenszeiten sind nicht sinnvoll. Für dementiell beeinträchtigte Menschen ist bereitgestelltes Fingerfood eine Möglichkeit, sich jederzeit zumindest mit kleinen Zwischenmahlzeiten und ohne Besteck versorgen zu können, vor allem wenn sie sich viel bewegen. Unruhe in den späten Abendstunden oder frühen Morgenstunden kann auch durch Hunger oder einen zu niedrigen Blutzuckerspiegel hervorgerufen werden. Eine Tasse heiße Milch oder ein Butterbrot schaffen Abhilfe.
Kann der an Demenz erkrankte Mensch nicht mehr alleine essen, wird ihm das Essen angereicht – aber nicht, wenn er müde, abgelenkt oder unruhig ist, weil er sich dann eher verschlucken könnte.
In der letzten Demenzphase zeigen Menschen oftmals primäre Saugreflexe. Dann kann flüssig-breiige Nahrung über eine Saugflasche angeboten werden. Hierbei werden bevorzugt gewohnte Lebensmittel mit "Erinnerungswert" verwendet (beispielsweise Apfelmus). Auf industriell produzierte Fertignahrung kann verzichtet werden, sie wird zwar wegen ihres hohen Kalorien- und Nährstoffgehaltes beworben, was aber in dieser Phase nicht mehr entscheidend ist.
Ausscheiden können[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Dem Pflegebedürftigen werden regelmäßig diskret Toilettengänge anbieten, auch um bei Bedarf das gegebenfalls verwendete Inkontinenzmaterial wechseln zu können. Anhand eines Miktionsprotokolls kann dabei eventuell eine zeitliche Regelmäßigkeit festgestellt werden, und die Toilettengänge können zukünftig zu den individuellen Zeiten erfolgen. Dazu wird der Pflegebedürftige eine Woche lang zu festgelegten Zeiten zur Toilette begleitet. Im Protokoll wird jeweils festgehalten, ob die Schutzhose oder -vorlage trocken oder eingenässt vorgefunden wurde und ob auf der Toilette eine Miktion und/oder Stuhlgang erfolgt ist.
Praktisch handhabbare Einlagen, die mit einer Netzhose getragen werden, oder sogenannte Pants, die wie eine Hose hoch- und hinuntergezogen werden können, lassen auch selbstständige Toilettengänge zu.
Sich kleiden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Kleiderschränke bleiben geöffnet, da dessen Inhalt für Menschen mit Demenz einen identitätsstiftenden Besitz darstellt, der ihnen immer zur Verfügung stehen soll.
Eigene Bekleidungswünsche werden berücksichtigt, im Idealfall wählen Menschen mit Demenz ihre Kleidung selbst aus. Eine dem Wetter entsprechende Vorauswahl ist sinnvoll, wenn der Pflegebedürftige selbst keine zusammenhänge mehr herstellen kann. Ist die Kleiderwahl ungewöhnlich, wird überprüft, ob die Wahl beabsichtigt und sich eine Handlungslogik dahinter verbirgt. Beispiele: Eine alte Dame zieht ihren Büstenhalter über das Unterhemd an, damit er nicht auf der Haut scheuert. Ein alter Herr zieht sein Unterhemd mit der Rückseite nach vorne an, damit der Brustausschnitt kleiner ist.
Hilfestellungen werden auf das Notwendigste beschränkt, beispielsweise wird die Kleidung in der richtigen Reihenfolge zurechtgelegt. Lockere Kleidungstücke und Schuhe zum Hineinschlüpfen ermöglichen vielen Betroffenen ein weitgehend selbstständiges An- und Auskleiden.
Ruhen, schlafen, entspannen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Wiederkehrende Rituale, die die Nacht deutlich einläuten, können beispielsweise in einem gemeinsamem Abendgebet, dem Vorlesen einer kurzen Geschichte oder einem Lied vor dem Schlafengehen bestehen. Als »Betthupferl« ist auch ein Bier, ein Glas Wein oder Ähnliches erlaubt. Mit solchen Zubettgeh-Ritualen wird Geborgenheit und Sicherheit vermittelt, sie beruhigen und fördern das Einschlafen. Manche Menschen mit Demenz haben sich an ein bestimmtes Kuscheltier oder eine Puppe gewöhnt. In einem solchen Fall wird der entsprechende Gegenstand in das Ritual miteinbezogen.
Inzwischen ermöglichen viele Alten- und Pflegeheime die Verwendung eigener Bettwäsche von zuhause. Schwieriger ist es in Gemeinschaftseinrichtungen, individuelle Schlafgewohnheiten, Schlafplätze und -zeiten zu ermöglichen. Bei der Wahl der Raumtemperatur, der Entscheidung, ob Fenster offen bleiben oder geschlossen werden und Ähnlichem müssen Kompromisse gefunden und vermittelt werden. Zur Nacht unruhige Menschen mit Demenz werden nach Möglichkeit in einem Gemeinschaftsraum (zum Beispiel im sogenannten Nachtcafé) beschäftigt, damit die Schlafenden nicht gestört werden. Wer sein Leben lang "mit den Hühnern" ins Bett gegangen ist, um dann früh wieder aufzustehen, wird kein Interesse an einem Nachtcafé-Besuch haben und wird auch nicht länger in den Tag schlafen, sondern zur gewohnten Zeit vom "inneren Wecker" aus dem Schlaf geholt werden.
Kalte Füße hindern häufig am Einschlafen. Dagegen hilft eine Fußeinreibung oder eine herkömmliche Wärmflasche, ein warmes Heusäckchen oder Körnerkissen.
Sich beschäftigen, lernen, sich entwickeln[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Siehe hierzu auch die Kategorie Freizeitangebote.
Auch Menschen mit Demenz wollen sich gebraucht und wichtig fühlen. Sie erhalten Sicherheit, indem sie täglich Aufgaben bewältigen.
Durch die Beschäftigung mit lebenspraktischen Tätigkeiten am Tage finden Menschen mit Demenz nicht nur Sinn. Sie strukturiert den Tageslauf und fördert durch Tagesaktivität die Nachtruhe.
Es werden ihnen Beschäftigungen angeboten, die ihnen sinnvoll erscheinen und sie wieder aufleben lassen. Für Frauen sind dies meist Tätigkeiten, die ihnen durch Haushaltsführung vertraut sind, beispielsweise Wäsche zusammenlegen, Staub wischen, Fenster putzen, Handarbeiten, Kochbücher durchblättern. Männer werden eher mit Holzarbeiten, Kehren, Tiere füttern, Gartenarbeit usw. beschäftigt. Wenn die berufliche Vergangenheit des dementiell Beeinträchtigten bekannt ist und sie für ihn noch eine Rolle spielt, kann gegebenenfalls darauf eingegangen werden, beispielsweise Anregung zur Büroarbeit (Papiere falten, lochen, abheften) oder das Zusammenschrauben von kleineren Werkstücken. Das Aus- und Einräumen von Schubladen oder das Bemalen von Tapetenresten sind weitere Möglichkeiten der Beschäftigung.
Sich als Mann oder Frau fühlen und verhalten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Zwar hat sich das Rollenverständnis in den letzten Jahrzehnten deutlich verändert, jedoch behalten die althergebrachten geschlechterspezifischen Rollen für Menschen mit Demenz ihre Gültigkeit.
Die heute alten Menschen sind geprägt, sich den früheren Vorstellungen von Weiblich- bzw. Männlichkeit gemäß zu verhalten. Die Frauen waren für den Haushalt und die Kindererziehung zuständig, Männer für die so genannte schwere, körperliche Arbeit und die finanzielle Versorgung der Familie. Die typische Rollenverteilung wird bei den verschiedenen Aktivitäten berücksichtigt. Menschen mit Demenz knüpfen Kontakte zum anderen Geschlecht und leben nach Möglichkeit ihre eigene Sexualität, wobei Übergriffe vermieden werden müssen.
Für eine sichere/fördernde Umgebung sorgen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Ein strukturierter Tagesablauf gibt Orientierung und Sicherheit. Ein gleichbleibender Tages- und Wochenablauf beruht auf festen Zeiten bei wiederkehrenden Verrichtungen.
Die Milieugestaltung knüpft an biografischen Details an. Alte Möbelstücke, abgewetzte Sessel oder andere lieb gewordene Dekorationen können Sicherheit und Orientierung geben sowie ein gewisses »Daheimgefühl« erhalten oder vermitteln. Werden Teppiche verwendet, müssen sie gut befestigt sein, um nicht zur Stolperfalle zu werden. Das eigene Zimmer und Gemeinschaftsräume werden mit aussagekräftigen Symbolen gekennzeichnet, farbige Kontraste an der Wand oder auf dem Boden können den Weg weisen. Unruhige Muster werden dagegen vermieden.
Ausreichende Lichtquellen lassen Situationen und Räume besser erkennen. Menschen mit Demenz benötigen helles Licht. Schattenbildungen werden nach Möglichkeit verhindert und Wege besser ausgeleuchtet. Dadurch können auch Stürze vermieden werden.
Auf Menschen mit Demenz abgestimmte Orientierungshilfen helfen diesen, sich in der Umgebung zurechtzufinden. Orientierungshilfen, wie zum Beispiel die Brille oder das Hörgerät, sollten immer getragen und nach ihrer Funktionstüchtigkeit überprüft werden. Es sollte aber der Wunsch der Person berücksichtigt und die Ablehnung der Hilfsmittel nach Möglichkeit akzeptiert werden, da bei zunehmender Demenz die Orientierungshilfen als Fremdkörper wahrgenommen werden. Die dadurch entstehenden Defizite sind nur für den Außenstehenden von Bedeutung, der zu Pflegende kommpensiert die fehlende Sinneswahrnehmung und reagiert immer stärker auf Stimmmungen und Gefühle.
Gefährliche Gegenstände oder Substanzen (Küchengeräte, Medikamente, Putzmittel) sollten für Menschen mit Demenz nicht erreichbar aufbewahrt werden. Die Verwendung von einigen elektrischen Geräten (wie zum Beispiel Heizkissen oder -decken) ist nur bedingt (das heißt: unter Aufsicht) geeignet, da sich ein Mensch mit Demenz im Falle eines Defektes nicht mehr selbst helfen kann und eventuell zu Schaden kommt. Eine Rauchentwicklung und ein Brand machen sich nicht über ein Babyphon oder einen Bewegungsmelder bemerkbar.
Der Sicherheitsaspekt steht aber nicht an erster Stelle; die eventuelle Einschränkung der Freiheit eines Menschen mit Demenz sollte gut überlegt sein. Wie im ganzen Leben sonst auch gibt es keine Freiheit ohne Risiko.
Soziale Bereiche/Beziehungen sichern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Besitz als soziale Absicherung verliert auch für Menschen mit Demenz nicht an Bedeutung. In Form von Geld oder Gütern wird Eigentum sichtbar und zeichnet den Besitzer als solchen aus. Schon allein der Besitz einer Geldbörse, eines Schlüssels oder einer Handtasche kann die »Ich-Identität« erhöhen und fördern.
Fotos demonstrieren Beziehungen zu Angehörigen oder Freunden. Die Erinnerung an frühere, »andere« Zeiten (die »gute« alte Zeit), wird darüber hinaus durch Urkunden, Pokale, Medaillen oder durch andere für den alten Menschen besondere Gegenstände erhalten.
Mit anderen Menschen zusammen sein gibt ein Gefühl der Zugehörigkeit. Gemeinsam am Tisch sitzen und singen oder spielen, die Kirche besuchen oder selbst Besuch empfangen und bewirten können erhalten soziale Beziehungen zu anderen.
Existentielle Erfahrungen des täglichen Lebens[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Menschen mit Demenz können sich von ihren Familienangehörigen verlassen fühlen, wenn sie sie nicht mehr erkennen. Sie haben zum Beispiel vergessen, dass sie selbst Kinder haben und suchen stattdessen nach ihren Eltern, auch wenn diese längst verstorben sind. Oft äußern sie, endlich nach Hause gehen zu können, und meinen damit das Zuhause ihrer Kindheit, das nicht mehr existiert. Pflegende und Angehörige sollten überlegen, wie sie dem Wunsch nach Geborgenheit nachkommen können, der hinter diesen Äußerungen steckt. Existenzbedrohende Situationen, wie z.B. nicht mehr zu wissen, wer man ist, woher man kommt oder wo man sich befindet, können durch Orientierungshilfen, persönliche Papiere oder Ausweise abgeschwächt werden.
Menschen, die sich in ihrer Existenz bedroht fühlen, zeigen dies oftmals durch auffälliges Verhalten. Ausflüge an Orte, die Emotionen wecken, schaffen möglicherweise Abhilfe. Dies kann ein Ort sein, der positive Emotionen weckt, wie zum Beispiel ein Friseurbesuch, ein Besuch auf dem Friedhof, einer Gaststätte, einem Kaffeehaus oder auch im benachbarten Heimatort.
Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bücher:
- Corry Bosch (1996): "Vertrautheit - Studie zur Lebenswelt dementierender alter Menschen", Ullstein Medical, ISBN 3-86126-646-6
Zeitschriften:
- Ihssen, Wolf (2005): "Kaffeepott und Butterdose", in: Altenpflege (Zeitschrift) 12-2005, S.38-40
- Schofield, Joanne (2005): "Den Alltag beobachten", in: Altenpflege (Zeitschrift) 11-2005, S.42-44
- Urselmann, Hans-Werner (2005): "Den Zusammenhang herstellen", in: Altenpflege (Zeitschrift) 11-2005, S.46-49
- Schulz-Hausgenoss, Adelheid (2005): "Den Durchblick behalten", in: Altenpflege (Zeitschrift) 11-2005, S.50-52
- Altenpflege (Zeitschrift) 09-2004: Schwerpunkt dieses Heftes: Pflege von Menschen mit einer Demenz
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