Extraurethrale Inkontinenz
Mit der extraurethralen Inkontinenz liegt eine organische Fehlbildung der unteren Harnleiter vor, bei der eine Harnableitung neben dem eigentlichem Schließapparat stattfindet. Diese Form der Harninkontinenz ist relativ selten anzutreffen.
Definition[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bei einer extraurethralen Inkontinenz erfolgt der Harnabgang aus Öffnungen, die den normalen Wege des Harntraktes umgehen. Mögliche Ursachen sind ein ektop mündender Harnleiter beim Mädchen meist in Kombination mit einer Doppelnierenanlage. Ist die ektop mündende Nieren-Harnleiter-Einheit mit einer dysplastischen, schlecht funktionierenden Nierenanlage kombiniert, kann die Diagnostik infolge irreführender Symptomatik (z.B. intermittierender Fluor vaginalis, Trockenphasen beim Dursten oder an heißen Tagen) langwierig und schwierig sein. Andererseits kann es sich um Fehlbildungen des Sinus urogenitalis mit Sphinkterbeteiligung bzw. um einen Epispadie-/Exstrophie-Komplex handeln.
Eine extraurethrale Inkontinenz kann sich bei Erwachsenen durch die Bildung von Urinfisteln entwickeln. Sehr häufig sind Frauen betroffen, bei denen sich eine Fistel bildet zwischen den ableitenden Harnwegen und den Geschlechtsorganen. Ursache für die Fistelbildung sind Operationen, Geburten, Bestrahlungen, Verletzungen oder primäre Blasenerkrankungen. Da der Schließmuskel bei der extraurethralen Inkontinenz umgangen wird, geht bei dieser Form der Inkontinenz ständig und gleichbleibend stark Urin über die Fistel ab.
Diagnostik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Für die Diagnostik einer extraurethralen Inkontinenz empfiehlt sich je nach Ursache folgende Vorgehensweise um aussagefähige Ergebnisse zu bekommen:
- Unbedingt notwendige Untersuchungen:
- Anamnese (permanenter Urinabgang)
- körperliche Untersuchung, besonders der Genital- und Analregion,
- Miktionsprotokoll über mindestens 2 Tage
- Urinsediment / Urinkultur
- Sonografie des oberen und unteren Harntrakts
- Windeltests
- Ausscheidungsurografie
- Urethrozystoskopie
- Nützliche Untersuchungen bei Verdacht auf ektop mündendem Harnleiter:
- Vaginoskopie
- Miktionszystourethrografie
- retrograde Pyelografie
- Computertomographie mit Kontrastmittelgabe
- MRT Urografie / MRT Angiografie
- Nützliche Untersuchungen bei kombinierten Fehlbildungen des Harn- und Darmtraktes:
- Vaginoskopie (Sinusskopie)
- Rektoskopie
- Computertomographie mit Kontrastmittelgabe
- Colon-Kontrasteinlauf
- Laparoskopie
Behandlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Therapie richtet sich nach der zu Grunde liegenden Ursache. In den meisten Fällen kann ein chirurgischer Eingriff diese Fehlbildung schon frühzeitig beheben wenn ein funktionstüchtiger Schließmuskel vorhanden ist. Andernfalls muss dieser zusätzlich nachgebildet oder durch ein Implantat ergänzt werden, wobei eine Entleerung damit nur manuell ermöglicht wird. In einigen Fällen kann die Anlage eines Stomas sinnvoll sein, um einer lebenslangen Harninkontinenz vorzubeugen.