Puls

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Datei:Pulsuhr.jpg
Pulsuhr

lat. pulsus = Stoß.

Durch das Schlagvolumen des Herzens (70-100 ml Blut pro Systole) wird eine bestimmte Blutmenge in das arterielle System gepumpt. Die Aortenwände erweitern sich infolge des Druckanstiegs und kehren durch ihre Elastizität wieder in die Ausgangsstellung zurück. Es entsteht eine wellenförmige Bewegung, die Pulswelle oder einfach Puls genannt wird. Die Anzahl der Herzkontraktionen entspricht der Anzahl des an der Peripherie fühl- und/oder sichtbaren Pulses.

Das Fühlen und Messen des Puls ist bei professionellen Pflegenden Teil der Krankenbeobachtung und im Rahmen der Ersten Hilfe bei allen ErsthelferInnen.

Der Anstoß der Blutwelle an die Arterienwand, bedingt durch die Kontraktion des Herzmuskels.

  • Puls fühlen: Ertasten der pulsierenden Arterien
    • Geeignete Stellen für die Pulsmessung sind überall da, wo Arterien oberflächlich verlaufen und gegen eine harte Unterlage wie Knochen oder Muskel gedrückt werden können
      (temporalis, carotis, radialis, femoralis, poplitea, tibialis posterior, dorsalis pedis)
Datei:A-radialis.JPG
Lage der arteria radialis beim Menschen

Technik

  • Patienten informieren
  • Es werden 3 Finger auf das volare (Hohlhandseite) Ende des Radius (Speiche) gelegt, der Daumen übt auf der Gegenseite (dorsal) einen Gegendruck aus.
  • Der Patient hält sein Handgelenk entspannt oder legt es auf die Bettdecke.
  • Üblicherweise zählt man mit einer Uhr, Stopp- oder Sanduhr die Pulsschläge während einer Viertelminute (mit 0 beginnen) und multipliziert das Ergebnis mit vier. Ist der Puls pathologisch verändert, sollte durchgehend eine Minute gezählt werden.

Pulsmessstellen des Zentralen Pulses:

  • Arteria carotis (Halsschlagader)
  • Arteria femoralis (Leistenarterie)

Pulsmessstellen des peripheren Pulses:

  • A. radialis (Speichenarterie)
  • A. poplitea (Kniekehlenarterie)
  • A. dorsalis pedis (Fußrückenarterie)
  • A. tibialis posterior (hintere Schienbeinarterie)
  • A. brachialis (Armarterie)

Normwerte: Schläge/Minute[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Embryos.................................: 110-160
  • Neugeborene...(1.-28. Tag).........: 140
  • Säuglinge.....(2.-12.Monat)..........: 120
  • Kleinstkinder.(1.-2. Lebensjahr)....: 100-120
  • Kleinkinder...(2.-5. Lebensjahr)....: 100-120
  • Schulkinder...(6.-14. Lebensjahr)..: 80-100
  • Jugendliche...(15.-17.Lebensjahr)..: 80
  • Erwachsene....(ab 18. Lebensjahr)..: 60-80

Beobachtungskriterien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Frequenz - Häufigkeit der Schlagfolge
  • Rhythmus - regelmäßig oder unregelmäßig
  • Spannung/Härte - abhängig vom Zustand der Gefäße
  • Füllung/Größe - abhängig vom Blutvolumen
    • kleiner Puls bei Tachykardie
    • großer Puls bei Erhöhung des Schädelinnendrucks oder Aorteninsuffizienz
  • Schockpuls: klein, weich, fadenförmig, tachykard, kaum zu tasten
  • Druckpuls - ist ein großer, bradykarder, harter Puls - bei Hirndrucksteigerung

Abweichende Frequenzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Tachykardie: Pulserhöhung auf mehr als 100 Schläge/min.
    • Physiologisch: Aufregung, Angst, körperl. Anstrengung, Koffein, Nikotin, Anpassung auf Berghöhe
    • Pathologisch: Atemnot, Fieber, Anämie, Hyperthyreose, Herzinsuffizienz, Schock
      • paroxysmale Tachykardie: anfallsweises Herzrasen mit mehr als 160 Schl/min Symptome sind Unruhe, Angst, Patient erschrickt
      • Vagusreiz auslösen, beruhigen, Beobachtungen weiterleiten
  • Bradykardie: Pulsverlangsamung auf weniger als 60 Schl/min.
    • Physiologisch: in Ruhe u Schlaf, bei trainierten Sportlern, bei Anpassung auf Meereshöhe
    • Pathologisch: Reizleitungsstörungen des Herzens, Ikterus, Schädelverletzungen, Hypothyreose u. bei Einnahme von Beruhigungsmitteln
      • relative Bradykardie: Puls ist im Verhältnis zum Fieber zu niedrig ( normalerweise Temp

+ 1 C° = + 8-12Schl/min ) bei Typhus abdominalis u. galliger Peritonitis

  • Druckpuls: auch Vaguspuls. Ursachen sind z.B. Schädelverletzungen oder Schlaganfälle; das Gehirn schwillt an, kein Platz zum ausweichen u. löst Druck auf den Vagusnerv aus
  • Pulsdefizit: die Herzfrequenz ist höher als die periphere Pulsfrequenz . Gemessen werden gleichzeitig der Herzspitzenstoß u. der periphere Puls. Durch eine ungenügend starke Kontraktion des Herzmuskels kann eine Pulsverlangsamung vorgetäuscht werden. Die Pulswelle ist an der peripheren Arterie nicht immer fühlbar. Es muß deshalb durch den Arzt mit Hilfe des Stethoskops die Zahl der Herzkontraktionen gemessen werden, in der gleichen Zeitspanne misst die Pflegeperson den peripheren Puls. Sind die Zahl der gemessenen Pulsschläge und Herztöne unterschiedlich liegt ein Pulsdefizit vor.
  • [Asystolie]:Pulslosigkeit

Rhythmusveränderungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Normalerweise folgen die Pulsschläge in gleichen Zeitabständen und gleicher Stärke aufeinander. Eine unregelmäßige Schlagfolge bezeichnet man als Arrhythmie. Die Pulsrhythmusstörungen können verschiedene Ursachen haben:

  • physiologisch: die respiratorische Arrhythmie
  • Extrasystolische Arrhythmie z.B.
    • bei Digitalisüberdosierung
    • bei Kindern und Jugendlichen
    • bei Nervosität
    • bei starken Rauchern
  • pathologisch:
  • absolute Arrhythmie als Ausdruck einer Herzmuskelerkrankung.
  • Extrasystolen: außerhalb des regulären Grundrythmusses auftretende Herzschläge
  • interpolierte Extrasystole: tritt zwischen den normalen Pulsabständen auf und kommt bei jungen Menschen, Rauchern und Nervösen vor
  • intermittierte Extrasystole: kann den normalen Herzschlag aussetzen lassen
  • Bigeminus: Zwillingpuls, auf jeden norm. Herzschlag folgt eine Extrasystole. Bei Digitalisüberdosierung. Weitere Symptome sind Farbensehen, u Bradykardie. Arzt!!!!
  • Respiratorische Arrhythmie: Puls ist bei der Einatmung schneller, beim Ausatmen langsamer. Häufig bei Jugendlichen
  • Absolute Arrhythmie: Der Puls ist tastbar, aber völlig arrhythmisch.

Pulsus paradoxus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als paradoxen Puls oder Pulsus paradoxus bezeichnet man den nicht normalen Abfall der Blutdruckamplitude um mehr als 10 mmHg bei der Einatmung. Er tritt u. a. bei größeren Pericardergüssen auf und gilt als Zeichen einer drohenden Pericardtamponade. Weiterhin findet sich ein Pulsus paradoxus bei einem Panzerherz, Spannungspneumothorax und bei schweren Asthmaanfällen.

Pulsqualität[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch Tasten, also durch einen leichten Widerstand, wird die Pulswelle, die vom Herzen ausgeht, ermittelt. Ihre Qualität wird durch Füllungszustand und Spannung der Arterien bestimmt. Die Beurteilung der Pulsqualität erfordert berufliche Erfahrung. Beim Gesunden ist der Puls weich und gut gefüllt. Einen harten Puls findet man z.B. bei hohem Blutdruck.

Ist das Herzschlagvolumen kleiner, weil entweder zu wenig Blut vorhanden ist (große Blutung, Schock) oder der Herzmuskel immer schwächer wird (Herzmuskelerkrankungen), fühlt sich das pulsierende Gefäß schwach an. Dann spricht man von einem weichen oder auch fadenförmigen Puls. Beachte:

  • angeordnete Pulskontrollen genau einhalten!
  • jede pathologische Veränderung muß sofort dem Arzt gemeldet werden!
  • den Puls nicht nach körperlicher Anstrengungen messen
  • eventuell beruhigend auf den Patienten einwirken
  • Pulswerte mit roten Stift in der Kurve eintragen.

EKG[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

EKG-Bilder einiger unregelmäßiger Pulsschlagfolgen (Arrhythmie, verkürzt wird auch von unregelmäßigen Pulsen gesprochen):