Schlafen
Der Schlaf ist ein erholsamer Ruhezustand, der durch eingeschränktes oder fehlendes Bewusstsein gekennzeichnet ist.
Atemfrequenz und Vitalzeichen sind niedriger als im Wachzustand, die Körperaktivität ist stark gemindert, die Hirnaktivität verändert. Die veränderte Hirnaktivität und die Schlafphasen können mit Hilfe des EEG untersucht werden.
Der biologische Wach-Schlaf-Rhythmus wird von der Formatio reticularis (Zellanhäufungen, die den Hirnstamm durchziehen) gesteuert. Sie reguliert Müdigkeit und Wachheit, aber auch die von der Tageszeit abhängige Ausschüttung bestimmter Hormone. Der Wach-Schlaf-Rhythmus eines Tages heißt zirkadianer Rhythmus (von den lateinischen Wörtern zirka = ringsherum, dies = Tag). Es gibt darüberhinaus noch rhythmische Schwankungen im Laufe des Monats und des Jahres.
Um die innere Uhr auf den ungefähren 24-Stunden-Rhythmus einzustellen, paßt sich der Organismus an den periodischen Wechsel von Hell und Dunkel an, stellt also die innere Uhr immer wieder neu. Die Notwendigkeit solcher äußeren Taktgeber hat auch für die Pflege Bedeutung (also auch die Verwendung von Uhren, Weckern).
Definition des Schlaf-Zustandes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Regelmäßig wiederkehrender, physiologischer Erholungszustand des Körpers mit Veränderung der Bewusstseinslage. Er ist als Aufbau- und Erholungsphase lebensnotwendig.
Schlafmangel führt zu[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Konzentrationsstörung
- Gereiztheit/Agressivität
- Müdigkeit
- im Extremfall zu Halluzinationen
- Erschöpfung
- Organische Erkrankungen
- Unruhe
- Leistungsabfall
- Augenbrennen
- erhöhter Kortisolspiegel im Blut
- erhöhter Blutzuckerspiegel
- veränderte Schilddrüsenwerte
- verminderte Infektionsabwehr
- Erhöhung von Puls, Blutdruck, Atemfrequenz
- Desorientierung und Verwirrtheit
Schlafphasen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Phase 1 — Einschlafphase[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Dämmerzustand zwischen Wach- und Schlafzustand
- langsam rollende Augenbewegungen
- Muskelspannung reduziert
- durch geringe Reize weckbar
Phase 2 — leichter Schlaf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Bewußtsein ist ausgeschaltet
- Augen ohne Bewegung
- Muskeltonus ist herabgesetzt
Phase 3 — Beginnender Tiefschlaf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- nach 30min
- EEG ( Elektroenzephalografie) zeigt flache Wellen der Hirnaktivität
- Augen ohne Bewegung
Phase 4 — Tiefschlaf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- tiefste Schlafphase
- "schläft wie ein Stein"
- EEG ( Elektroenzephalografie) zeigt niedrigste (langsame) Hirnaktivität
Phase 5 REM-Phase[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
(REM="Rapid Eye Movements"="Schnelle Bewegung der Augäpfel")
- Traumphase
- REM-Phase
- schnelle Augenbewegungen, hohe vegetative Aktivität
- schwer weckbar
- REM-Phase
- Non-REM-Phase
- langsame/keine Augenbewegungen, niedrige vegetative Aktivität
- Non-REM-Phase
Der REM-Schlaf gilt auch als verantwortlich für die Erektion des männlichen Glieds in der zweiten Schlafhälfte, die oft noch beim Erwachen besteht.
Schlafzyklus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Ablauf in den Phasen: 1-2-3-4-3-2-5
Der Schlafzyklus wiederholt sich in einer Nacht 4- bis 5mal
Beobachtungskriterien des Schlafes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Lage
- Bewegung
- Wachphase (wie oft?/wann?)
- Art (ruhig/tief etc.)
- Atmung
- Begleitgeräusch (Schnarchen, Zähneknirschen)
- Pathologische Begleitsymptome (Schlafwandeln, Bettnässen)
- Befinden nach dem Aufwachen: erholt
- Reaktion auf Schlafmittel
- Gesamtschlafzeit
Faktoren die den Schlaf beeinflussen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Seelisch-geistige Aspekte
- Sinnlosigkeit und Leere
- Ungeborgenheit und Langeweile
- Soziokulturelle Faktoren
- Arbeitsplatzprobleme
- zwischenmenschliche Kontakte
- mangelnde Sozialisation
- Umgebungsfaktoren
- Wohnverhältnisse
- Lärmbeeinflussung
- Licht
- Biologische Anlagen
- Alter
- Essen/Trinken
- Bewegung/Aktivität
- Rhythmusstörung
- Psychische Faktoren
- Stimmung
- Ängste
- Sorgen
- Gedanken
Schlafbedürfnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Schlafbedürfnis ist individuell im Bereich von mehreren Stunden verschieden, als Richtwerte gelten:
"normal " Die übliche Schlafdauer, wenn nicht ein Wecker oder die Erfordernisse der Arbeitswelt uns stören (z.B. nächtliche Bereitschaftsdienste o.ä.), liegt zwischen 6 und 9 1/2 Stunden oder nach einigen Angaben enger zwischen 7-9 Stdn.
Das individuelle Schlafbedürfnis wird wahrscheinlich durch Erbfaktoren beeinflusst. Es wird von einer Variationsbreite von 4/5 bis 10/12 Stdn. berichtet, ohne dass es zu Schlafstörungen gekommen wäre.
- Säugling: 16-20 Std.
- Kleinkind: 12-14 Std.
- Schulkind: 10-12 Std.
- Jugendliche: 8-9 Std.
- Erwachsener: 6-8 Stunden
- betagter Mensch: ... etwas geringeres Schlafbedürfnis, häufigere kleine "Nickerchen", die allerdings den Nachtschlaf "verschlechtern".
Körperlich/Geistige Funktionen über 24h[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 0.00-6.00 Uhr
- Der Blutdruck fällt ab.
- Konzentration und Leistungsvermögen lassen nach.
- 6.00-12.00 Uhr
- Das Herzinfarktrisiko ist nach dem Aufstehen erhöht.
- Kurzzeitgedächtnis ist besonders leistungsfähig.
- 12.00-18.00 Uhr
- Das intellektuelle Leistungsvermögen ist besonders groß.
- Der Geruchssinn ist empfindlicher als vormittags.
- 18.00-0.00 Uhr
- Asthma-Anfälle treten gehäuft auf.
- Geschwüre des Magen-Darm-Trakts können schmerzen (Magensäure erreicht ihren Höhepunkt).
Schlafstörungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Internationale Klassifikation von Schlafstörungen (American Sleep Disorders Association 1990) unterteilt in
Akute Schlafstörungen:
- dauern bis zu 3 Wochen, haben eine erkennbare Ursachen (Ängste, Schmerzen, Jetlag)
Chronische Schlafstörungen
- dauern länger als 3 Wochen, Ursache ist nicht offentsichtlich
- Dyssomnien
- Schlafstörungen von innen
- Schlafstörungen von außen
- Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus
- Parasomnien
- Aufwachstörungen
- Störungen am Übergang vom Wachen zum Schlafen
- Parasomnien, die im REM-Schlaf auftreten
- andere Parasomnien
- Schlafstörungen, die mit medizinischen oder psychischen Erkrankungen einhergehen
- mit psychiatrischen Erkrankungen
- mit neurologischen Erkrankungen
- mit anderen medizinischen Erkrankungen
Daneben gibt es wissenschaftlich noch nicht genügend erfasste Schlafstörungen
Funktionelle Schlafstörungen:
- Konflikte, Schichtarbeit
Organisch bedingte Schlafstörungen:
- Herzerkrankungen
- Fieber
- Blutdruckschwankungen
- Schmerzen
- Cerebralsklerose
Endogen-psychotische Schlafstörungen:
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- M Berger (Hrsg. 1992) : Handbuch des normalen und gestörten Schlafes. Springer, Berlin Heidelberg New York.
- Thomas Penzel (Hrsg.): Schlaf – Ein Phänomen und seine Störungen. Spektrum der Wissenschaft-Spezial 3/09, Heidelberg 2009. ISBN 978-3-941205-25-3
- Stephan Volk (1995): Schlafstörungen. Sachbuchreihe Springer V., Berlin u. a. O.
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Alexander Borbély: Das Geheimnis des Schlafs, Neue Wege und Erkenntnisse der Forschung, Internet-Ausgabe 1988 (bei unizh.ch); auch als Druckausgabe
- Schlafmedizinisches Zentrum München
- Schlaf — Inhaltsverzeichnis der Ausgabe 4/2009 von Spiegel Wissen, Thema: Schlaf
Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ATL Wach sein und schlafen
- Autogenes Training (ein entspannter Wachzustand)
- Abendtoilette
- Narkose
- Schlaflabor
- Schlafstörungen
- Standardpflegeplan Schlafstörungen
- Traum