Bewegungsmangel
Mobilität (lateinisch mobilitas = Beweglichkeit) bedeutet in pflegerischen und medizinischen Zusammenhängen die Fähigkeit, sich fortzubewegen, einen Ortswechsel oder (im weiteren Sinn) eine Lageveränderung durchzuführen.
Bedeutung von Bewegung für die Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Im Kindesalter dient die Bewegung neben der körperlichen auch der geistigen Entwicklung. Das Kind erhält unter anderem durch (Fort-) Bewegung Sinneseindrücke, es sieht und fühlt beispielsweise neue Gegenstände, andere Bodenbeläge, kann sich einer Geräuschquelle zuwenden und diese erkennen. Bei pädiatrischen Vorsorgeuntersuchungen können eventuelle Bewegungseinschränkungen schon bei Säuglingen festgestellt werden, die daraufhin spezielle Fördermaßnahmen erhalten, um Entwicklungsdefiziten vorzubeugen.
Eigenbewegung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Gehen (auch Krabbeln, Rutschen, Kriechen)
- Positionsveränderungen im Liegen und Sitzen aus eigener Kraft (Drehen, Aufrichten, Strecken etc.)
- mit Hilfsmitteln (Fahren im Rollstuhl, Gehen mit Unterarmstütze, Rollator etc.)
Die Bewegung wird über das ZNS, bei Reflexen auch rein über das PNS gesteuert. Motorische Nerven veranlassen die Muskulatur zur An- (Kontraktion) bzw. Entspannung; Skelett und Bänder stützen und führen diese. Gezielte komplexe Bewegungsabläufe sind ein fein abgestimmtes Zusammenspiel von Wahrnehmung (des eigenen Körpers und von äußerlichen Reizen) und Eigenbewegung (s. a. Koordination), was sich jeder mit dem Versuch verdeutlichen kann, z.B. beim Gehen oder Sprechen alle Bewegungen willkürlich (bewusst) auszuführen.
Beweglichkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Gesamtbeweglichkeit und damit die Fähigkeit zum Ortswechsel ist von verschiedenen Faktoren abhängig:
- Beweglichkeit von Gelenken (Streck- und Beugbarkeit, z.B. hypermobile Lendenwirbelsäule bei Trisomie 21)
- Verschiebbarkeit von Organen, Tumoren, Implantaten u. ä. im umgebende Gewebe.
- Kognitive Fähigkeiten, Wahrnehmung
- Umgebung
Kriterien des MDK[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nach den Richtlinien des GKV-Spitzenverbandes zur Begutachtung von Pflegebedürftigkeit werden die Mobilitätsfähigkeiten unter folgenden Aspekten eingeschätzt:
- Selbständiges Aufstehen und Zubettgehen
- An- und Auskleiden
- Gehen
- Stehen (Transfer)
- Treppensteigen
- Verlassen und Wiederaufsuchen der Wohnung
Einschränkungen und Beeinträchtigung der Mobilität[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Eine beeinträchtigte Mobilität geht in der Regel mit eingeschränkter Unabhängigkeit einher. Je nach Grad der Immobilität wird Unterstützung oder Kompensation bestimmter Tätigkeiten benötigt. Dabei macht es für den Betroffenen meist einen Unterschied, ob der Mobilitätsverlust plötzlich eintritt (Beispiel: Querschnittslähmung nach Unfall) oder sich langsam entwickelt (Beispiel: zunehmende Unbeweglichkeit im hohen Alter).
Mobilisierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Mobilisierung oder Mobilisation ist die von Pflegenden und Physiotherapeuten Anregung oder Hilfestellung zur Bewegung (Aktivierung, aktivierende Pflege). Dazu gehören unter anderem Lageveränderungen (Lagerung), Transfer und Bewegungsübungen, zum Teil auch mit Hilfsmitteln wie ein Rollator oder Lifter. In der Pflege wird auch von "planmäßiger Mobilisierung" gesprochen, wenn über mehrere Tage zunehmend anstrengendere Bewegungsübungen nach einem Schema auf einander folgen, um die Eigenbeweglichkeit, z. B. nach einer OP, wieder zu erreichen.
Mittlerweile haben viele Pflegeheime ganze Bewegungsförderungsprogramme in ihre Versorgungskonzepte aufgenommen.
Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Barrierefreiheit
- Sich bewegen, Bettlägerigkeit
- Bobath-Konzept, Physiotherapie, Kinästhetik, Krankengymnastik
- Gelenk, Muskel, Skelett, Sehne