ADL

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Die Aktivitäten des täglichen Lebens (ATL) nach Liliane Juchli stellen ein konzeptionelles Modell der Pflege dar.


Das Konzept[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die 12 ATL nach Juchli lauten:

  1. wach sein und schlafen
  2. sich bewegen
  3. sich waschen und kleiden
  4. Essen und Trinken
  5. Ausscheiden
  6. Körpertemperatur regulieren
  7. atmen
  8. für Sicherheit sorgen
  9. Raum und Zeit gestalten, arbeiten und spielen (auch: sich beschäftigen)
  10. kommunizieren
  11. Sinn finden im Werden, Sein, Vergehen (auch: Lebenssinn, Sinnkrise, sterben)
  12. Kind, Frau, Mann sein

Vorläufer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Juchli bezog sich dabei auf zwei Ansätze: nämlich den der Amerikanerin Virginia Henderson von 1966 und auf Nancy Roper (s. u.).

  • Die „14 Grundbedürfnisse des Menschen“ nach Henderson (die sich dabei auf Maslow bezog) lauten:
    • 1) normal atmen
    • 2) ausreichend essen
    • 3) Abfallprodukte des Körpers ausscheiden
    • 4) sich bewegen oder eine gewünschte Stellung beibehaltend
    • 5) schlafen bzw. ruhen
    • 6) die passende Kleidung auswählen, sich an- und ausziehen
    • 7) die Körpertemperatur in einem normalen Bereich halten
    • 8) den Körper gepflegt halten und die Haut schützen
    • 9) Gefahren in der Umwelt vermeiden bzw. zu verhindern, dass andere Personen verletzt werden
    • 10) mit anderen kommunizieren
    • 11) seinen Glauben ausüben
    • 12) so arbeiten, dass man ein Gefühl der Erfüllung hat, bzw.
    • 13) spielen oder an verschiedenen Formen der Erholung teilnehmen
    • 14) lernen, entdecken und die Neugierde befriedigen (dabei auch: die verfügbaren Gesundheitseinrichtungen nutzen)

Die „12 Lebensaktivitäten“ (LA) der englischen Lehrerin Nancy Roper (1976) waren bereits nach sieben biologischen Notwendigkeiten und fünf komplexen Aktivitäten, die kulturellen und sozialen Einflüssen unterliegen, getrennt:

    • atmen
    • essen und trinken
    • ausscheiden
    • die eigene Körpertemperatur regeln
    • schlafen
    • sich bewegen
    • sterben (in dem Sinn, dass der Tod oder/und das Sterben als Teil des Leben gesehen wird)

und

    • für eine eigene sichere Umgebung sorgen
    • kommunizieren
    • sich sauber halten und kleiden
    • arbeiten und spielen
    • sich als Mann bzw. als Frau fühlen

Bedeutung für die deutschsprachige Krankenpflege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Datei:LilianeJuchli 01.jpg
Schwester Liliane Juchli

Liliane Juchli begründete das heutige Standardwerk "Thiemes Pflege", welches jahrelang nur als „die Juchli“ bekannt war und unzählige KrankenpflegeschülerInnen während der Ausbildung und im Beruf in den D-A-CH-Ländern begleitete. Juchli strukturierte ihr Werk nach den Aktivitäten des täglichen Lebens (ATL), und folgte somit Hendersons Konzept der "Activities of daily living". Das „revolutionäre“ daran war, dass sie Sterben als sinnstiftend im Alltag verstanden wissen wollte.

Das relativ moderne Konzept der Lernfelder, die den Wissenstoff verschiedener Disziplinen in der Pflegeausbildung verknüpfen, war für sie übrigens bereits eine Selbstverständlichkeit. Im didaktischen Konzept ihres Lehrbuchs war es als eine Art Mindmap vor jedem Kapitel zu finden.

Auswirkung der Konzepte im Pflegealltag[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ATL stellen Oberbegriffe für viele Aktivitäten dar, die wir (fast) alle tun oder erleben, um den Alltag selbständig zu bewältigen.

Mit Hilfe der ATLs kann man überprüfen, in welchen Bereichen individueller Pflegebedarf eines Patienten besteht. Die ATLs erleichtern die Systematisierung und Ganzheitlichkeit beim Erstellen der Pflegeplanung - der Informationssammlung.

Die ATLs sollen in Form von Fähigkeiten, Ressourcen und Defiziten beim jeweiligen Bewohner ausformuliert werden. Der Grenzbereich sollte möglichst eng sein, weil damit unnötige Übernahme von vorhandenen Fähigkeiten vermieden wird.


Pflegeplanung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Erstellung von Pflegeplanungen gehen die Pflegenden entsprechend der von ihnen bevorzugten bzw. ihrer Einrichtung festgelegten Pflegetheorie aus. Danach richtet sich ihr Vorgehen bei der Informationssammlung und -bewertung. Pflegeziele bei einer Person könnten sich demnach unterscheiden, von welcher Pflegetheorie, welchem Modell her die Planung erstellt wird.


Pflegebedarfs-Analyse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gibt kurze Checklisten ohne Anspruch auf präzise Gewichtung des Bedarfs. Dabei wird gefragt, ob die ATL vollkommen selbständig, teilweise, unter Anleitung oder nur durch volle Übernahme durch externe HelferInnen ausgeübt werden kann.

Vorgänger solcher Checklisten war Katz mit seiner unten genannten Liste der Instrumentellen ADL (IADL, engl: instrumental activitys of daily living).

Irgendwo zwischen den Fähigkeiten und anderen Ressourcen einer Person und ihren akzeptierten Wünschen, diese Fähigkeiten durch Pflegepersonal ersetzen zu lassen, liegt der Pflegebedarf.

Diese vorsichtige Formulierung weist auf den subjektiven Aspekt des Begriffs Pflegebedarf hin, der durch pflegende und gepflegte Personen unterschiedlich gesehen werden kann. Durch Beschreibung von Fähigkeiten und subjektiven Problemen kann der Pflegebedarf dieser Person näher eingegrenzt werden. Dies wird bei den Checklisten, die im Ankreuz-Verfahren nach dem Grad der Selbständigkeit fragen, meistens übergangen. Es wird eine fehlende Fähigkeit angekreuzt. Das Ergebnis ist dann entsprechend ungenau. Bei der Pflegebedarfsanalyse und daraus abgeleiteten Arbeitseinteilungen für eine ganze Station/Wohnbereich ist jenes Resultat kaum verwendbar. Also erstellen die Pfl. dann weitere Listen oder Stundenpläne. Und das manchmal täglich neu.

Die Pflegebedarfsanalyse im Ankreuzverfahren (mit Kurzkommentaren) kann nur ein erster Anhaltspunkt bei der Aufnahme sein. Für den täglichen Einsatz ist nur die umfassende Pflegeplanung geeignet.

Weltanschauliche Ausrichtung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die weltanschauliche Ausrichtung einer Pflegeorganisation oder einzelnen Pflegenden wird ebenfalls Auswirkungen bei der Gewichtung verschiedener ATL nach sich ziehen.

Aspekte einzelner ATL[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ATL erfordern zunächst eine Informationssammlung der vorhandenen und fehlenden Fähigkeiten. Dabei kann für einzelne ATL die Erhebung von objektiven Zahlenwerten zunächst ausreichen. Wenn dabei keine Normabweichung vorliegt, wird in diesem Bereich keine Pflegemaßnahme erforderlich.

Bei den eher bewertenden "Aktivitäten" (z. B. Soziales, Lebenssinn) wird zunächst die Frage an die Patientin/Kundin genügen, ob es in diesem Bereich aus ihrer Sicht Probleme gibt, die mit dem Behandlungsgrund zusammenhängen. Wenn ja, sollte eine genauere Erhebung / Beschreibung stattfinden (vgl. Assessment).

Auch das Nichtvorliegen eines weiteren Klärungsbedarfs sollte in der Informationssammlung dokumentiert werden, um zu zeigen, dass dies überprüft wurde.

Bei der Ausformulierung der ATL`s ist es unbedingt erforderlich, den Menschen im Gesamten zu betrachten. Hierfür ist die Biographie des jeweiligen Menschen von zentraler Bedeutung. "Nur wer die Vergangenheit eines Menschen kennt, kann seine Zukunft mitgestalten."

Weiterentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufbauend auf dem Kpnzept der ATL entwickelte Monika Krohwinkel das Konzept der Aktivitäten und existenziellen Erfahrungen des Lebens (AEDL).

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Juchli, L. (1994): Pflege. Praxis und Theorie der Gesundheits- und Krankenpflege. 7. Aufl. Stuttgart: Thieme. (Pflegelehrbuch)
  • Katz S.; Ford A. B.; Moskowitz R. W.; Jackson B. A., Jaffe M.W. (1963): Studies of Illness in the Aged. The Index of ADL. A Standardized Measure of Biological and Psychosocial Function. In: Journal of the American Medical Association (JAMA) 185, S. 914–919.
  • Katz S, Akpom C. A. (1976): A Measure of primary sociobiological functions. International Journal of Health Serv. 6, 493-507
  • Kuratorium deutsche Altershilfe -KDA (1993): 1.600 Lit.angaben zur Pflegepraxis. Die 13 AEDL-Bereiche. Thema, kda,nr. 86. Von Benner-Wenig S, Busch A u. a. bearbeitet. 1977-1991 aus 10 Zeitschriften.
  • Mahoney, F. I., Barthel, D. W. (1965): Functional Evaluation: The Barthel Index. In: Maryland State Medical Journal 14, S. 61–65.
  • Roper N.; Logan W.W., Tierney A. (Hrsg.) (1993): Die Elemente der Krankenpflege. Ein Pflegemodell, das auf einem Lebensmodell beruht. Basel:

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorlage:Erweitern en:activities of daily living