Perniziöse Anämie
Perniziöse Anämie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die perniziöse Anämie beruht auf einer Resorptionsstörung des [[Vitamin B12]], das mit der Nahrung zugeführt wird. Es fehlt bei diesen Patienten der von den Belegzellen des Magens gebildete sog. Intrinsic–Faktor (IF), der sich mit dem Vitamin B12 zu einem Komplex verbinden muss, damit die Resorption des Vitamins im Dünndarm stattfinden kann.
- Vitamin B12 ist ebenso wie die Folsäure ein wichtiger Katalysator beim Aufbau der Nukleinsäure während der Zellteilung.
- Sein Fehlen führt zu einer Verzögerung der Zellteilung bei sonst normalem Zellwachstum, so dass besonders große, nicht ausgereifte Zellen entstehen.
- Betroffen sind insbesondere die blutbildenden Zellen im Knochenmark, die Zellen der Schleimhäute und das Nervengewebe.
Ursachen des IF – Mangels / Vitamin B12-Mangels[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Atrophie der Magenschleimhaut mit fehlender Säure- und Enzymproduktion
- Bildung von Autoantikörpern gegen den IF selbst, aber auch gegen die Belegzellen
- unausgewogene vegane Kost oder Alkoholismus
- Intensiver Gebrauch von Magensäurehemmende Mitteln (Magenschutz, z.B. Pantozol)
- Anwendung von N2O, Distickstoffmonoxid (Lachgas) bei Operationen, Betäubungen oder beim Missbrauch dessen als Droge
Symptome[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
anämische Symptome[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Schleichender Beginn mit Leistungsschwäche und Müdigkeit
- Magen–Darm-Störungen und abdominaler Schmerz
- Erhöhung der Herzfrequenz bis Tachykardie
- Fahle Blässe mit gelblichem ikterischem Unterton
- leichter Ikterus
- Zungenbrennen mit hochroter, atrophischer Schleimhaut (Hunter Glossitis)
neurologische Symptome[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Kribbeln, Missempfindungen z.B. Taubheit der Haut, "eingeschlafene" Hände und Füße
- Gangunsicherheit
- Lähmungserscheinungen (selten)
- abgeschwächtes Vibrationsempfinden
- Polyneuropathie
- Konzentrationsschwäche
- Depression, Psychosen
- beginnende Demenz
Diagnose[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Laborbefunde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Methylmalonsäure im Urin, gilt als sicher wenn erhöht.
- Blutbild (BB, diff. BB, Retikoluzyten, CRP, LDH, Bilirubin, SGOT, SGPT, AT, γ-GT, Elektrolyte)
- Große Erythrozyten (Megalozyten) mit einem erhöhten Hb- Gehalt (MCH größer als 36 pg)
- als weiteres Zeichen der Reifungsstörung einer Verminderung der Retikulozyten, der Granulozyten und der Thrombozyten
- im Sternalmark große unreife Vorstufen der roten Reihe (Megaloblasten), der weißen Reihe und der Thrombozyten
- Hämolysezeichen durch den vorzeitigen Abbau der reifungsgestörten Erythrozyten
- HoloCT im Blut (Transportprotein für Vitamin B12)[1]
- Schilling-Test
- Gastroskopie mit Biopsie.
Differentialdiagnostik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Polyneuropathie, Fibromyalgie, generalisiertes Schmerzsyndrom
- Rheumatoide Arthritis, Rheuma, Arthritis
- undifferenzierte Kollagenose, Lupus erythematodes, Antiphospholipid-Syndrom, Sklerodermie, Sjörgren-Syndrom,
- Borreliose
- Krankheiten aufgrund erhöhtem Homocystein (Herzinfarkt, Schlaganfall)
- Osteoporose
- Arteriosklerose
- Erkrankungen der Wirbelsäule)/HWS
- Multiple Sklerose
- Restless-Legs-Syndrom (RLS und Tremor)
- Chronisches Erschöpfungssyndrom
- Demenz, Autismus, Alzheimer-Krankheit
- Parkinson-Krankheit
- Depression
- Schizophrenie
- Erkrankungen der Schilddrüse, Hashimoto-Thyreoiditis
- Unfruchtbarkeit, Fehlgeburt
- Syndrom der blinden Schlinge (engl. blind-loop syndrome)
- Morbus Crohn
- Aids
- Diabetes mellitus
- Hautkrankheiten wie Psoriasis-Arthritis / Schuppenflechte und Neurodermitis
Therapie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Parenterale Gaben von Vitamin B 12
- Nach Auffüllen der Vitamin B12 – Depots erfolgt eine Erhaltungstherapie alle 1 – 3 Monate je nach Präparat
- Eine Woche nach Beginn der Behandlung ist ein deutlicher Anstieg der Retikulozyten als Zeichen der verbesserten Zellreifung zu beobachten
- Der erhöhte Eisenverlust ist durch Eisengaben auszugleichen und die Anazidität durch Salzsäure- und Magenenzympräparate zu kompensieren.
- Da bei Perniziosapatienten gehäuft Magenkarzinome auftreten, ist eine regelmäßige Kontrolle durch Gastroskopie erforderlich.