Sucht

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Sucht oder synonym Abhängigkeit sind weit gefasste Begriffe für den stark ausgeprägten Drang einer Person (Craving), durch Konsum von Suchtmitteln oder durch ein bestimmtes Verhalten einen subjektiv erwünschten körperlichen, sozialen oder psychischen Zustand herzustellen. Wird dem Drang nicht nachgegeben, so treten Entzugserscheinungen auf. Es handelt sich um tendenziell krankhafte Störungen, wenn dem Drang trotz nachteiliger Effekte nachgegangen wird, bzw. um ausgewiesene Krankheitsbilder mit Folgeschäden vor allem bei substanzgebundener Abhängigkeit (ICD 10:Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen (F10-F19)).

Auch ein beachtlicher Anteil des Pflegepersonals (und der Ärzte) sind substanzgebunden süchtig (etwa 1 bis 3 Personen von 20 MitarbeiterInnen, genannt werden je nach 8-15% untersuchter Gruppe).

Begriffe, Definitionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Abhängigkeitssyndrom: starkes Verlangen nach der Substanz, Kontrollverlust beim Konsum, anhaltende Eigenschädigung, Entzugssyndrom

Craving[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Craving ist der (aus dem Englischen stammende - sprich: Kräiwing) Fachausdruck für den Drang, zu konsumieren und die Wirkung des Suchtmittels zu spüren - gedankliche Beschäftigung mit dem Ausüben des Suchtverhaltens, Herbeisehnen der erwünschten Wirkung.

Gewöhnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Entstehung einer Sucht entwickelt sich manchmal sehr schnell, manchmal über lange Zeit Gewöhnung oder Toleranz auf verschiedenen Ebenen:

  • Verhalten: Die Ausübung der Sucht erscheint subjektiv normal - Konsum, später auch Beschaffung von Drogen, damit verbundene Situationen werden zur alltäglichen Gewohnheit.
  • Beziehungen: Neu entstehende Kontakte zu anderen Süchtigen und Meiden von kritischen Stimmen "filtern" das soziale Umfeld (=> Subkultur).
  • Psyche: Die Wirkung des Suchtmittels (bzw. -verhaltens) wird als angenehm und sichernd empfunden. Problembewusstsein, sofern anfangs vorhanden, schwindet; ebenso die Wahrnehmung für evtl. unangenehme Nebenwirkungen.
  • Körper: Auch auf der physischen Ebene "gewöhnt" man sich an negative Begleiterscheinungen - die Einstellung des Stoffwechsels auf regelmäßige Suchtausübung kann aber v. a. eine Dosissteigerung erforderlich machen, um die Wirkung weiterhin deutlich zu spüren.

Bleibt das Suchtverhalten dann wieder aus, so kommt es zum ...

Entzug[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von Entzug spricht man, wenn das Ausbleiben des Suchtverhaltens über einen gewissen Zeitraum unerwünschte körperliche oder psychische Folgen hat. Bei dauerhafter Abstinenz klingen diese Erscheinungen i. d. R. wieder ab; erneute Konfrontation mit dem Suchtverhalten birgt jedoch immer ein Rückfallrisiko. Anhand der Entzugssymptome wird unpräzise körperliche und psychische Abhängigkeit unterschieden. Jedoch gravierende vegetative und hirnphysiologische Folgen machen sich zwar hauptsächlich durch psychische Erscheinungen bemerkbar, sind aber eindeutig auf gewöhnungsbedingte Soffwechselstörungen zurückzuführen; wiederum rein psychische Entzugssymptome können körperliche Missempfindungen auslösen - die Übergänge sind fließend.

Psychische Abhängigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Psychische Abhängigkeit äußert sich in psychischen Entzugssymptomen beim Versuch bzw. zu Beginn der Abstinenz:

  • starkes Craving, die Gedanken kreisen nur noch um das Suchtverhalten,
  • innere Unruhe, Konzentrationsschwierigkeiten, Schlafstörungen,
  • Ängste, depressive (niedergeschlagene) oder dysphorische (gereizte) Verstimmung.

Körperliche Abhängigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Körperliche Abhängigkeit besteht bei körperlicher Entzugssymptomatik zu Beginn der Abstinenz von Suchtmitteln, tritt also eigentlich nur bei substanzgebundener Sucht auf:

Substanzgebundene Sucht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Substanzgebundene Süchte beziehen sich i. d. R. auf Drogen - Substanzen die die psychischen Funktionen (Wahrnehmung, Bewusstsein, Emotion etc.) beeinflussen, also einen Rausch erzeugen. Die häufigste Substanzen sind Formen des Alkohols, weitere:

Gefahren des Komasaufens[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Immer mehr Jugendliche betrinken sich bis zum Umfallen, dem so genannten Komasaufen. Seit dem Jahr 2000 habe sich die Zahl der Klinikeinweisungen von 10- bis 20jährigen wegen Alkoholvergiftungen mehr als verdoppelt. Oft wird mit dem erklärten Ziel in einer Gruppe getrunken, massiv betrunken zu werden, also „bewusstes Rauschtrinken“, „Wetttrinken“ oder „Kampftrinken“. Dabei ist in Deutschland die Situation auch in anderen Generationen nicht einfach: Erwachsene gehen sehr oft mit schlechtem Beispiel voran: 9,5 Millionen Menschen in Deutschland trinken laut Drogen- und Suchtbericht 2008 zu viel Alkohol, 1,3 Millionen sind abhängig. Es ist die Einladung zur Verletzung des eigenen Körpers, wenn Flatratesaufen in Kneipen angeboten wird. Auch die wenig kontrollierte Abgabe von Alk in Tankstellen und Supermärkten verstärkt den Konsumdruck auf Jugendliche. Es gibt in Deutschland neben vielen kleinen Dorffesten auch ein großes Komasauf-Festival, für das Deutschland weltweit berühmt ist - das Oktoberfest.

Etwa 25.000 Kinder und Jugendliche jährlich, werden in Deutschland unter dieser Diagnose als Notfall ins Krankenhaus eingewiesen. Nicht wenige nahmen zusätzlich auch Amphetamine, Ecstasy und Kokain ein. Ein tödlicher Cocktail, wenn nicht sofort professionelle Hilfe naht: Selbst dann fehlt es zurzeit noch an klaren Leitlinien zur Diagnostik und Therapie des Komasaufens.

Differenzialdiagnose: Ausgeschlossen werden müssen: Kreislaufschock, Unterzuckerung, Medikamente, primär hirnorganische oder metabolische Ursachen, aber auch Traumata.

Symptome: Aggressive, uneinsichtige Kinder und Jugendliche neigen zur Selbstüberschätzung, illusionären Verkennung, Agitationen und haben Panikattacken. Schwere psychotische Zustände können mit Somnolenz verbunden sein und in die Bewusstlosigkeit führen.

Therapie: Die Erstversorgung gehört unbedingt in die Hände des Notarztes und des Rettungsdienstes, der die Patienten in die Intensivmedizin bringt. Nicht abwarten!

Missbrauchstoffe ohne psychische Wirkung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einige Stoffe werden missbraucht, ohne das sie psychische Wirkungen haben. Die Mehrzahl dieser Stoffe erreicht noch nicht mal das Zentralnervensystem. Damit können sie auch nicht auf das mesolimbische Belohnungssystem einwirken. Es handelt sich vor allem um Abführmittel (Laxanzien) und harntreibende Mittel (Diuretika). Das Phänomen dieses Missbrauchs, der manchmal "einfacher Missbrauch" genannt wird. Diese Form der "Sucht" fällt nicht unter die üblichen Definitionen von Abusus und Abhängigkeit, die ja psychoaktive Substanzen voraussetzen. Besonders disponiert sind Patienten mit Anorexia nervosa und Bulimie. Durch Gebrauch und Missbrauch von Laxanzien werden erhebliche Kosten verursacht. Diuretika werden auch bei bestimmten Sportarten, als Dopingmittel genommen:

  • Gewichtsreduktion
  • Beeinflussung von Dopingkontrollen (stark verdünnter Urin)
  • Zur besseren Darstellung des Muskelreliefs

Emetika Brechmittel wie Emetin oder Sirupus Ipecacuanae werden gelegentlich von Patient(innen) mit Bulimie genommen, um Erbrechen zu erleichtern oder zu erzwingen. Eine solche Manipulation ist sehr riskant, weil durch ständige Zufuhr von Brechmitteln dieses Typs schwere Körperschäden verursacht werden können, z.B. dilatative Kardiomyopatie.

Die nicht substanzgebundene Sucht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nicht substanzgebundene Süchte beziehen sich i. d. R. auf Verhaltensweisen, die zur Ausschüttung von Endorphinen oder opoidähnlichen Neurotransmittern führen - somit handelt es sich eigentlich auch hier um Abhängigkeit von bestimmten Substanzen, die allerdings nicht von außen zugeführt, sondern durch bestimmte Verhaltensweisen körpereigen erzeugt werden.

Beispiele (Artikel bei Wikipedia):

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur (Internet)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Fuchs, Reinhard; Ludwig Rainer; Martina Rummel (Hrsg.): Betriebliche Suchtprävention. Göttingen, Hogrefe-Verlag, 1998 (Sammelband, auch mit Beiträgen zur Sucht in Gesundheitsberufen)
  • Wienemann, Elisabeth; Günter Schumann; Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS, Hrsg): Qualitätsstandards in der betrieblichen Suchtprävention und Suchthilfe der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS). Hamm, 2006
  • Altmeppen, Sandra: "Ein Gläschen in Ehren - Abhängige Menschen begleiten". In: Unterrichtsmaterialien für die Pflege. Raabe Verlag. Berlin 2011. http://www.raabe.de/go/Gesundheit+%26+Soziales/Pflegeausbildung/Unterrichtsmaterialien+f%C3%BCr+die+Pflege+-+EL1

Zur Sucht in Gesundheitsberufen:

  • Heinze, Gerhard, Marion Reuß: Alkohol-, Medikamenten-und Drogenmissbrauch im Betrieb: Arbeitsschutz-Arbeitsrecht-Prävention-Rehabilitation. Berlin, Erich Schmidt Verlag, 2004 - 2. Auflage.
  • Mäulen Bernhard: Abhängigkeit in Pflegeberufen. (Herausgeber Hauptstelle) 1992. (auch online)

Weblinks/Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]