Niere

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Die doppelt vorhandene Niere (lat. Ren, gr. Nephros) ist der harnbildende Teil der Harnorgane.

Datei:Unterbauch.png
Lage der Nieren im Unterbauch

Aufgaben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lage und Form[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Datei:Niere.png
Schnitt durch die Niere

Sie sind bohnenförmig, etwa 12 * 6 * 3 cm groß und jeweils ca. 150 g schwer. Sie liegen retroperitoneal und die Linke etwa auf Höhe des 11. Brust- bis 2. Lendenwirbels, die Rechte liegt aufgrund der Leber einen Wirbel (2 - 3 cm) tiefer (Th12 - L3). Die Niere ist von einer Organkapsel, der so genannten Capsula fibrosa umgeben. Sie ist locker (abpräparierbar) mit der Niere verbunden und enthält Kollagenfasern. Die Niere mit ihrer Organkapsel und die den oberen Nierenpolen aufliegenden Nebennieren sind von einer Fettkapsel (Capsula adiposa) umgeben. Niere, Nebenniere und Fettkapsel liegen wiederum innerhalb eines Fasziensacks, der Fascia renalis. Dieser Fasziensack ist nach caudal und medial offen.

Die Niere wird nur locker in ihrer Position gehalten (durch den Druck in den Gefäßen des Hilums, Fettkapsel, Fasziensack), so dass sie bei Abbau der Fettkapsel bei Unterernährung oder längerer Diät aus dem unten offenen Fasziensack in Richtung des Beckens rutschen kann (Wanderniere). Physiologisch etwas höhere Position im Liegen als im Stehen.

Aufbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Niere besteht aus einer ca. 1 cm dicken Rinde (Cortex renalis), die sich säulenartig in das Mark zieht (Nierensäulen, Columnae renales). Zwischen diesen Säulen liegt das Nierenmark in Form von etwa 10-20 Nierenpyramiden (Pyramides renales), deren stumpfe Spitzen (Nierenpapillen, Papillae renales) in die Nierenkelche (Calices renales) ragen. Eine solche Markpyramide mit ihrer umgebenden Rindensubstanz bezeichnet man als Nierenlappen. Die Kelche einer Niere vereinigen sich zu ihrem Nierenbecken (Pelvis renalis), aus dem der Harnleiter (Ureter) hervorgeht.

Als Nierenbucht (Sinus renalis) bezeichnet man die Einziehung in der Mitte des konkaven, medialen Randes (Margo medialis) der Niere. Hier liegt auch das Nierenhilum (Hilum renale) also die Stelle, an der A. renalis, V. renalis und Harnleiter ein- bzw. austreten.

Blutversorgung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Niere erhält das Blut aus der Nierenarterie (A. renalis) die direkt aus der Aorta abdominalis entspringt. Danach geht das Blut in die

  • Zwischenlappenarterien (Aa. interlobares)
  • Bogenarterien (Aa. arcuatae) und
  • Zwischenläppchenarterien (Aa. interlobulares).
  • Die Vas afferens genannte Arteriole führt zum Nierenkörperchen und zweigt sich dort zu einem Kapillarnetz auf.

Der venöse Abfluss erfolgt über

Funktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Niere wird täglich von 1200-1600 l Blut durchströmt, dies entspricht 20% des HZV. Davon werden in den Nierenkörperchen (dort auch Abbildung) etwa 150-190 l/d Primärharn ultrafiltriert.

Das aus den Glomeruli beider Nieren herausgefilterte Volumen pro Minute nennt man glomeruläre Filtrationsrate (GFR). Die GFR liegt beim Gesunden bei ca. 125 ml/min. Diese Verhältniszahl wird rein rechnerisch aus dem Wert für Kreatinin im Serum sowie dem Alter und dem Geschlecht der Patientin bestimmt.

Die Menge an Eiweiß, Erythrozyten, Leukozyten, Glukose und einiger anderer Substanzen im Urin kann über einen Teststreifen abgelesen oder eine Laboranalyse des Urins ermittelt werden.

Der Druck in den Glomeruli beträgt etwa 50 mmHg. Zieht man davon den kolloidosmotischen Druck des Blutes (KOD = 25 mmHg) und den Gegendruck in der Bowman-Kapsel (17 mmHg) ab, so erhält man einen effektiven Filtrationsdruck von ca. 8 mmHg.

Der eigentliche Filter besteht aus drei Schichten: dem Gefäßendothel des Glomerulus, dessen Basalmembran und den Podozyten des inneren Blatts der Bowman-Kapsel. Diese haben unterschiedliche Filtereigenschaften. Dieser Filter hält Zellen oder Moleküle zurück die größer als 5 nm, schwerer als 50.000 Dalton und positiv geladen sind.

Das entstandene Ultrafiltrat wird im Tubulussystem bearbeitet, wobei 99% des Wassers und diverse Substanzen (Glukose, Elektrolyte) rückresorbiert und die übrige Flüssigkeit und ausscheidungspflichtige Substanzen in den Harn sezerniert werden.

Über die Sammelrohre (Tubuli renales colligens) gelangt der dann entstandene End- oder Sekundärharn über die Nierenpapillen in die Nierenkelche, dann in das Nierenbecken und in den Harnleiter. Der Urin beider Nieren fließt zur Harnblase.

Die Autoregulation von Nierendurchblutung und glomerulärer Filtration[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Niere ist in der Lage, die zur glomerulären Filtration notwendige Nierendurchblutung durch hormonelle Beeinflussung des arteriellen Blutdrucks zu erreichen. Diese Regulation findet im Wesentlichen im so genannten juxtaglomerulären Apparat, einer Berührungsstelle zwischen Tubulussystem und zuführendem Blutgefäß (Vas afferens), statt. Im distalen Ende des Tubulus, d.h. dort, wo der Primärharn durch Rückresorption des Wassers und der Mehrheit der Elektrolyte bereits weitgehend zum Endharn umgewandelt worden ist, befinden sich die Macula-densa-Zellen, die kontinuierlich die Konzentration der Natriumkationen im Urin bestimmen. Ist diese zu gering, so lässt dies auf eine zu geringe Filtrationsrate, d.h. eine zu geringe Durchblutung des Glomerulus, schließen. Die Macula-densa-Zellen senden nun einen elektrischen Reiz an die benachbarten Endothelzellen des Vas afferens, welche daraufhin Renin ausschütten. Dieses Hormon bewirkt eine Steigerung des Blutdrucks, sodass die GFR und damit die Natriumkonzentration im Urin wieder ansteigt.

Diese Form der Autoregulation benötigt 80-180 mmHg systolischen arteriellen Druck, stärkere Abweichungen müssen anderweitig kompensiert werden.

Urologie / Nephrologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Pathologie ist Aufgabe der Nephrologie (Artikel bei Wikipedia; Teilgebiet der Inneren Medizin.)

Dazu gehören insbesondere die Glomerulopathien, die Interstitiellen und Postrenalen Nephropathien, die Erbkrankheiten der Nieren, die Hochdruckerkrankungen (insbesondere in der Schwangerschaft) und diverse Stoffwechselstörungen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Erica Jecklin: Arbeitsbuch Anatomie und Physiologie. Für Pflege- und andere Gesundheitsfachberufe. Urban & Fischer - Elsevier, 12. Auflage - 2004. ISBN 3-437-26980-1 (Ab Seite 305)

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]